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Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Die gute Nachricht: Ursache der Muskelschwäche bei ME/CFS entdeckt

Der Natriumgehalt in den Muskeln von ME/CFS-Patienten ist höher als bei Gesunden. Das soll der Grund sein, warum Erkrankte nach geringer körperlicher Belastung einen Rückschlag erleben.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Der Natriumgehalt in den Muskeln von ME/CFS-Patienten ist höher als bei Gesunden. Das könnte der Grund sein, warum Erkrankte nach geringer körperlicher Belastung einen Rückschlag erleben. Immer wieder müssen sich Patientinnen und Patienten, die unter dem Chronischen-Fatigue-Syndrom (ME/CFS) leiden, damit auseinandersetzen, dass ihnen Ärzte sagen, ihre Beschwerden seien psychosomatisch. Und sie dann falsch behandeln, zum Beispiel mit einer „aktivierenden“ Behandlung mit steigender körperlicher Belastung , die eine Verschlimmerung der Symptome riskiert.

Für die Betroffenen ist es deshalb eine gute Nachricht, wenn die Forschung organische Ursachen hinter der komplexen Krankheit ME/CFS identifiziert. Und das nicht nur, um falsche Therapieangebote abzulehnen, sondern auch, weil sich gegen organische Ursachen Wirkstoffe entwickeln lassen.

Der Natriumgehalt der Muskeln vor und nach einem körperlichen Training war bei ME/CFS höher als bei den Kontrollpersonen.

Carmen Scheibenbogen, Immunologin

Nun haben Forschende der Charité gemeinsam mit Wissenschaftlern des Zentrums für Herz-Kreislaufforschung und des deutschen Herzzentrums eine Ursache für die anhaltende Muskelschwäche und die sogenannte Post-Exertional Malaise (kurz: PEM) gefunden, die Patienten mit ME/CFS quälen. PEM bedeutet, dass die Erkrankten bereits nach geringfügiger körperlicher Belastung eine Verschlimmerung der Beschwerden erleben.

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Ursache: Störung des muskulären Ionentransports

Die Ursache dafür sei „eine Störung des muskulären Ionentransports“, sagt Carmen Scheibenbogen, ME/CFS-Expertin an der Charité und eine der Forschenden. Diese führe zu einem Ungleichgewicht der Elektrolyte in den Muskeln und zu einer zu hohen Konzentration von Natrium.

Um das zu belegen, hat das Team eine MRT-Technik etabliert, um den Natriumgehalt in den Muskeln von Patienten mit ME/CFS zu bestimmen und diesen mit gesunden Kontrollpersonen zu vergleichen. Und: Bingo! „Der Natriumgehalt der Muskeln vor und nach einem körperlichen Training war bei ME/CFS höher als bei den Kontrollpersonen.“

Der höhere Natriumgehalt der Muskeln ging einher mit der Minderung der messbaren Griffstärke der Erkrankten, die gegenüber Gesunden deutlich geringer sei.

Diese neue Erkenntnis ermögliche es, nun gezielt nach Therapien zu suchen, die dieses Ungleichgewicht im Natriumhaushalt der Muskeln korrigieren.

Alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne „Die gute Nachricht“ finden Sie auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel.

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