zum Hauptinhalt
Dutzende Journalisten verfolgen den Auftakt der Ukraine-Konferenz auf der US-Airbase Ramstein.

© dpa/Boris Roessler

Update

Neue Militärhilfen für die Ukraine: Diese Waffen will der Westen jetzt liefern

Bereits im Vorfeld des Treffens in Ramstein wurden enorme Zusicherungen gemacht. Die Ukraine plant offenbar eine nächste Offensive und kann alle Militärhilfen gebrauchen.

| Update:

Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein wird am Freitag über weitere Militärhilfen für die Ukraine beraten. Verteidigungsminister:innen aus etwa 50 Ländern nehmen teil und haben eine ganze Menge an bereits angekündigter Zusagen im Gepäck.

So kann sich die Ukraine auf die Lieferung von mehr als 120 Panzern und Hunderten weiteren teilweise gepanzerten Fahrzeugen einstellen. Auch Panzer- und Luftabwehrwaffen, Dutzende Artillere-Systeme und sogar Hubschrauber sind im Gespräch. Zudem wurden Tausende Schuss Munition für diverse Systeme zugesichert.

Die Militärhilfen bergen eine enorme Mobilität und Feuerkraft für die ukrainische Armee im Kampf gegen die russischen Invasoren. Vergangene Woche hatte ein westlicher Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der „New York Times“ offenbart, dass die Ukraine entschlossen sei, noch im Winter oder Frühjahr eine neue Offensive gegen die russischen Truppen zu starten. Kiew wolle dem Angreifer keine Zeit zum Luft holen lassen.

Erst am Mittwoch hatte die „New York Times“ über die Möglichkeit einer Offensive gegen die 2014 völkerrechtlich annektierte Halbinsel Krim berichtet. Vertreter der US-Regierung seien darüber bereits im Kontakt mit Kiew. Ob die neuen Zusagen einen empfindlichen Schlag gegen Russland zulassen, ist unklar.

USA rufen zu weiteren Militärhilfen auf

Zum Auftakt des Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe rief US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dazu auf, die Unterstützung für das Land noch einmal deutlich zu erhöhen. „Das ukrainische Volk sieht uns zu. Der Kreml sieht uns zu. Und die Geschichte sieht uns zu.“

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet von dem Treffen „starke Entscheidungen“. Ob die von ihm so dringend gewünschten Leopard-2-Panzer geliefert werden, ist unklar.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg stellte der Ukraine im Vorfeld des Treffens „mehr weiterführende Unterstützung, schwerere Waffen und mehr moderne Waffen“ in Aussicht. Durch einen Sieg Putins würde „die Welt gefährlicher und wir (die Nato) verwundbarer“. Waffenlieferungen seien in diesem Fall der Weg zum Frieden. Der einzige Weg zu einem Friedensabkommen sei, Putin davon zu überzeugen, dass er auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen könne.

Schon im Vorfeld des Treffens im Ramstein erklärten sich verschiedene Länder zu weiteren Waffenlieferungen bereit:

USA

Die USA haben kurz vor dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein neue Waffenlieferungen in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) angekündigt – Abrams-Kampfpanzer gehören laut Pentagon nicht dazu. Das wollen die Vereinigten Staaten unter anderem liefern:

  • 59 Schützenpanzer vom Typ Bradley, zusätzlich zu den 50 bereits zugesagten Panzern des gleichen Typs
  • 90 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Stryker
  • Acht Luftabwehrsysteme vom Typ Avenger
  • Tausende Schuss Munition, darunter auch reichweitenstärkere Raketen für die Himars-Raketenwerfer
  • Hunderte Militärfahrzeuge
 Ein gepanzertes Fahrzeug vom Typ Stryker bei einer Militärübung der US-amerikanischen und südkoreanischen Streitkräfte (Symbolbild).
 Ein gepanzertes Fahrzeug vom Typ Stryker bei einer Militärübung der US-amerikanischen und südkoreanischen Streitkräfte (Symbolbild).

© REUTERS/Kim Hong-Ji

Großbritannien

Auch Großbritannien hat bei einer Geberkonferenz am Donnerstag neue Waffenlieferungen angekündigt:

  • 600 Raketen vom Typ Brimstone (Panzerabwehrwaffe)

Bereits Anfang der Woche hatte der britische Premier Rishi Sunak der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 versprochen. Zudem stellte London die Lieferung von „rund 30“ Panzerhaubitzen vom Typ AS90 in Aussicht.

Deutschland

Deutschlands neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius sorgte am Freitag für eine kleine Überraschung, indem er mitteilte, dass man die Bestände von Leopard-Panzern für mögliche Lieferungen an die Ukraine prüfe. Mit Spannung war erwartet worden, ob sich Deutschland bei der Lieferung von Leopard-Kampfpanzern doch noch bewegt oder zumindest die Lieferung aus Drittstaaten an die Ukrainer erlaubt. Eine endgültige Entscheidung zur Lieferung deutscher Kampfpanzer ist das jedoch noch nicht.

