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Chirurgen bei der Arbeit im Krankenhaus.

© Santiago Nunez / Photocase

Gender-Health-Gap: Wie die Medizin Frauen fatal vernachlässigt

Lassen sich Frauen von Männern operieren, riskieren sie womöglich ein höheres Sterberisiko. Das Gyncast-Team erklärt wieso und was in der Medizin-Forschung falsch läuft.

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen in Deutschland sowohl bei Männern als auch bei Frauen an der Spitze der Todesursachen. Allein im Jahr 2021 starben so 340.619 Menschen, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Doch ist bei Frauen das Sterberisiko doppelt so hoch, obwohl sie nur halb so häufig erkranken. Die Ursachen dafür sind vielseitig. Viele lassen sich aber unter einem Begriff zusammenfassen: Gender-Health-Gap.

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Das sagt auch die Medizinerin Suzann Kirschner-Brouns im Gyncast, dem Gynäkologie-Podcast des Tagesspiegels. Zusammen mit der Herzchirurgin Sandra Eifert hat sie das Buch „Herzsprechstunde“ zur Herzgesundheit und Geschlechterunterschieden geschrieben.

Spezifische Symptome bei Frauen fänden in der Forschung seltener Beachtung. So können Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen ganz anders aussehen als bei Männern, sagt Kirschner-Brouns. Auch als Probandinnen in Studien seien Frauen nur eine Minderheit. In den USA war es bis in die Neunzigerjahre üblich, dass Frauen wegen Sicherheitsbedenken von grundlegenden Medikamententests ausgeschlossen wurden. Kurz gesagt: Die Medizin hat einen über lange Zeit gewachsenen Männerfokus.

Ein Problem in allen medizinischen Bereichen

Selbst die Gynäkologie sei von diesem Gap betroffen, sagt Prof. Dr. Mandy Mangler im Podcast. Mangler ist Chefin von zwei Berliner Geburtskliniken und leitet zusammen mit Journalistin Anna Kemper durch den Podcast.

Zwar müsse bei medizinischen Studien in ihrem Fachbereich zwangsläufig stärker auf Frauenkörper geschaut werden. Gleichzeitig stünden meist Männer an der Spitze von Krankenhäusern. Diese würden folglich bestimmen, mit welcher Perspektive geforscht werde. Dieser Blick sei eben oft sehr männlich geprägt, sagt Mangler. Zu welchen Leerstellen das in der Forschung führen kann, beschreibt die Gynäkologin im Gyncast.

Operieren Männer schlechter?

Dass gesundheitlich riskant sein kann, wenn sich Frauen von Männern behandeln lassen, zeigt eine großangelegte Studie aus Kanada. Die Studie erschien 2021 im Wissenschaftsmagazin JAMA Surgery. Dafür schauten sich die Forscher*innen die Daten zu verschiedenen chirurgischen Eingriffen bei 1,3 Millionen Patient*innen an.

Die Forscher*innen beobachteten, dass Frauen in den Tagen nach der OP deutlich häufiger starben, wenn sie von einem Mann operiert wurden. Demnach stieg das Risiko um 32 Prozent. Auch das Risiko für Komplikation war höher. Bei Männern konnten sie keinen solchen Unterschied feststellen.

Im Podcast spricht Chefärztin Mangler darüber, woher dieses höhere Risiko kommt und warum männliche Ärzte auf individueller Ebene trotzdem gute Arbeit leisten. Zusammen mit den anderen Podcasterinnen diskutiert Mangler, wie Forschung in der Zukunft stattfinden sollte, um den Gender-Health-Gap zu schließen und warum es auch gut für Männer ist, wenn die Medizin bewusster mit den Geschlechtern umgeht.

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