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Sommerbad Humboldthain in Berlin (Archiv).

© dpa/Christoph Soeder

Niederländisches Vorbild für Deutschland?: Freibad setzt auf Bodycams und Zugangsbeschränkungen

Mehrmals eskalierte die Situation im Bad von Terneuzen, nun greift die Gemeinde durch und rüstet mit neuer Sicherheitstechnik auf. Zudem soll der Badespaß nicht mehr für alle möglich sein.

Die niederländische Gemeinde Terneuzen hat strikte Maßnahmen ergriffen, um Belästigungen von Freibadgästen durch junge Leute vor allem aus dem angrenzenden Belgien zu unterbinden.

Die Bäder sind ab Samstag nur noch für Einwohner der Gemeinde sowie einiger angrenzender niederländischer und belgischer Orte zugänglich, kündigte die Gemeinde an. Dazu müssen sich Besucher ab 14 Jahren ausweisen.

Die Bäder seien mit Überwachungskameras und die Bademeister mit Bodycams ausgerüstet worden. Das sind Videokameras, die am Körper getragen werden. Außerdem wurde ein Sicherheitsdienst beauftragt und es wurden Absprachen mit der Polizei getroffen.

Die Gemeinde entschloss sich zum Durchgreifen, weil große Gruppen meist belgischer Jugendlicher für Probleme und eine schlechte Stimmung an den Wochenenden sorgten, berichtete der Sender Omroep Zeeland.

Eine Bodycam auf einer Uniform der Berliner Polizei (Archiv).

© dpa/Monika Skolimowska

Dabei handele es sich teils um junge Leute, die in Belgien bereits in einigen Schwimmbädern Zugangsverbot hätten und sogar aus Brüssel anreisten.

Die Probleme in Seeländisch Flandern seien nicht neu. Vor vier Jahren habe es in einem anderen Bad an der Grenze Probleme mit belgischen Jugendlichen gegeben, die Mädchen und junge Frauen belästigten. Maßnahmen - zum Beispiel das Tragen von Bodycams durch das Schwimmbadpersonal - zeigten damals positive Wirkung.

Sicherheitsdebatte auch in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es aktuell eine Sicherheitsdebatte um Freibäder. Nach neuerlichen gewaltsamen Auseinandersetzungen wie in Berlin forderten Politiker wie CDU-Chef Friedrich Merz oder Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch mehr Polizeipräsenz in Bädern. Auch aus Hamm in NRW wurde ein Gewaltvorfall bekannt.

Mittlerweile äußerte sich auch der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) angesichts erneuter Fälle von gewalttätigen Auseinandersetzungen in Freibädern besorgt. Man müsse auch in angespannten Lagen unbedingt „Herr der Lage bleiben“, sagte Peter Harzheim der Deutschen Presse-Agentur.

Demnach wäre es „nicht verkehrt“, wenn die Polizei in bestimmten Freibädern Präsenz zeige. „Nicht als Dauer-Unterstützung gedacht, sondern nur mal kurz vorbeischauen.“ Harzheim stellte klar: „Schwimmbäder sind Orte des Zusammenkommens, der Freude - und das soll auch so bleiben. Alle sind willkommen, müssen sich aber an die Regeln und Gepflogenheiten halten.“ Unter allen rund 6000 öffentlichen Hallen- und Freibädern gehe es an mindestens 95 Prozent der Orte sicher zu.

Zuvor hatte der Tagesspiegel über einen Brandbrief von Beschäftigten des Berliner Columbiabades an die Führung der Bäder-Betriebe berichtet. Demnach sei das Sicherheitspersonal überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen, heißt es in dem Schreiben von Mitte Juni.

Die Bediensteten fordern darin unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern, ständig Polizei vor Ort, nur Online-Tickets und namentlichen Einlass. (dpa)

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