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Healthy Athletes bei den SO World Games 2023

© LOC/Annegret Hilse

Healthy Athletes bei Special Olympics World Games: Hörgeräte, Brillen, passende Schuhe

Das Programm Healthy Athletes füllt für die Teilnehmenden die Lücken, die die Gesundheitssysteme hinterlassen. 2000 freiwillige Helfer organisierten schon über 3000 Untersuchungen.

Von Daniel Goldstein

Den lautesten Applaus bei der Eröffnung des Programms Healthy Athletes bei den Special Olympics World Games 2023 im City Cube an der Messe Berlin erhielt Jürgen Dusel. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen redete nicht lange, brachte aber zwei wesentliche Wünsche klar und deutlich auf den Punkt.

Einerseits müsse die Ausbildung für medizinisches Fachpersonal stärker auf die Behandlung von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ausgerichtet sein. Das beinhaltet zum Beispiel Schulungen in leichter Sprache, denn die Menschen kommen zu ihm und sagen, „wir verstehen sie nicht“. Gemeint sind wohl meist die Ärzt*innen. Und zweitens haben „die Ärztinnen und Ärzte zu wenig Zeit“. Laut Dusel sicher ein Budgetproblem – das aber selbstverständlich angegangen werden muss.

An insgesamt sieben Stationen wird unter anderem ein Fußcheck durchgeführt.

© LOC/Annegret Hilse

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Gesundheitssystem diese Forderungen umsetzt, müssen private Initiativen die Lücken füllen, die in der staatlichen Vorsorge, trotz gesetzlicher Verpflichtungen, gelassen werden. Eine solche – die wahrscheinlich größte Aktion für die Gesundheit von Menschen mit Hilfebedarf – ist das Programm Healthy Athletes von Special Olympics. 2000 freiwillige Helfer*innen organisieren in den nächsten Tagen die verschiedenen Untersuchungen der rund 7000 Athlet*innen.

3000 Untersuchungen wurden durchgeführt

Es gibt sieben Stationen, an denen dies geschieht: Vorsorge und gesunde Ernährung, Physiotherapie, Zahn-, Augen-, Ohren und Fußcheck sowie die emotionale Gesundheit. Am ersten Tag, so erzählen die engagierten Helfer*innen vor Ort, war noch eher wenig los, weil sich alle auf die Eröffnungsfeier vorbereiteten. Trotzdem wurden schon 1000 Untersuchungen durchgeführt und alleine 22 Hörgeräte verteilt. Bis zum Ende von Tag zwei waren insgesamt 3000 Untersuchungen durchgeführt und bei 295 Athlet*innen wurde Verbesserungsbedarf bei Sehhilfen notiert.

Es wäre mal ein Highlight, wenn die Politik mehr finanzielle Mittel für die gesundheitlichen Belange der Menschen mit Behinderung bereitstellen würde.

Reynaldo Montayo, früherer Radsportler und heutiger Gesundheitsbotschafter von SOD

Dabei erfolgt die Diagnostik vor allem niedrigschwellig. In der Ohrencheck-Abteilung, die meist mit freiwilligen HNO-Ärzt*innen besetzt ist, werden beispielsweise Tests angewandt, die sonst bei Neugeborenen eingesetzt werden. Bei den Überprüfungen der Sehstärke benutzt man Symbole statt Buchstaben, auf die dann gezeigt werden kann, um andere Barrieren abzubauen.

Am zweiten Tag der Weltspiele war ein unglaublich reges Treiben im City Cube zu beobachten. Athlet*innen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Costa Rica, Ägypten, Island, Indien, Bahamas, Marokko, Kuwait, Costa Rica, Jordanien, Venezuela, Algerien, Finnland, Togo und Curacao ließen sich gründlich durchchecken und bekommen hinterher auch eine kleine Belohnung dafür.

Neben Hörgeräten, Brillen oder passenden Schuhen, die bei diesem Programm verteilt bzw. verschrieben werden, ist die Zahnhygiene elementar. Bei einer Studie innerhalb von Healthy Athletes wurde herausgefunden, dass 40 Prozent der untersuchten Athlet*innen unbehandelten Karies hatten.

Die Feststellung von Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, der das Programm offiziell eröffnete, dass bei den Olympischen Spielen des IOC die Gesundheit sicher nicht so im Vordergrund steht, ist dabei vielleicht richtig. Beschreibt allerdings auch ein ganz anderes Problem. Beim Programm Healthy Athletes geht es schließlich um die Grundversorgung.

Da ist es dann keine Überraschung, wenn Reynaldo Montayo, früher Radsportler bei Special Olympics Deutschland (SOD) aus Berlin-Lichtenberg und heutiger Gesundheitsbotschafter der Organisation am Rande äußert: „Es wäre mal ein Highlight, wenn die Politik mehr finanzielle Mittel für die gesundheitlichen Belange der Menschen mit Behinderung bereitstellen würde.“

Immerhin, einen kleinen Erfolg gab es schon, berichtet Dr. Imke Kaschke, Direktorin Gesundheit von SOD. Seit 2018 werden zusätzliche präventive Leistungen im Bereich der Zahnmedizin für Menschen mit geistiger Behinderung bezahlt.

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