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Polizisten und Polizistinnen gehen auf der Suche nach dem vermissten Arian aus Bremervörde über ein landwirtschaftliches Gelände.

© dpa/Daniel Bockwoldt

Update

„Heute stellen wir alles auf null“: Polizei ändert bei Suche nach Arian aus Bremervörde ihre Strategie

Auch nach der vierten Nacht wird der autistische Junge weiterhin vermisst. Für die Retter ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Polizei sucht nun in kleinen Gruppen nach Arian.

Drama in Niedersachsen: Auch in der vierten Nacht in Folge ist der sechs Jahre alte Arian aus Bremervörde vermisst geblieben. Die eingeleiteten Suchmaßnahmen hätten bisher nicht zum Erfolg geführt, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitagmorgen. „Heute stellen wir alles auf null und fangen noch mal im Ort an.“

Mit der Suche solle am Ausgangspunkt an der Wohnung der Eltern begonnen werden. „Wir ziehen dann Kreise und werden Stück für Stück erweitern“, sagte er. „Wir haben die Strategie ein bisschen geändert“, sagte ein Polizeispreche weiter. „Wir haben wieder neue Suchkorridore eingerichtet und suchen dort, allerdings nicht mit den langen Polizei- oder Personenketten, sondern in kleineren Gruppen.“

In der Nacht zum Freitag waren weitere Mittel eingesetzt worden: Kinderlieder wurden bis zum frühen Morgen über Lautsprecher abgespielt und sogenannte Skybeamer genutzt. Dabei handelt es sich um Scheinwerfer, die einen Lichtkegel in den Himmel projizieren, wie die Polizei mitteilte. Zusammen mit den Kinderliedern sollten die Skybeamer Anreize für den vermissten Jungen setzen, die Orte aufzusuchen.

Der sechsjährige Arian aus Bremervörde wird seit Montagabend vermisst.

© Polizeiinspektion Rotenburg

Nach Abschluss der Suche im Gebiet entlang des Flusses Oste in nördlicher Richtung wollen die Einsatzkräfte am Freitag erneut den Ortsteil, in dem der Junge wohnt, durchsuchen. Es sollen nach Angaben eines Feuerwehrsprechers alle Schuppen und Garagen geöffnet und kontrolliert werden. Demnach sollen auch Mülltonnen durchsucht werden. Die Müllabfuhr für diesen Freitag sei abgesagt worden.

Bundeswehr stockt bei Suche nach Arian Kräfte auf

Zudem sollten Gullydeckel geöffnet werden. Die Feuerwehr wollte über Lautsprecher über die geplanten Maßnahmen informieren.

Ein Soldat der Bundeswehr sucht mit einem Nachtsichtgerät nach Arian im Landkreis Rotenburg (Wümme).

© dpa/Jonas Walzberg

Auch die Bundeswehr verstärkte ihr Personal. Noch am Donnerstagabend trafen rund 60 weitere Kräfte der Luftwaffe ein. Unter anderem hatten sie nach Angaben der Sprecherin des Landeskommandos Niedersachsen Wärmebildkameras dabei. Im Laufe des Donnerstags waren bereits etwa 250 Soldaten in dem Suchgebiet eingetroffen.

Bei der Suche nach dem sechsjährigen Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde wird ein Skybeamer eingesetzt. Dabei handelt es sich um Scheinwerfer, die einen Lichtkegel in den Himmel projizieren.

© dpa/Jörn Hüneke

Während der Suche setzten die Helfer Drohnen ein, einen Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellte.

„Wir haben gestern im Verlauf des Abends Fußspuren gefunden, die zu Arian gehören könnten“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. „Daraus ergibt sich eine mögliche Richtung, in die Arian unterwegs sein könnte. Die Hunde haben eine Fährte aufgenommen.“

Die Spur führe entlang des Flusses Oste in nördliche Richtung. Da der Junge Wasser möge, sei es möglich, dass er am Fluss entlanggelaufen sei. In der Nähe des Flusses liegt ein Tümpel. Polizeitaucher begannen am Donnerstag damit, diesen Tümpel abzusuchen, wie der Polizeisprecher mitteilte – zunächst ohne Ergebnis. Hunderte Einsatzkräfte sind bereits an der Suche beteiligt.

