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Saudi Minister of State and National Security Adviser Musaed bin Mohammed Al-Aiban, meets the Iranian Rear Admiral Ali Shamkhani, the secretary of the Supreme National Security Council, and China's Director of the Office of the Central Foreign Affairs Commission Wang Yi, in Beijing, China, March 10, 2023. Saudi Press Agency/Handout via REUTERS    THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY

© REUTERS/SAUDI PRESS AGENCY

Annäherung zwischen Iran und Saudi-Arabien: Der Nahe Osten sortiert sich neu – mit Chinas Hilfe

Auf Chinas Vermittlung nehmen Iran und Saudi-Arabien wieder diplomatische Beziehungen auf – nach Jahren der Feindschaft. Der Hauptgewinner der Einigung ist Peking.

Die Rivalität zwischen der sunnitischen Führungsmacht Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran prägt den Nahen Osten seit Jahrzehnten – jetzt wollen beide Staaten ihre seit sieben Jahren unterbrochenen Beziehungen normalisieren.

Innerhalb von zwei Monaten wollen Riad und Teheran wieder Botschafter austauschen. Die Einigung dürfte Auswirkungen auf Konflikte von Syrien bis zum Jemen haben und demonstriert eine strategische Machtverschiebung zugunsten von China in der Region: Ausgehandelt wurde der Deal in den vergangenen Tagen in Beijing.

Experten sehen die Einigung deshalb als Niederlage für die USA. Das saudisch-iranische Verhältnis werde auch nach der Verständigung einem Auf und Ab unterworfen bleiben, schrieb der Nahost-Experte Michael Stephens von der US-Denkfabrik FPRI auf Twitter. Wichtig sei die Einigung trotzdem, und zwar, „weil die USA nichts damit zu tun hatten“.

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Saudi-Arabien und der Iran sind seit der iranischen Revolution von 1979 verfeindet. Im Jahr 1987 starben 400 Menschen bei Zusammenstößen zwischen iranischen Mekka-Pilgern und saudischen Einsatzkräften. Der Iran versucht seither, seine schiitische Ideologie zu exportieren und eine Einflusszone vom Irak über Syrien bis in den Libanon aufzubauen. Im Jemen unterstützt Teheran die schiitischen Huthi-Rebellen, die seit 2015 gegen eine saudisch geführte Militärallianz kämpfen.

Der Bruch zwischen Nachbarn

2016 kam der offene Bruch. Iranische Demonstranten stürmten die saudische Botschaft in Teheran, nachdem ein schiitischer Geistlicher in Saudi-Arabien enthauptet worden war. Saudi-Arabien brach daraufhin die Beziehungen ab. Kronprinz Mohammed bin Salman sagte später, der Iran sei Teil eines „Dreiecks des Bösen“ und der iranische Revolutionsführer Ali Khamenei der „Hitler des Nahen Ostens“. Riad machte den Iran für Raketen- und Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen im Jahr 2019 verantwortlich.

Mohammed bin Salman (l), der Kronprinz von Saudi-Arabien.

© dpa/Rungroj Yongrit

Seit einiger Zeit bemühten sich beide Seiten unter Vermittlung des Iraks und des Oman, ihren Konflikt zu entschärfen. Der Durchbruch gelang jetzt mithilfe eines anderen Vermittlers: der Volksrepublik China.

In fünftägigen Gesprächen in Peking seit Wochenbeginn sei eine Einigung erzielt worden, berichteten staatliche Medien in Saudi-Arabien und Iran am Freitag. Riad und Teheran kamen demnach überein, „ihre Differenzen mit Dialog und Diplomatie und im Licht ihrer brüderlichen Beziehungen beizulegen“. Spätestens im Mai sollen die Botschafterposten wieder besetzt werden.

Gewinner China

Beide Seiten hatten ein Interesse an einer Einigung. Saudi-Arabien will den Krieg im Jemen beenden, braucht dafür aber grünes Licht aus Teheran. Zudem ist das Königreich unsicher, ob der langjährige Partner USA im Ernstfall die arabischen Staaten vor dem Iran beschützen würde; Amerika zieht sich seit einigen Jahren aus dem Nahen Osten zurück, um sich auf die Konkurrenz mit China zu konzentrieren.

Der Iran, der von landesweiten Protesten erschüttert wird, will seine regionale Isolation durchbrechen und braucht dringend neue Märkte für seine mit westlichen Sanktionen belegte Wirtschaft.

Seit Monaten wird im Iran gegen die Regierung protestiert, wie hier in der Hauptstadt Teheran.

© Foto: dpa/Uncredited

Der weltpolitische Gewinner der saudisch-iranischen Einigung heißt China. Peking bezieht große Mengen Öl aus Saudi-Arabien und dem Iran und hat sein Engagement im Nahen Osten erheblich intensiviert. Präsident Xi Jinping war im Dezember in Saudi-Arabien zu Gast; der iranische Präsident Ebrahim Raisi besuchte vor wenigen Wochen den chinesischen Staatschef in Beijing.

Ein Ende des Kriegs im Jemen?

Die Folgen der Einigung dürften im ganzen Nahen Osten zu spüren sein. Bisher war Saudi-Arabien die treibende Kraft hinter einer regionalen Allianz gegen den Iran, die auch Israel einschloss. Nun ist die Zukunft dieser Allianz unsicher, besonders wenn sich weitere arabische Staaten dem Kurs Riads anschließen sollten.

Auch in Syrien könnte die saudisch-iranische Annäherung zu Veränderungen führen. Bisher ist Saudi-Arabien ein Gegner von Präsident Baschar Al Assad, der vom Iran unterstützt wird. Assad ist bei einigen arabischen Staaten wieder hoffähig – die Verständigung zwischen Riad und Teheran könnte ihm den Weg zu einer Aussöhnung mit Saudi-Arabien öffnen.

Die Normalisierung stärkt auch die Hoffnung auf ein Ende des Konflikts im Jemen. Saudi-Arabien und die Huthi-Rebellen verhandeln seit Monaten unter Vermittlung des Oman über eine neue Waffenruhe. Arabische Medien spekulierten schon vor der Einigung vom Freitag, dass bald eine Friedenslösung für den Jemen verkündet werden könnte.

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