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Donald, der Zerstörer.

© Gestaltung: Tagesspiegel/IMAGO/UPI PHOTO

Thank God It’s International Friday 31: Donald Trumps wahre Talente

Die Themen der Woche: 100 Tage Zerstörungswut | Der Mut der US-Bischöfin Budde | Schwieriger Balanceakt bei der Migration | Rechtsextremistische AfD | Wird Trump Papst?

Anja Wehler-Schöck
Eine Kolumne von Anja Wehler-Schöck

Stand:

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Trump kann alles. Er selbst scheint davon jedenfalls felsenfest überzeugt zu sein. Als der US-Sender C-Span ihn fragte, wen das ab kommender Woche in Rom tagende Konklave zum nächsten Oberhaupt der katholischen Kirche wählen sollte, antwortete er spontan: „Ich würde gerne Papst werden. Das wäre meine erste Wahl.“

Die Bemerkung war wohl eher als Scherz gemeint. Was den US-Senator Lindsey Graham allerdings nicht davon abhielt, die absurde Idee gleich begeistert zu unterstützen. Er sähe „viele Vorzüge“ in einer Kombination der US-Präsidentschaft mit dem Papstamt, schrieb der Republikaner auf X.

Klassenbester in: Lügen und Zerstörung

Keinen Spaß versteht Trump, wenn es um Golf geht. Da hält er sich für nahezu unschlagbar. Mein Kollege Jörg Leopold hat sich genauer angesehen, wie es tatsächlich um das Golf-Handicap des Präsidenten bestellt ist. Nur so viel: Trump ist beim Spielen wohl nicht immer ganz ehrlich. 🏌️

Wie sehr Trump mit der Wahrheit auf Kriegsfuß steht, haben meine Kollegen diese Woche untersucht. In einem Faktencheck haben sie 100 Lügen zusammengetragen, die Trump in den ersten 100 Tagen seiner zweiten Amtszeit verbreitet hat. 👇

In einer Sache toppt Trump derzeit jedoch alle: im Anrichten von Schaden. Unabhängig davon, wie sich Trumps Amtszeit weiterentwickelt – der Kurs der ersten 100 Tage wird tiefgreifende Folgen haben, deren vollständiges Ausmaß heute noch gar nicht abzusehen ist.

Die staatlichen Institutionen sind immer nur so stark wie der politische Wille, sie zu schützen, habe ich in meinem Leitartikel am Mittwoch argumentiert. Für mich liegt darin der eklatanteste Unterschied zu Trumps erster Amtszeit. Hat sich seine Politik damals noch weitgehend innerhalb des institutionellen Rahmens der USA bewegt, zielt sie heute auf dessen Zerstörung. Lesen Sie hier. 👇

Wer ist mutig genug, um Widerstand zu leisten?

Es fühlte sich fast so an, als säße ich mit Jeanne d’Arc auf der Bühne. Am Mittwochabend habe ich in der Urania Berlin vor ausverkauftem Haus mit Mariann Budde über Mut diskutiert. Wie mutig sie selbst ist, hat die US-Bischöfin vielfach bewiesen. Und ganz besonders am 21. Januar im Gottesdienst zu Trumps Amtseinführung, als sie den Präsidenten aufforderte, doch Erbarmen und Mitgefühl zu zeigen. Trump reagierte mit gewohnter Empörung.

Bitte überhöht und verehrt mich nicht wie eine Heilige, sagt die US-Bischöfin Budde.

© Urania Berlin

Das Publikum in der Urania hing förmlich an Buddes Lippen, zum Abschluss gab es minutenlang stehenden Beifall. Für mich hat das noch einmal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, wie sehr sich die Menschen derzeit eine Ikone des Widerstands gegen Trump wünschen. Das möchte Budde jedoch gar nicht sein.

