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Israel hat nach eigenen Angaben erfolgreich ein Hochleistungs-Lasersystem zur Raketenabwehr getestet.

© picture alliance/dpa/Israeli Ministry of Defense's Spokesperson's Office

Lasersystem „Iron Beam“: Was kann Israels Wunderwaffe – und was nicht?

Israel Hochleistungslasersystem „Iron Beam“ könnte vielleicht früher als gedacht zum Einsatz kommen. Die Waffenergänzung wird bereits als „Game Changer“ gehandelt, hat aber auch ihre Defizite.

| Update:

Die Szene wirkt ein bisschen wie aus einem Science-Fiction-Film: Ein Apparat mit einer Art integrierten Kamera schwenkt in den nachtschwarzen Himmel. Ein Laserstrahl wird sichtbar und trifft ein Flugobjekt, das daraufhin explodiert.

Der israelische Rüstungshersteller Rafael hat das Video auf seiner Youtube-Plattform veröffentlicht – es soll die Wirkung des „Iron Beam“ verdeutlichen.

Dabei handelt es sich um ein Laserpunktverteidigungssystem, das laut der Rechercheplattform „OSINTdefender“ aktiv eingesetzt werden soll. Die israelischen Streitkräfte würden sich schon darauf vorbereiten, heißt es auf X, vormals Twitter. Die Tageszeitung „Welt“ berichtet ebenfalls darüber und bezieht sich auf israelische Medienberichte.

Eine offizielle Bestätigung gibt es dazu nicht. In sozialen Netzwerken kursieren auch Videos, die einen vermeintlichen Einsatz gegen die Hamas zeigen sollen, ihre Echtheit kann ebenfalls nicht überprüft oder bestätigt werden. Es würde allerdings nicht überraschen, wenn das System nach Beginn des Krieges doch früher zum Einsatz kommen könnte als geplant.

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„Iron Beam“: Ein echter „Game Changer“?

2014 wurde es erstmals vorgestellt, getestet wird es seit vielen Jahren. So auch im April 2022. Da gab das israelische Verteidigungsministerium bekannt, dass das von ihm entwickelte Laser-Luftabwehrsystem in einer ersten Testreihe erfolgreich Drohnen, Raketen, Mörser und Panzerabwehrraketen abgeschossen hat.

„Der Einsatz eines Lasers ist ein Game Changer, die Technologie ist einfach zu bedienen und erweist sich als wirtschaftlich tragfähig“, erklärte damals Yaniv Rotem, Leiter des Forschungs- und Entwicklungsteams des Ministeriums.

„Iron Beam“ soll in „Iron Dome“ integriert werden

Wenige Monate später war auf „Defense News“ zu lesen, dass es in zwei bis drei Jahren einsatzbereit sei und in das Luftabwehrsystem „Iron Dome“ integriert werden soll. Die „Eisenkuppel“ ist eine Abfangvorrichtung, die in erster Linie Mörsergeschosse und Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern unschädlich macht.

„Iron Beam“ dient dazu als Ergänzung, indem es kleinere Geschosse abschießt und größere für die robusteren raketengestützten Batterien übrig lässt.

Eine Einheit der israelischen Streitkräfte hat ihre Laserwaffe für einen Test vorbereitet (undatiert).
Eine Einheit der israelischen Streitkräfte hat ihre Laserwaffe für einen Test vorbereitet (undatiert).

© picture alliance/dpa/Israeli Ministry of Defense's Spokesperson's Office


Die Vorteile von „Iron Beam“

Ein wesentlicher Vorteil des Hochenergie-Laserwaffensystems sei, dass es einen geringeren Verbrauch und nahezu unbegrenzte Munition habe – „ein Schuss“ mit dem Laser würde 3,50 US-Dollar kosten, schreibt das US-Magazin „National Interest“. Andere Quellen wollen wiederum von 2000 US-Dollar wissen.

