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Frauen nehmen an einer Kundgebung anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen teil.

© Foto: KEMAL ASLAN/dpa

Femizide in der Türkei: Offenbar sieben Frauen an einem einzigen Tag getötet

Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei weit verbreitet. Nun sind allein am Dienstag sieben Frauen an einem Tag von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden.

| Update:

In der Türkei sind einem Medienbericht zufolge am Dienstag sieben Frauen mutmaßlich von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden. „Insgesamt wurden sieben Frauen in Izmir, Bursa, Sakarya, Erzurum, Denizli und Istanbul brutal getötet“, berichtete der TV-Sender Habertürk. „Die Verdächtigen waren entweder ihre derzeitigen Ehepartner oder Ehepartner, von denen sie getrennt waren.

Hinzu kommt eine weitere achte Frau, die mutmaßlich von ihrem Vater getötet worden sei, schrieb die Organisation „We Will Stop Femicide“ am Mittwoch auf der Plattform X, vormals Twitter. „

Die Frauen im Alter von 32 bis 49 wurden demnach erschossen oder erstochen. Mindestens drei der mutmaßlichen Täter töteten sich dem Bericht zufolge nach der Tat selbst, zwei wurden festgenommen, ein weiterer starb später aufgrund von Verletzungen, die er bei der Festnahme erlitten hatte. Das Schicksal des Angreifers im siebten Fall sei unklar, berichtete Habertürk weiter - der Verdächtige war mutmaßlich aus dem Gefängnis ausgebrochen, um seine Frau zu töten.

Für das Jahr 2023 zählte „We Will Stop Femicide“ 315 Morde an Frauen. 65 Prozent davon wurden demnach in ihrem eigenen Zuhause getötet. Außerdem sehen feministische Gruppen 248 Todesfälle als verdächtig an, die von den Behörden als Suizide eingestuft wurden. Frauenrechtlerinnen führen diese auf Fremdeinwirkung zurück und weisen auf eine Zunahme von Stürzen aus Fenstern hin.

„Diese Daten sind kein Zufall“, so die Organisation weiter. Die Familie würde als „heilig“ angesehen und Frauen würden in diesem Zusammenhang getötet. Zudem stelle die Regierung Gesetze zum Schutz von Frauen infrage. Die Frauenrechtlerinnen riefen zu Protesten auf.

„We Will Stop Femicide“ macht seit dem Jahr 2010 gegen die in der Türkei weit verbreitete, oftmals tödliche Gewalt gegen Frauen mobil. Seit ihrer scharfen Kritik an der Entscheidung von Präsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2021, sein Land aus der Istanbuler Konvention zurückzuziehen, wurde die Plattform zunehmend zur Zielscheibe von Erdogans konservativ-islamischer AKP.

Die Konvention verpflichtet ihre Mitgliedstaaten dazu, Frauen durch Gesetze vor Gewalt zu schützen und gegen Gewalttaten vorzugehen. Ankara erklärte hingegen, die Konvention fördere Homosexualität und bedrohe traditionelle Familienwerte. (AFP)

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