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Soll Berlin beim Weihnachtsschmuck sparen?: Lassen wir uns das Licht nicht stehlen!

Der Senat will angesichts der aktuellen Krisen auf festliche Beleuchtung zu Weihnachten verzichten. Das ist das falsche Signal in diesen dunklen Zeiten.

Ein Kommentar von Lars von Törne

Alle Jahre wieder: Im US-Weihnachtsklassiker „Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat“ versucht ein Bösewicht, einer Dorfgemeinschaft die Stimmung zu verderben, indem er alle Gegenstände klaut, die mit dem Fest des Lichts zu tun haben. Doch die Bewohner von Whoville vereiteln den Plan: Sie zeigen dem Griesgram, dass Weihnachten auch ohne Geschenke, Lichterketten und andere Äußerlichkeiten gefeiert werden kann und mehr ist als ein Fest des Konsums und der oberflächlichen Effekte.

So gesehen könnte Berlin es mit Fassung tragen, dass der Senat in diesem Jahr aus Kostengründen die Weihnachtsbeleuchtung am Ku’damm und Unter der Linden nicht mehr bezuschussen will. Angesichts von Krieg und Krisen müssen wir alle sparen. Unser Steuergeld wird dafür benötigt, Bedürftigen zu helfen. Und die weihnachtliche Botschaft von Liebe und Hoffnung lässt sich auch ohne Lichterketten weitergeben.

Doch das ist zu kurz gedacht. Denn hier geht es um mehr als um Äußerlichkeiten. Die Entscheidung zwischen Hell und Dunkel ist auch eine darüber, wie sehr wir uns von der Energiekrise und anderen Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine unseren Alltag bestimmen lassen wollen. Das Licht ist ein Symbol, das gerade in diesen Zeiten Menschen nicht nur Zuversicht vermitteln kann, sondern auch die Botschaft in die Welt schickt, dass man so schnell nicht vor Herausforderungen einknickt.

Dazu kommen ganz praktische Erwägungen: Öffentliche Lichterketten hängen in Berlin vor allem an Orten, die für den Handel und andere Wirtschaftszweige wichtig sind. Wenn die Lichter ausgehen, dürfte das zu einem Rückgang des Umsatzes in Branchen führen, die durch die Coronakrise und den Krieg allemal schon schwer getroffen sind.

Die paar Hunderttausend Euro, die Berlin durch den Wegfall der staatlichen Förderung der Lichterketten spart, fehlen dann nachher möglicherweise den Einzelhändlern in der Kasse - und mittelbar auch dem Staat bei seinen Steuereinnahmen.

Was wäre also eine Lösung, die sowohl dem aktuellen Zwang zur Beschränkung auf das Wesentliche als auch der symbolträchtigen Jahreszeit Rechnung trägt? Schaut man sich genauer an, was an Berlins Weihnachtsbeleuchtung eigentlich so teuer ist, lernt man schnell: Es sind nicht die Lichterketten an sich. Die sind dank LED-Technik schon seit Jahren von der sparsamen Sorte - auch wenn sie im Interesse des Klimaschutzes möglichst bald durch noch sparsamere Solarmodelle ersetzt werden sollten.

Der größte Kostenpunkt liegt allerdings woanders: Das Teuerste am öffentlichen Weihnachtslicht ist der Auf- und Abbau. Wieso lassen wir also nicht einfach die Dekoration das ganze Jahr über an den Flaniermeilen hängen und schalten sie an, wann immer es etwas zu feiern gibt?

Damit ließe sich ganz nebenbei auch Berlins Charakter als multikulturelle Metropole feiern. Wer sagt denn, dass die Menschen nur zum großen Fest der Christenheit Licht brauchen? Stattdessen sollten Berlins Boulevards auch zu Chanukka, zum Fest des Fastenbrechens und an anderen Feiertagen leuchten, die den Menschen in dieser Stadt etwas bedeuten. Das wäre ein Signal weit über Weihnachten und die aktuelle Krise hinaus, das gut zu Berlin passen würde.

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