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Die Abfangraketen, die vom „Iron Dome“-System abgefeuert werden, sind dagegen kostspieliger und kommen auf 50.000 bis 100.000 Dollar pro Stück, heißt es.

Auch können mit „Iron Beam“ gleich mehrere unbemannte Drohnen zur gleichen Zeit abgeschossen werden. Zudem ist die Laserwaffe leichter zu transportieren und kann, wie auf Bildern des Entwicklers zu sehen ist, auf einer Lkw-Anhänger-Plattform befestigt werden.

Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome fängt am 11. Oktober 2023 Raketen aus dem Gazastreifen ab.
Das israelische Luftabwehrsystem Iron Dome fängt am 11. Oktober 2023 Raketen aus dem Gazastreifen ab.

© AFP/Bashar Taleb


Die Nachteile: Warum „Iron Beam“ keine Wunderwaffe ist

Eine perfekte Wunderwaffe ist der 100-Kilowatt-Laser, an dem der US-amerikanische Rüstungshersteller Lockheed Martin, mitentwickelt, aber nicht.

Er reagiert etwa wetterempfindlich und kann bei Nässe nicht effektiv arbeiten. Je mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre ist, desto mehr Wasserpartikel absorbieren die Energie des Lasers.

Und auch, wenn die Bedingungen optimal sind, dann verliert er 30 bis 40 Prozent seiner potenziellen Energie durch atmosphärische Feuchtigkeit, bevor er das Ziel trifft.

Eine Laserwaffe, die alle Probleme löst, das ist Star Wars, nicht die Realität.

Uzi Rubin, Luft- und Raumfahrtingenieur

Überhaupt braucht er eine direkte Sichtverbindung zwischen dem System und dem Ziel und hat eine viel langsamere Feuerrate. Der Laser benötigt etwa fünf Sekunden, um genügend Energie zu übertragen für die Zerstörung eines Ziels. Die Reichweite beträgt Berichten zufolge sieben Kilometer.

Eine wesentliche Herausforderung sei es aber, ihn in alle Frühwarnsysteme zu integrieren, sagt Yehoshua Kalisky vom Institut für nationale Sicherheitsstudien. „Es ist kein alleinstehendes System. Es muss mit der gesamten Luftverteidigung gekoppelt werden. Wenn er nicht integriert ist, wäre er nutzlos“, wird Kalisky vom britischen „Telegraph“ zitiert.

Auch der Luft- und Raumfahrtingenieur Uzi Rubin warnt vor zu hohen Erwartungen an „Iron Beam“. „Eine Laserwaffe, die alle Probleme löst, das ist Star Wars, nicht die Realität“, sagte der ehemalige Direktor der Israel Missile Defense Organization im israelischen Verteidigungsministeriums dem „Spiegel“.

Israels Iron-Dome-Raketenabwehrsystem fängt am 21. April 2022 Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert werden.
Israels Iron-Dome-Raketenabwehrsystem fängt am 21. April 2022 Raketen ab, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert werden.

© picture alliance/dpa

„Er funktioniert nicht im Regen, im Smog oder im Staub. Außerdem ist die Reichweite gering, da der Strahl nach ein paar Kilometern an Schärfe verliert“, verrät Rubin im Interview. Die verteidigte Fläche pro Laser sei also sehr klein. Man brauche entsprechend „sehr viele davon.“

Zudem sei der Laser laut Rubin „eine langsame Waffe. Der Strahl erreicht das Ziel mit Lichtgeschwindigkeit, aber dann braucht er eine ganze Weile, um hohe Energie in das Ziel zu pumpen.“ Gerade bei größeren Raketen könne der Zeitaufwand zum Problem werden.

Rubins Resümee zu der viel beschworenen Wunderwaffe fällt entsprechend nüchtern aus: „Iron Beam“ sei keine Revolution. Allerdings meint er auch: „Es kann eine Evolution sein. Zumindest in diesem Krieg.“ (Tsp)

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