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Martti Ahtisaari, damals Präsident von Finnland, nimmt an der Kaffeezeremonie zur Eröffnung des Landtags 2017 in der Finlandia-Halle teil.

© picture alliance/dpa/Lehtikuva

„Er glaubte an das Gute“: Friedensnobelpreisträger Ahtisaari im Alter von 86 Jahren gestorben

Martti Ahtisaari gewann 2008 den Friedensnobelpreis für seine internationalen Vermittlungseinsätze. Seine Bemühungen im Kosovo, in Indonesien und Namibia zählen zu seinen größten Erfolgen.

Der ehemalige Präsident Finnlands und Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari ist am Montag im Alter von 86 Jahren gestorben. Das teilte das Büro des finnischen Präsidenten mit.

Ahtisaari war von 1994 bis 2000 Präsident Finnlands. 2008 erhielt er den Friedensnobelpreis für seine internationalen Vermittlungseinsätze. Unter anderem vermittelte er die Unabhängigkeit des Kosovos, und in der indonesischen Krisenprovinz Aceh wurden dank Ahtisaaris Bemühungen 2005 rund 30 Jahre Bürgerkrieg formell beendet. 

Der amtierende finnische Präsident Sauli Niinistö sagte am Montag: „Martti Ahtisaari glaubte an die Menschheit, die Zivilisation und an das Gute und er lebte ein großartiges, bedeutsames Leben.“ Ahtisaari habe Finnland in eine globale „EU-Ära“ gesteuert, sagte Niinistö. 2021 wurde bekannt, dass Ahtisaari an Alzheimer erkrankt war. Er gab deswegen alle öffentlichen Aktivitäten auf.

Martti Ahtisaari selbst sagte 2008 kurz nach der Verkündung der Nobelpreisvergabe: „Natürlich bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung des Nobelkomitees. Und auch erfreut. Am allerwichtigsten von all meinen Einsätzen war natürlich der Einsatz bei der Unabhängigkeit von Namibia. Dort war ich über 13 Jahre engagiert. Aceh und Kosovo sind aber auch sehr wichtig gewesen.“

Außenminister Sigmar Gabriel und der ehemalige Präsident von Finnland, Martti Ahtisaari, bei einer Konferenz am 13.06.2017 in Berlin.
Außenminister Sigmar Gabriel und der ehemalige Präsident von Finnland, Martti Ahtisaari, bei einer Konferenz am 13.06.2017 in Berlin.

© picture alliance / Monika Skolimowska/dpa

Das Leben von Martti Ahtisaari

Der Finne wurde 1937 im heute russischen Karelien geboren. Erste außenpolitische Erfahrungen sammelte er im diplomatischen Dienst seines Landes.

Von 1977 bis 1981 arbeitete er als UN-Kommissar für Namibia, dann erneut bis zur Unabhängigkeit des südafrikanischen Landes 1990. Eine Schule mit Ahtisaaris Namen in der Hauptstadt Windhuk zeugt bis heute von der enormen Popularität des Finnen.

1991 bis 1993 lernte Ahtisaari als Chef einer „UN-Arbeitsgruppe Bosnien-Herzegowina“ den Balkan-Konflikt zum ersten Mal hautnah kennen. Ein Jahr später nominierten ihn Finnlands Sozialdemokraten für das Amt des Staatspräsidenten, das bei den Nordeuropäern vor allem außenpolitisch mehr als nur Repräsentation bedeutet.

Ahtisaari übernahm zahlreiche Vermittleraufträge

Ahtisaari gewann damals die Direktwahlen, wurde aber in den folgenden Jahren nie recht warm mit seinem Amt. Und die Finnen auch nicht mit ihm, wie fast durchweg schlechte Umfragewerte zeigten. Er war noch Präsident, als ihn seine Mittlerdienste zwischen dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic und der internationalen Staatengemeinschaft positiv in alle Schlagzeilen brachten.

Nach seiner Ablösung im höchsten finnischen Staatsamt durch die deutlich populärere Tarja Halonen gründete der Hobbyangler und Golfer seine „Crisis Management Initiative“ (CMI), ein kleines Institut mit Büros in Helsinki und Brüssel.

Von hier aus übernahm er zahlreiche Vermittleraufträge, so im Jahr 2000 die Überwachung einer Entwaffnungsaktion bei der irischen Untergrundorganisation IRA. Als sein größter Erfolg gilt die Beendigung des Bürgerkriegs in der indonesischen Unruheprovinz Aceh. (dpa, epd, Tsp)

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