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Sergej Schoigu (r), Verteidigungsminister von Russland, und Waleri Gerassimow, Generalstabschef der russischen Streitkräfte.

© Alexei Nikolsky/dpa

Moskaus Armeeführung: Offenbar weiterhin Gegenwind für Schoigu und Gerassimow aus dem Sicherheitsapparat

Mit Prigoschin und Girkin waren zuletzt zwei der lautesten Kritiker der Armeeführung ruhig gestellt worden. Doch laut Berichten von Bloomberg gibt es weiter Kritik in Sicherheitskreisen.

Hardliner in den russischen Sicherheitskräften fordern offenbar weiterhin die Entlassung von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Demnach wünschen sich die Gegner der beiden Militärs eine aggressivere Kriegsführung in der Ukraine sowie eine umfassende Mobilisierung und die Ausrufung des Kriegsrechts.

Die Kritik an den beiden ist nicht neu. Doch mit Verlegung der Wagner-Söldner nach Belarus schien der lautstärkste Kritiker der Armeeführung zunächst ruhig gestellt. Monatelange trug der Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin eine öffentliche Fehde mit der Armeeführung aus. Insbesondere den Verteidigungsminister ging der Söldner Kommandeur dabei immer wieder persönlich an, warf ihm Unfähigkeit, Korruption und schließlich sogar Angriffe auf die Wagner-Truppe vor.

Die Absetzung von Schoigu und Gerassimov war dann auch das erklärte Hauptziel des von Prigoschin im Juni inszenierten Aufstands und Marschs auf Moskau. Doch auch nach dessen Scheitern und Wagners kurzweiligem Exil in Belarus ist der Konflikt noch nicht zu Ende. Im Juli teilte Prigoschin auf seinem offiziellen Telegram-Kanal einen Text über den angeblichen Reichtum von Schoigu, der sich als Enthüllung lesen soll. „Wie die Familie von Schoigu sich bereichert und wie der Minister versucht, Milliardenvermögen zu verbergen“, lautet der Titel.

Doch Prigoschin ist nicht alleine. In ultranationalistischen und kriegsbegeisterten Zirkeln in Russland gärt die Kritik an den Schoigu und Gerassimow schon länger. Einer der prominentesten Vertreter dieser Gruppen ist Igor Girkin, der im Juli festgenommen und wegen Extremismus angeklagt wurde. Girkin, selbst ehemaliger Geheimdienstler, der für den Abschuss der Passagiermaschine MH17 durch prorussische Rebellen verantwortlich gemacht wird, warf der Armeeführung Inkompetenz, Korruption und die Unfähigkeit, einen Krieg zu gewinnen vor.

Putin stellte sich demonstrativ auf die Seite Schoigus

Andererseits sind die ultranationalistischen Kritiker der Armeeführung auch untereinander zerstritten und keineswegs geeint. Girkin trug etwa auch mit Prigoschin eine öffentliche Fehde aus und warf diesem Hochverrat vor.

Girkins Verhaftung sowie die Verbannung der Wagner Truppe nach Belarus wurden als Siege von Schoigu und Gerassimow gewertet. Schoigu, der bereits länger als Putin selbst im Kreml ist, konnte seine Position vorerst absichern. Putin stellte sich demonstrativ auf seine Seite.

Trotz anfänglicher Gerüchte gibt es vorerst keine Anzeichen, dass die Ultranationalisten darin Erfolg haben könnten, die beiden austauschen zu lassen. Doch die Kritik reißt offenbar nicht ab.

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