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 Die beste Quelle. Eigentlich ist reichlich Sonne das beste Mittel gegen Vitamin-D-Mangel. Aber im Winter macht sie sich rar.

© dpa

Schutz vor Infekten: Ein Vitamin für die Atemwege

Es ist nicht leicht, sich vor Infekten zu schützen - doch Vitamin D könnte dabei nützlicher sein als gedacht.

Wie kann man sich bloß vor Schnupfen, Grippe, Bronchitis schützen? Gewiss, es gibt die Grippe-Impfung, die zumindest das Risiko senkt. Und sonst? Vitamin C, Zink, dazu allerlei Hausmittelchen … nicht wirklich ein guter Rundum-Schutz. Und so erwischt es uns immer wieder. Aber jetzt ziehen Wissenschaftler einen neuen Trumpf aus dem Ärmel: Vitamin D. Wie sie festgestellt haben, kann es vor einer akuten Infektion der Atemwege schützen. Zumindest ein wenig.

Die Forscher trugen besonders aussagekräftige Studien zum Thema „Vitamin-D-Einnahme und Infektionsschutz“ zusammen, insgesamt 25 Untersuchungen mit mehr als 11000 Teilnehmern. Vitamin D senkt danach das Risiko einer Atemwegsinfektion um zwölf Prozent. Je ausgeprägter der Vitamin-D-Mangel ist, umso größer ist auch der Nutzen einer zusätzlichen Einnahme. Im Prinzip müssen 33 Personen das Mittel schlucken, damit bei einem ein Infekt vermieden wird. Zugegeben, kein berauschender Effekt.

Wird Vitamin D wöchentlich oder täglich genommen, statt in hoher Dosis und größeren Zeitabständen, erweist es sich jedoch als wirksamer. Nun müssen nur 20 Personen das Vitamin zu sich nehmen, damit eine profitiert. Liegt ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel vor (der ist gar nicht so selten), wird sogar bei jedem Vierten eine Atemwegsinfektion verhindert.

Ein Weg: Das Vitamin Lebensmitteln beimischen

Die Forscher um Adrian Martineau von der Londoner Queen-Mary-Universität schreiben im Fachblatt „BMJ“, dass ihre Untersuchung ein weiteres Argument für eine vorsorgliche Vitamin-D-Einnahme und das Anreichern von Nahrungsmitteln mit Vitamin D ist, zumal die Substanz gut verträglich ist.

Vitamin D ist eigentlich kein klassisches „Vitamin“, weil es vom Körper selbst gebildet wird – in der Haut unter Einfluss der UV-Strahlung der Sonne. In den letzten Jahren wird viel darüber diskutiert, dass es neben seiner Bedeutung für den Knochen-Stoffwechsel und das Kalzium-Gleichgewicht im Organismus noch weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften hat. So gibt es immer mehr Belege dafür, dass es das Immunsystem im Kampf gegen Krankheitserreger wie Viren und bestimmte Bakterien stärkt.

Allerdings gibt es auch Skeptiker, und in einem Kommentar zu der Studie kommen sie im „BMJ“ zu Wort. Mark Bolland (Universität Auckland, Neuseeland) und Alison Avenell (Universität Aberdeen, Großbritannien) bemängeln, dass der Effekt des Vitamins eher gering ist. Auch die Untersuchungen, die ausgewertet wurden, überzeugen die Kritiker nicht. Ein stichhaltiger Beweis steht aus, argumentieren sie. Und so ganz unrecht haben sie nicht. Erst die Ergebnisse großer Studien, die in den nächsten ein bis zwei Jahren erwartet werden, bringen hoffentlich die endgültige Klarheit. Bis dahin: Was tun? In unseren sonnenarmen Breiten haben viele, insbesondere Ältere, einen Vitamin-D-Mangel. Da ist es schon eine Überlegung wert, sich das „Sonnenhormon“ künstlich zuzuführen. Sonne in Pillenform gewissermaßen.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels und schreibt an dieser Stelle alle vier Wochen. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

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