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„Storm Shadow“ auf einem Eurofighter Typhoon.

© picture alliance / Photoshot

Tarn-Flugkörper mit erstem Einsatz?: Darum ist die britische „Storm Shadow“ für die Ukraine so wichtig

Sie verfügen über 250 Kilometer Reichweite und könnten auch Ziele auf der Krim treffen: Die westlichen Marschflugkörper stärken die geschwächte ukrainische Luftwaffe.

Russische Militärblogger schlagen Alarm und auch der Kreml warnt: Bei dem Gerät, mit dem die Ukraine am vergangenen Freitag eine Maschinenfabrik in der russisch besetzten Stadt Luhansk beschoss, könnte es sich um britische Tarnkappen-Marschflugkörper vom Typ „Storm Shadow“ handeln.

Zumindest behaupten das die russischen Besatzer sowie das Verteidigungsministerium in Moskau. Eine offizielle Bestätigung der ukrainischen Seite gibt es dazu nicht.

Unmittelbar vor einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Montag in London hatte die britische Regierung die bevorstehende Lieferung von „hunderten“ Luftabwehrraketen und von Kampfdrohnen an die Ukraine angekündigt. In der vergangenen Woche hatte London bereits erklärt, Marschflugkörper des Typs „Storm Shadow“ an die Ukraine zu liefern. Die Angriffe auf Luhansk wecken nun Spekulationen, dass die Ukraine bereits „Storm Shadows“ erhalten hat und sie einsetzt. In der vergangenen Woche hatte der US-Sender CNN berichtet, dass die Marschflugkörper schon in Kiew eingetroffen seien.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow fühlte sich am Montag gezwungen, die Bedeutung britischer Waffenlieferungen an die Ukraine zu relativieren: Sie hätten „keinen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf“ des Krieges, sagte er.

Nach eigenen Angaben hat die russische Armee auch sofort reagiert und eine „Storm Shadow“ abgeschossen. Außerdem hätten russische Truppen von den USA gebaute Himars- und Harm-Raketen mit kürzerer Reichweite abgefangen. 

Obwohl sich die russischen Berichte nicht abschließend bestätigen lassen, geben sie Hinweise darauf, dass ein ukrainischer Einsatz der Marschflugkörper Kyjiw einen signifikanten Vorteil im Kampf gegen Russland verschaffen könnte.

Storm Shadow Missile
Storm Shadow Missile

© Wiki CC

Denn Militärexperten glauben, dass die „Storm Shadows“, die über eine Reichweite von über 250 Kilometern verfügen, Russland dazu zwingen werden, ihre Logistikbasen noch weiter weg von der Front zu verlagern. Wird die „Storm Shadow“ also zum Gamechanger in der aktuellen Phase des Ukraine-Krieges?

„Storm Shadow“: Lange Reichweite und Ablenkungsmanöver

Dem Hersteller „MBDA“ zufolge ist der Marschflugkörper besonders gut dafür geeignet, stationäre Ziele zu treffen. Der 1300 Kilogramm schwere und 5,10 Meter lange Flugkörper steuert ihr Ziel im Tiefflug in einer Höhe von 30 bis 40 Metern an und identifiziert dieses mithilfe eines Infrarotsensors.

Die Ukraine könnte die „Storm Shadows“ möglicherweise mit Su-24-Bombern abwerfen - zumindest wurde genau dies ab Dezember 2022 in Polen getestet. Aus London hieß es vergangene Woche, dass europäische Techniker in den vergangenen Wochen intensiv daran gearbeitet hätten, die Raketen auch für Bomber und Kampfjets sowjetischer Bauart nutzbar zu machen.

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Das Besondere an der „Storm Shadow“ aus britisch-französischer Produktion ist neben ihrer Reichweite: Sie kann „in Verbindung mit Täuschkörpern“ eingesetzt werden. Diese täuschen die gegnerische Luftabwehr und „erhöhen somit die Erfolgschancen des Luftschlags“, schreibt der polnische Militäranalyst Konrad Muzyka auf seinem Blog, wo er regelmäßig militärische Entwicklungen im Ukraine-Krieg kommentiert.

Ein Hinweis darauf, dass die Ukraine den Luftschlag in Luhansk mit „Storm Shadows“ ausführte, liefern Muzyka zufolge Bilder, die die russische Zeitung Iswestija am Samstag veröffentlichte: Darauf sind Reste eines AGM-160B MALD-Täuschkörpers zu sehen. Dies bestätige, „dass das System in die ukrainischen Abschussrampen integriert worden war“.

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Die Täuschrakete, die in Luhansk gefunden wurde, hat eine Reichweite von etwa 926 Kilometern und imitiere, so Muzyka, die Radarsignatur verschiedener Flugzeugtypen und könne so die Radare der gegnerischen Streitkräfte stören. Ob die Ukraine tatsächlich über diese Fähigkeiten verfüge, sei allerdings unklar.

Ein weiterer Hinweis dafür, dass „Storm Shadows“ eingesetzt wurden, ist die Entfernung der beschossenen Fabrik: Sie befinde sich schließlich mehr als 80 Kilometer von der Frontlinie entfernt. Die amerikanischen Mehrfachraketenwerfer Himars zum Beispiel, die die Ukraine bisher erfolgreich eingesetzt, haben eine Reichweite von etwa 80 Kilometern.

Folgen für die russische Armee: Nachhaltige Störung der Logistik

Mit „Storm Shadows“ könnte die Ukraine etwa auch Ziele auf der Krim treffen. Zudem zwinge allein eine Drohung des Einsatzes von „Storm Shadows“ Russland dazu, „ihre Logistikbasen und Gefechtsstände zu verlagern, um deren Zerstörung zu vermeiden, ähnlich wie bei der Indienststellung der ersten HIMARS-Plattformen“, schreibt Muzyka.

Der ukrainische Militärexperte Oleksyi Melnyk sagte dem Tagesspiegel, dass der Einsatz von „Storm Shadows“ die russische Kampffähigkeit deutlich schwächen könnte: „Selbst, wenn Russland sich anpasst und seine Basen verlegt, wird es sie deutlich einschränken: Die Wege zur Front verlängern sich, es wird länger dauern, nötige Ausrüstung an die Front zu bringen. Das schwächt ihr Position deutlich.“ (Mit Agenturen)

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