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Menschen nehmen an einem Marsch zur Verteidigung des ehemaligen Papstes Johannes Paul II. teil.

© dpa/Czarek Sokolowski

Soll Pädophilie-Fälle vertuscht haben: Tausende demonstrieren in Polen für Papst Johannes Paul II.

Tausende haben an Gedenkmärschen für den früheren Papst Johannes Paul II. teilgenommen. Ihm wird vorgeworfen, als Bischof von Missbrauchsvorwürfen gegen Priester gewusst zu haben.

In Polen haben rund zehntausend Menschen für Johannes Paul II. demonstriert und den früheren Papst gegen Anschuldigungen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche verteidigt.

„Wie ein ehrlicher Mann seine Kinder, seinen Vater und seine Mutter verteidigt, so verteidigt ganz Polen Johannes Paul II.“, stand auf einem der Plakate bei der Demonstration am Sonntag in Warschau.

Die Demonstranten ritten zum Teil auf Pferden, trugen historische Kostüme oder waren in Flaggen Polens oder des Vatikans gehüllt. Der „Nationale Marsch für den Papst“ fand am Todestag von Johannes Paul II. statt, der am 2. April 2005 gestorben war. Er wurde von katholischen Organisationen mit der Unterstützung der Regierung und der nationalkonservativen Regierungspartei PiS organisiert. Unter anderem nahm Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak an dem Marsch teil.

Die Demonstration richtete sich gegen Vorwürfe gegen Johannes Paul II., die Anfang März in einem Bericht des Senders TVN erhoben worden waren. Demnach soll der langjährige Pontifex vor seiner Papstwahl Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Polens vertuscht haben. In seiner Zeit als Kardinal und Bischof von Krakau habe Karol Wojtyla - der sich als Papst Johannes Paul II.nannte - von Pädophilie-Fällen gewusst.

Dem Bericht zufolge soll Wojtyla Priester seiner Diözese, über deren Taten er informiert war, in andere Gemeinden versetzt haben, um Skandale zu vermeiden.

Papst Johannes Paul II. wink bei einem Besuch in Tschenstochau (Cz·stochowa).
Papst Johannes Paul II. wink bei einem Besuch in Tschenstochau (Cz·stochowa).

© dpa/Uncredited

PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski nannte den „polnischen Papst“ in einem Brief an Parteimitglieder ein „Geschenk für die Kirche, für Polen und die Welt“. „Wir sind da, um seine Ehre und seinen guten Namen zu verteidigen“, erklärte er.

In Lodz dagegen wurde am Sonntag eine Statue des verstorbenen Papstes verunstaltet. Die Hände der Statue wurden mit roter Farbe bedeckt und mit der Aufschrift „Maxima culpa“ (lateinisch für „größter Fehler“) versehen - eine Formulierung aus dem Schuldbekenntnis in der katholischen Liturgie.

Es ist zudem der Titel eines Buchs des niederländischen Journalisten Ekke Overbeek, das vor kurzem in Polen erschienen ist: „Maxima Culpa: Johannes Paul II. wusste Bescheid“. Darin behauptet Overbeek ebenfalls, dass Wojtyla vor seiner Papstwahl an der Vertuschung von Kindesmissbrauch beteiligt war.

Die katholische Kirche besitzt in Polen großen Einfluss. Für Sonntagabend war ein Konzert in der Geburtsstadt des verstorbenen Papstes geplant. An der vom Staatsfernsehen organisierten Veranstaltung in Wadowice sollen auch Kaczynski und Regierungschef Mateusz Morawiecki teilnehmen. Präsident Andrej Duda will am Montag in den Vatikan reisen, um das Grab Johannes Pauls II. zu besuchen.

Papst Johannes Paul II. war von 1978 bis zu seinem Tod 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche. (AFP)

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