zum Hauptinhalt
Einer für alle. Seinen Verkaufsrekord büßte der VW Käfer allerdings noch zu Lebzeiten ein.

© mauritius images/Bearbeitung: Tagesspiegel

Und lief und lief und lief: Nach Käfer und Golf – wie realistisch ist die Idee eines Autos für alle noch?

Vor 20 Jahren endete die Produktion des VW Käfer. Ein ähnlich erfolgreicher Nachfolger aus dem Volkswagen-Konzern ist nicht in Sicht.

1 Die Zündung

In Mexiko-Stadt sieht man ihn noch im Straßenbild: den VW Käfer. Hin und wieder in der grün-weißen Taxifarbe, obwohl mexikanische Taxis heute eigentlich vier Türen haben müssen. Auch für die Mexikaner ist der Käfer, im Volksmund „Vocho”, ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Ein Oldtimer.

Denn seit 20 Jahren wird die VW-Ikone nicht mehr in Puebla produziert. Am 30. Juli 2003 lief der Käfer letztmalig vom Band, einer von 3000 Exemplaren der „Última Edición” – heute sind das begehrte Sammlerstücke. Wie war VW überhaupt auf die Idee gekommen, den Käfer ab 1964 in Mexiko zu bauen?

Der Automarkt war bis dato von großen und teuren US-Modellen dominiert, einen Wagen fürs Volk gab es nicht. So exportierten die Deutschen ab 1954 den Käfer. Der Erfolg machte sie mutig, in Mexiko wurde eine eigene Produktion aufgebaut.

In Deutschland ging die Käfer-Ära schon 1978 zu Ende. In Mexiko fiel der „Volkswagen“, den Ferdinand Porsche im Auftrag der Nazis 1934 als „Kraft durch Freude“-Wagen entwickelt hatte, dann endgültig aus der Zeit. 21,5 Millionen Käfer produzierte VW weltweit.

2 Der Gangwechsel

Seinen Verkaufsrekord büßte der Käfer noch zu Lebzeiten ein. Im Juni 2002 wurde die 21,5 Millionen-Marke von seinem eckigen Nachfolger, dem VW Golf, übertroffen. Doch der Mythos lebte weiter – bis heute. In der Kunst, in Filmen oder in der Musik hat der VW Käfer weiter Karriere gemacht. Und Mexiko blieb für den VW-Konzern ein wichtiger Produktionsstandort.

Der Mythos lebt weiter – bis heute.

© picture alliance / dpa/Peter Steffen

Mit dem New Beetle versuchte der Autobauer 1997 dort ein Käfer-Revival. Im Oktober lief die Produktion in Puebla an, drei Viertel der Modelle waren Cabrios. Gespart wurde nicht mit Design-Zitaten: freistehende Kotflügel, runde Motorhaube, angedeutete Trittbretter und Blumenvase am Armaturenbrett. Nur der luftgekühlte Vierzylinder-Boxermotor im Heck schaffte es nicht in die 90er, die Technik unter der Haube stammte vom Golf.

2011 gab es eine zweite Generation, die nur noch Beetle hieß, ein Facelift folgte 2016. Doch die erhoffte Käfer-Wiederbelebung im Retro-Design scheiterte. Im Juli 2019 stellte VW auch die Beetle-Produktion in Mexiko ein.

3 Der Leerlauf

Einen echten „Volkswagen” hätte VW heute wieder gerne, doch ein erschwingliches Für-alle-Elektroauto der Wolfsburger lässt auf sich warten. Es lässt sich kein Geld damit verdienen. 2026 soll es aber nach Unternehmensangaben so weit sein.

Allgegenwärtig. Doch ein erschwingliches Für-alle-Elektroauto lässt auf sich warten.

© AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER

Doch ist jetzt schon absehbar, dass der ID.1 (Projektname), der um die 20.000 Euro kosten soll, an den Kultstatus des Käfer nicht anknüpfen kann. Derweil versuchen chinesische Autobauer, die Kugelform des deutschen Klassikers aus den 50er-Jahren in die Zukunft zu retten. Der Hersteller Great Wall hat mit der Serienproduktion des Käfer-Klons „Ora Punk Cat” begonnen.

Das E-Auto aus der kommunistischen Volksrepublik sieht dem Ur-Käfer so ähnlich, dass VW eine Klage gegen die Chinesen prüft. Ein eigenes elektrisches Comeback des Käfer-Nachfolgers Beetle als ID.Beetle, über das spekuliert worden war, plant VW nicht. Zwar denkt das Management über elektrische Neuauflagen seiner Ikonen nach, die Kugel-Karosse gehört aber nicht dazu. Das Elektrozeitalter muss seine eigene Designsprache erst noch finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false