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 Ein Mann hält während einer Demonstration ein Plakat, auf dem die Freilassung der von Hamas-Kämpfern entführten Geiseln im Gazastreifen gefordert wird.

© dpa/Leo Correa

Feuerpause in Gaza rückt näher: Israel macht einen Vorschlag im Namen der Menschlichkeit

Frieden ist das Ziel – Zwischenschritte sind nötig. Ein Angebot aus Jerusalem könnte in Gaza Ruhe bringen und das Leben der Geiseln retten. Jetzt liegt es an der Hamas.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Mehr als 100 Tage dauert der Gaza-Krieg, seit Wochen bemühen sich Vermittler von Ägypten, Katar und den USA um Wege zu dessen Beendigung. Israels Regierung schien sich nicht zu bewegen. Offenbar aber schon, hinter den Kulissen. Gut so.

Denn groß ist die Sorge um die Geiseln in der Gewalt der Hamas, und sie wird mit jedem Tag größer. Hinzu kommt, dass Israels Verbündete, voran die USA, wegen der vielen zivilen Opfer in Gaza zunehmend unwillig und ungeduldig geworden sind. Das Land drohte, seinen Kredit bei den Freunden aufzubrauchen.

Doch jetzt wird klar: Es geht offenbar voran in Richtung Feuerpause – mit einem Vorschlag aus Jerusalem. Dafür wurde es auch hohe Zeit.

136 Geiseln sind es noch. 105 waren nach einem Deal und einwöchiger Waffenruhe im November entlassen worden. 25 Entführungsopfer haben wohl ihr Leben gelassen.

Die Angehörigen haben ihren Druck vor allem auf den rechtspopulistischen Premier Benjamin Netanjahu zunehmend erhöht, in Israel durch Tausende bei Demonstrationen und weltweit durch ihre Besuche. Was Wirkung zeigt.

Emissär von Joe Biden ist in der Region

Das Angebot aus Jerusalem, strategisch richtig, wird gerade in Kairo und Doha mit dem Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, verhandelt. Es sieht eine zweimonatige Feuerpause vor, mitsamt einem konkreten Ablauf von Geiselfreilassungen und Einstellung der Kampfhandlungen in drei Stufen.

Israels Militär würde sich aus den Bevölkerungszentren zurückziehen, die Palästinenser könnten in den Norden zurückkehren. Als Gegenleistung beim ersten Deal hatte Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen entlassen. Ein solches Zugeständnis für weitere Geiselfreilassungen wird auch jetzt erwartet – und sei es gegen Netanjahu.

Der Vorschlag soll bereits vor zehn Tagen vom überparteilichen Kriegskabinett gebilligt worden sein. Hier scheint sich der aktuell beliebteste Politiker Israels, der liberale frühere Generalstabschef Benny Gantz, durchgesetzt zu haben.

Für ihn hat die Geiselrückkehr die höchste Priorität. Zumal gerade erst Verteidigungsminister Yoav Gallant eine neue Phase mit dem Ende intensiver Kämpfe in Nord-Gaza verkündet hat.

Jetzt liegt es an der Hamas, den Vorschlag im Namen der Menschlichkeit anzunehmen. Israel kommt ihr, immerhin einer Terrororganisation, weit entgegen. Aus guten Gründen. Der wichtigste davon ist Frieden. 

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