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Patrouille an der südkoreanischen Grenze zu Nordkorea (Archivbild)

© dpa/Jeon Heon-Kyun

Südkoreas Minister für Wiedervereinigung: Der Mann, der nicht ins Amt passt

Südkorea hat einen neuen Minister für Wiedervereinigung. Kim Young-ho ist für seine besonders harte Einstellung gegenüber Nordkorea bekannt – der Diplomatie könnte das schaden.

Kim Young-ho ist nicht gerade der typische Kandidat, um das südkoreanische Ministerium für Wiedervereinigung anzuführen. Einerseits ist er ein Outsider: Der Mann lehrt bisher als Politikprofessor an der Sungshin Women’s University in Seoul. Er hat seine Karriere also nicht in dem Haus gemacht, dessen Geschäfte er bald leiten dürfte.

Andererseits ist da aber noch ein bedeutenderer Grund, warum Kim Young-ho wohl besonders kritisch beobachtet wird, wenn er bald einen der wichtigsten Posten des Landes übernehmen soll.

Seit Südkoreas konservativer Präsident Yoon Suk-yeol Ende vergangener Woche erklärte, Kim Young-ho in seine Regierung zu holen, wird der Politologe von Medien geradezu durchleuchtet.

Neuer Minister wollte Sturz des Regimes in Nordkorea

Denn jenes Ministerium, das er fortan leiten soll, hat den Auftrag, die Beziehungen zu Nordkorea zu fördern. Genau diese Aufgabe macht Kim Young-ho zu einer kontroversen Personalie: Der 63-Jährige ist nämlich schon länger dafür bekannt, nicht gerade den freundlichen Austausch mit dem Norden zu suchen. Eher im Gegenteil.

Der Weg zur Wiedervereinigung wird sich erst öffnen, wenn die politischen Systeme von Süd- und Nordkorea eins werden und das Regime Kim Jong-un gestürzt ist.

Kim Young-ho, Südkoreas neuer Minister für Wiedervereinigung, in einem Artikel aus dem Jahr 2019

Die linksliberale Zeitung „Hankyoreh“ beschreibt Kims Einstellung gegenüber dem Norden dieser Tage als „feindlich“, die führende Nachrichtenagentur Yonhap als „hardline“.

Die konservative Zeitung „Joonang Ilbo“ beobachtet bei Kim „kritische Positionen“. So hat Kim in Gastbeiträgen und auf seinem Youtube-Kanal für den Sturz des nordkoreanischen Regimes plädiert.

Außerdem hat er gefordert, Südkorea solle sich mit Atomwaffen ausstatten, um seine Stellung gegenüber dem über die vergangenen Jahre zusehends hochgerüsteten Nordkorea zu stärken.

Kim Young-ho, Südkoreas neuer Minister für Wiedervereinigung

© Sungshin University/Sungshin University

Zwar sind solche Einstellungen immer wieder in Südkorea zu vernehmen. Allerdings hat bisher gerade das Ministerium für Wiedervereinigung – praktisch als Daseinsberechtigung – den Austausch gesucht.

Mit Kim Young-ho, dessen Beförderung wohl nur noch Formalien im Weg stehen, dürfte es hier einen klaren Bruch geben. So schrieb Kim im Jahr 2019 in einem Artikel auf der Plattform „PenNMike“: „Der Weg zur Wiedervereinigung wird sich erst öffnen, wenn die politischen Systeme von Süd- und Nordkorea eins werden, das Regime Kim Jong-un gestürzt und Nordkorea liberalisiert ist.“

Während kritische Stimmen in Kim Young-ho eine Fehlbesetzung sehen, dürfte ihm aber niemand absprechen, dass er sich mit Nordkorea – gegenüber dem Südkorea seit Ende des dreijährigen Koreakriegs 1953 in einem Waffenstillstand verharrt – auskennt.

Nach seinem Studium in Diplomatie an der Eliteschmiede Seoul National University promovierte Kim an der US-amerikanischen University of Virginia mit einer Arbeit über den Koreakrieg. Was in seinen Augen eine Annäherung verbietet, ist die Menschenrechtslage im Norden.

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