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Der russische Regierungskritiker Wladimir Kara-Mursa während eines Gerichtsprozesses im Juli 2023.

© dpa/Dmitry Serebryakov

Für vier Monate in Isolationshaft verlegt: Kremlgegner Kara-Mursa ist offenbar wieder aufgetaucht

Der inhaftierte russische Oppositionelle galt für kurze Zeit als verschwunden. Nun schrieb er seiner Anwältin offenbar einen Brief. Darin informiert er über seinen neuen Aufenthaltsort – und die Hintergründe.

Nachdem der Kontakt zu seinen Angehörigen kurzzeitig abgebrochen war, ist der inhaftierte Kremlgegner Wladimir Kara-Mursa einem Medienbericht zufolge nun in einem anderen russischen Straflager wieder aufgetaucht.

Kara-Mursas Anwältin Maria Eismont habe die Nachricht erhalten, dass der 42-Jährige in dem neuen Gefängnis in der sibirischen Region Omsk direkt für vier Monate in eine Einzelzelle gesteckt worden sei, berichtete das unabhängige Medium „Nowaja Gaseta“ am Dienstag.

Den Angaben zufolge wurde die Verlegung in eine andere Strafkolonie am 26. Januar angeordnet. Sie sei darüber in einem Brief von Kara-Mursa informiert worden, sagte Eismont. 

Teile des Schreibens machte sie der Zeitung zugänglich. Darin erklärt der Oppositionspolitiker, dass seine Unterbringung in der Isolationszelle mit der Begründung angeordnet worden sei, dass er auf Befehl nicht vom Bett aufgestanden sei.

Der Befehl sei ihm aber gar nicht erteilt worden, schreibt Kara-Mursa. Bis mindestens zum 26. Mai müsse er in der Einzelhaft-Zelle bleiben, erklärte der Kreml-Kritiker weiter. Die Länge könne sich jedoch noch ändern.

Verurteilung hinter verschlossenen Türen

Kara-Mursa war im vergangenen April unter dem Vorwurf des Hochverrats zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden, gilt international aber als politischer Gefangener.

In dem Prozess hinter verschlossenen Türen war er für schuldig befunden worden, „falsche Informationen“ über die russische Armee verbreitet und Verbindungen zu einer „unerwünschten Organisation“ unterhalten zu haben.

Am Montag hatten seine Angehörigen bekanntgegeben, dass Kara-Mursa aus seinem bisherigen Straflager verschwunden sei und sein neuer Aufenthaltsort unbekannt sei.

Die Sorge war daraufhin groß um den Oppositionspolitiker und Kriegsgegner, der nach mehreren Giftanschlägen gesundheitlich schwer angeschlagen ist.

„Wenn ich bislang nicht den Verstand verloren habe, liegt das nur an Wolodjas Stärke und seinem Sinn für Humor“, schrieb Kara-Mursas Frau und benutzte dabei eine Kurzform seines Namens.

Auch britischer Außenminister Cameron schaltete sich ein

Der Cambridge-Absolvent hatte sich jahrelang für westliche Sanktionen gegen den Kreml eingesetzt. Seine Familie und Anwälte geben an, Kara-Mursa leide wegen zwei Vergiftungsversuchen unter der Nervenerkrankung Polyneuropathie.

Der britische Außenminister David Cameron forderte Russland am Montag auf, klarzustellen, wo sich Kara-Mursa befinde. Er sei „zutiefst besorgt“ um das Wohlergehen des Kreml-Kritikers, gab Cameron an.

Es kommt immer wieder vor, dass inhaftierte Regimegegner im russischen Gefängnissystem für einen gewissen Zeitraum regelrecht verschwinden und der Kontakt zu Familien, Freunden und sogar Anwälten abreißt. Menschenrechtler kritisieren diese Praxis als Schikane vonseiten des russischen Strafvollzugs. (dpa, AFP)

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