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Francesco Schettino, Ex-Kapitän der Costa Concordia.

© dpa

Verteidiger-Plädoyer im Costa-Concordia-Prozess: „Ein System, das versagt hat“

Im Costa-Concordia-Prozess haben die Verteidiger

Francesco Schettino sitzt wieder einmal an den Schaltknöpfen. Während sein Verteidiger spricht, zwei volle Tage lang, spielt der Angeklagte vom Computer aus die dazugehörigen Vernehmungsprotokolle, Schaubilder, Tondokumente ein. Wenn Schettino dann wieder mal nicht hinterherkommt – er hat ja auch „Fieber wie ein Pferd“, lässt er ausrichten – schaut der Verteidiger die drei Richter direkt an, sagt schulterzuckend: „Ach, Sie wissen schon, unser Techniker“.

Mit dem Plädoyer der Verteidiger ist im Stadttheater von Grosseto der Prozess um die Havarie der Costa Concordia in die letzte Runde gegangen. Donato Laino und Domenico Pepe versuchen alles, ihrem Mandanten die 26 Jahre und drei Monate Haft zu ersparen, die die Staatsanwaltschaft beantragt hat. „Gut, einen Teil der Verantwortung trage auch ich“, hat Schettino nach eineinhalb Prozessjahren und mehr als 60 Verhandlungen inzwischen zugegeben. „Wie viel, das soll das Gericht entscheiden.“ Die Strategie der Verteidiger aber besteht darin, die Schuld abzuwälzen – von den Schultern des Kapitäns auf „ein System, das versagt hat“.

Das System: Das waren „diese Leute“, die dem Kapitän von der Reederei zur Seite gestellt worden seien. Schettino habe seine „Sorge um Schiff und Passagiere“ schon früher immer wieder dadurch bekundet, dass er seinen Arbeitgeber auf die „mangelnde berufliche Ausbildung der Offiziere“ hingewiesen habe. „Diese Leute“ waren es den Verteidigern zufolge, die im entscheidenden Moment – knapp vor den Klippen der Insel Giglio – verstummt sind und ihm nach der Havarie „falsche oder gar keine Informationen“ über den wahren Zustand des Schiffes gegeben hätten.

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