Suche nach Arian via Feuerwerk und Luftballons

Bei der Suche war in der Nacht zu Donnerstag auch Feuerwerk abgebrannt worden. Davon erhofften sich die Einsatzkräfte eine Spur zu dem Jungen zu bekommen, da er Feuerwerk möge.

Polizeitaucher gehen auf der Suche nach dem sechsjährigen Arian einen Tümpel ab.

© dpa/Daniel Bockwoldt

Auf Wunsch der Eltern wurden bereits auch Luftballons und Süßigkeiten eingesetzt. „Die haben es dem Jungen angetan“, so der Sprecher. Eine Prognose sei schwer zu stellen, sagte der Sprecher. „Der Junge dürfte entkräftet sein, ihm dürfte kalt sein, und er hat nichts gegessen und getrunken.“

Die Suche gehe weiter. Um über ein Ende der Suchaktion zu sprechen, sei es noch zu früh, betonte der Sprecher. „Darüber ist noch nicht gesprochen worden.“

Der vermisste Sechsjährige ist Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera allein aus seinem Zuhause verschwunden. Arian sei demnach am Montag gegen 19.15 Uhr ohne Begleitung durch das Wohngebiet gelaufen, in dem er lebt, wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte.

Arian lief in Richtung Wald

Es sei zu sehen, dass Arian einen Stock mit sich führte, mit dem er auf der Straße herumgewedelt und gespielt habe. Dann sei er recht zügig Richtung Wald gelaufen, fast gerannt, sagte der Polizeisprecher. Von dem Viertel, in dem der Sechsjährige wohnt, führt eine kleine unbefestigte Straße an einem Rapsfeld vorbei zu einem Waldgebiet.

Die Polizei hielt es für möglich, dass der Sechsjährige dorthin ging. Im Wald positionierten die Helfer Wildkameras, die den Jungen entdecken sollen.

Ballons und Süßigkeiten stehen auf einem Feld bei Bremervörde. Von einem vermissten sechs Jahre alten Jungen aus dem niedersächsischen Bremervörde fehlt noch immer jede Spur.

© dpa/Markus Hibbeler

Nach Angaben der Polizei ist der Junge Autist und reagiert nicht auf Ansprache. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass er sich nicht melden wird, wenn er Menschen in der Nähe bemerkt. Demnach alarmierte der Vater sofort die Polizei, als er bemerkte, dass das Kind nicht mehr zu Hause war.

Tornado-Jet beteiligt sich an Suchaktion für Arian

Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und anderen Organisationen durchsuchen seitdem das Gebiet rund um das Zuhause des Jungen. Im Einsatz waren auch Hunde, Drohnen, ein Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellte. Der Fluss Oste in der Nähe des Wohnhauses wurde am Mittwoch mit einem Sonarboot und von Polizeitauchern abgesucht.

Die Lage sei sehr ernst, sagte ein Polizeisprecher bereits am Mittwoch mit Verweis auf die vergangenen zwei kalten Nächte und die leichte Bekleidung von Arian. „Mit jeder Stunde, die verstreicht, wird es ernster.“

Aber: „Wir haben weiter Hoffnung und wir suchen nach wie vor mit ungemindertem Einsatz.“ Alle seien motiviert. „Das größte Ziel ist es, den Jungen zu finden.“

Zahlreiche Feuerwehrleute und Polizisten beteiligen sich an der Suche nach Arian.

© dpa/Daniel Bockwoldt

An der Suche nach dem Sechsjährigen beteiligten sich neben Feuerwehr und Polizei auch das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und zahlreiche Freiwillige aus dem Ort. „Wir arbeiten in der Einsatzzentrale Hand in Hand, das klappt wunderbar“, sagte der Polizeisprecher. Die Anteilnahme sei groß.

Anwohnerinnen und Anwohner waren von den Beamten gebeten worden, Schuppen und andere mögliche Verstecke auf ihren Grundstücken zu überprüfen und Aufnahmen von privaten Überwachungskameras zu sichten.

Die Einsatzleitung legte mit Blick auf eine große Lagekarte fest, welche Gebiete in welcher Reihenfolge abgesucht werden sollten, wie der Sprecher der Stadtfeuerwehr Bremervörde, Bastian Kynast, berichtete. Die Polizei hat ein Hinweistelefon eingerichtet und ein Bild von Arian veröffentlicht. (dpa, AFP)

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