zum Hauptinhalt
Blick über einen Felsen im Nebel (Symbolbild)

© Getty Images/Moment RF

Tagesspiegel Plus

Zwischen Furcht und Panik: „Angsterkrankungen nehmen in Zeiten des Friedens und Wohlstands zu“

Der Psychiater Andreas Hillert über einen archaischen Instinkt, der nicht mehr in unsere Welt zu passen scheint, und trotzdem ein Freund ist – und warum Panikattacken nur Sekunden andauern.

Herr Hillert, Sie bezeichnen Angst als „unseren Freund und Helfer“. Etwas ungewöhnlich für einen emotionalen Zustand, den viele Menschen nicht gerade mögen.
Ohne Angst gäbe es uns entwicklungsgeschichtlich gar nicht mehr. Bei Lebewesen, die keine Angst haben, ist die Überlebenswahrscheinlichkeit sehr gering, auch unter modernen Verhältnissen. Angst ist unsere elementare Lebensversicherung gegen alle Formen von Übel, auch wenn die Übel der Vorzeit ganz anders gestrickt waren als sie es heute sind.

Sie sagen, Angst sei nicht nur das mächtigste, sondern auch das wichtigste aller Gefühle. Weshalb diese Priorisierung?
Gefühle wie Liebe sind natürlich hundert Mal angenehmer. Aber wenn wir nicht überlebensfähig wären, hätten andere Gefühle ja gar keine Chance, sich zu entfalten. Angst ist die Basis für alles andere.

Was ist eigentlich Angst?
Physiologisch betrachtet ist es eine Art Kurzschlussmechanismus im Gehirn, der unter Umgehung höherer Hirnfunktionen den Fokus direkt auf potenzielle Bedrohungen richtet. Wenn es wirklich gefährlich wird, ist langes Nachdenken lebensgefährlich. Psychologisch ist Angst ein Hochstress-Zustand, der inhaltlich zu akzentuieren ist: Wovor habe ich Angst, in welcher Situation befinde ich mich?

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true