Zur weiteren Unterstützung im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg will Deutschland der Ukraine weitere Waffen und Ausrüstung im Wert von einer Milliarde Euro liefern. Mit diesem „Frühjahrspaket“ steige der Gesamtumfang der deutschen Militärhilfe seit Beginn des Kriegs auf 3,3 Milliarden Euro, sagte Pistorius am Rande der Ukraine-Konferenz . Die einzelnen Lieferungen, die er nannte, waren allerdings schon zu früheren Zeitpunkten angekündigt worden.

Dänemark

Kopenhagen erklärte sich auf Anfrage aus Kiew bereit, 19 Caesar-Haubitzen aus französischer Produktion an die ukrainischen Streitkräfte zu liefern.

Estland

Estlands Regierung hatte am Donnerstag im Vorfeld des Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe eine eigene Geberkonferenz ausgerichtet. Dabei kündigte Tallinn ihr „bisher größtes Militärhilfspaket“ an. Unter den Rüstungsgütern im Gesamtwert von etwa 113 Millionen Euro sind demnach Panzerabwehr-Waffen sowie Munition.  

Mit dem Paket steige die estnische Militärhilfe für die Ukraine auf 370 Millionen Euro „oder etwas mehr als ein Prozent von Estlands Bruttoinlandsprodukt“, hieß es weiter.

Lettland

Auch Lettland will der angegriffenen Ukraine weitere Militärhilfe zukommen lassen. Das baltische EU- und Nato-Land wird in naher Zukunft Flugabwehrraketen vom Typ Stinger, Hubschrauber, Maschinengewehre mit Munition und Drohnen an Kiew liefern, wie Verteidigungsministerin Inara Murniece am Mittwoch in Riga mitteilte. Zudem sei eine intensivere Ausbildung ukrainischer Soldaten in Lettland geplant. Weitere Einzelheiten zu den geplanten Waffenlieferungen wie Stückzahlen oder einen Zeitplan teilte das Ministerium zunächst nicht mit.

Fallschirmjäger der US-Army mit einer FIM-92 Stinger in Kroatien (Symbolbild)
Fallschirmjäger der US-Army mit einer FIM-92 Stinger in Kroatien (Symbolbild)

© Staff Sgt. John Yount/IMAGO

Finnland

Finnland hat weitere 400 Millionen Euro an Militärhilfe für die Ukraine angekündigt. Damit verdreifache sich die finnische Hilfe auf insgesamt 590 Millionen Euro, teilt das Verteidigungsministerium vor dem Treffen der Unterstützerstaaten in Ramstein mit. Die zugesagten Waffenlieferungen würden schwere Artillerie und Munition umfassen. Nähere Angaben machte das finnische Verteidigungsministerium jedoch nicht – schloss jedoch die Lieferung von Leopard-Panzern aus.

Zudem will Finnland auf der Geberkonferenz zusammen mit Schweden eine Absichtserklärung unterzeichnen. Das westliche Nachbarland werde sich bereithalten und Finnland notfalls bei der Ukraine-Hilfe unterstützen. Beide Länder wollen Mitglied der Nato werden.

Die zwölfte Lieferung von Militärhilfe des nordischen Landes an die Ukraine ist die bislang größte. Die elf vorhergehenden Zusagen hatten einen Gesamtwert von 190 Millionen Euro.

Schweden

Neben der gemeinsamen Absichtserklärung mit Finnland kündigte die schwedische Regierung auch eigene Militärhilfen für die Ukraine an:

  • 50 Schützenpanzer vom Typ CV-90
  • NLAW-Panzerabwehrwaffen
  • gepanzerte Fahrzeuge

Zudem seien die schwedischen Truppen angewiesen worden, die Lieferung des Artilleriesystems Archer vorzubereiten. Eine konkrete Zahl dazu wird nicht genannt. Schweden verfügt über 48 Archer-Systeme. Insgesamt hat das neue schwedische Unterstützungspaket den Angaben zufolge ein Volumen von umgerechnet knapp 390 Millionen Euro.

Schweden hat zugesagt, sein Artilleriesystem Archer, eine moderne mobile Haubitze, in die Ukraine zu schicken (Archivbild).
Schweden hat zugesagt, sein Artilleriesystem Archer, eine moderne mobile Haubitze, in die Ukraine zu schicken (Archivbild).

© AFP/TT News Agency/Jonas Ekstromer

Polen

Polen war vergangene Woche vorgeprescht und hatte die Bereitschaft erklärt, der Ukraine 14 Leopard-Kampfpanzer aus deutscher Produktion zu liefern. Seitdem gerät Deutschland unter Druck dem Deal zuzustimmen bzw. selber Leoparden zu schicken.

Polen schließt unterdessen aber auch eine Lieferung der Panzer ohne deutsche Zustimmung nicht aus. Allerdings liege in Berlin nach Regierungsangaben noch keine offizielle Anfrage aus Warschau vor.

Kanada

Bei einem Besuch in Kiew kündigte die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand am Mittwoch die Lieferung von 200 Panzerfahrzeugen vom Typ Senator an. Die Fahrzeuge dienen dem Transport von Soldaten und wurden nach kanadischen Angaben von der Ukraine erbeten. (mit AFP/dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false