Die Drohungen und der Hass, den sie auf ihre offenen Worte hin erhalten habe, seien eine unschöne Erfahrung gewesen. „Aber mit den positiven Reaktionen umzugehen, ist fast genauso schwer“, sagt die Bischöfin. Sie wolle nicht wie eine Heilige überhöht und verehrt werden. Denn das nütze der Sache nicht, ist sich Budde sicher. Sie plädiert stattdessen für ein gemeinsames Engagement möglichst vieler Menschen.

Eine Zusammenfassung der Veranstaltung und einige Auszüge aus unserem Gespräch können Sie hier beim Deutschlandfunk nachhören.

Der schwierige Balanceakt bei der Migration

Um die Frage, wie politisch Kirche sein darf oder muss, geht es auch beim diesjährigen Kirchentag (Deutscher Evangelischer Kirchentag), der gerade in Hannover stattfindet. Dort durfte ich gestern einen Dialog zur Migrationspolitik führen: Europa als sicherer Hafen oder eiserne Festung. Aus Sicht der christlichen Ethik ist das ein schwieriger Balanceakt.

Gesprochen habe ich darüber unter anderem mit Sipan Kahlaf. Er ist als Sechsjähriger im Jahr 2000 mit seinen Eltern aus Syrien nach Deutschland geflohen. Als Angehörige der kurdischen Minderheit waren seine Familie und er damals vom Assad-Regime ausgebürgert und damit de facto entrechtet worden. Eindrücklich hat er die schwierigen sieben Jahre im deutschen Asylbewerberheim geschildert, die seine Eltern fast dazu gebracht hätten, trotz der sich verschlimmernden Lage nach Syrien zurückzukehren.

Zum Glück haben sie es nicht getan. Denn Sipan Kahlaf ist eines von vielen Beispielen dafür, wie Integration gelingen kann. Er ist heute als Syndikusanwalt tätig und vielfältig ehrenamtlich engagiert.

Dass Geschichten wie die von Sipan Kahlaf viel häufiger erzählt und die positiven Effekte von Migration für Gesellschaft und Wirtschaft stärker herausgestellt werden müssen, war auch Konsens unter den Brüsseler Entscheidungsträgern, mit denen ich über die europäische Migrationspolitik diskutiert habe.

Um rechten Akteuren kein leichtes Spiel zu machen, sei rechtsstaatliche Verbindlichkeit unabdingbar, betonte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley. Es sei den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu vermitteln, dass juristische Instanzen das Bleiberecht prüften, die auf ihren Entscheidungen basierenden Abschiebungen dann jedoch nicht umgesetzt werden könnten.

Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler: Diskutieren Sie mit!

Zur Frage des richtigen Umgangs mit rechten Akteuren hat Jens Spahn, der in der kommenden Woche zum Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion gewählt werden soll, Mitte April eine heftige Kontroverse ausgelöst. Er forderte, dass mit der AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag genauso umgegangen werden müsse wie mit anderen Oppositionsparteien. Am heutigen Freitag hat das Bundesamt für Verfassungsschutz verkündet, dass es die AfD als gesichert rechtsextremistisch einstuft.

Der Deutsche Bundestag wählt am kommenden Dienstag den neuen Bundeskanzler. Wie steht es angesichts der aktuellen Entwicklungen um die Brandmauer und den weiteren Umgang mit der AfD? Was sind die dringendsten Prioritäten für eine Bundesregierung unter Friedrich Merz? Wie stabil ist die schwarz-rote Koalition?

Über diese und weitere Fragen diskutiere ich am Dienstag um 12 Uhr mit Christian Tretbar, Julia Reuschenbach, Martin Florack und Christiane Bender in der nächsten Ausgabe des „High Noon“-Expertentalks des Tagesspiegels. Seien Sie mit dabei! Hier geht’s zur Anmeldung.

Seien Sie beim nächsten „High Noon“-Expertentalk mit dabei!

© Tagesspiegel/Sabine Miethke, Fotos: Tagesspiegel/Mario Heller, Tagesspiegel/Nassim Rad, Tobias Koch, Michael Holfelder, Wissenschaftscampus NRW, IMAGO/Thomas Bartilla

In memoriam: Claus Vetter

Diese Woche hat für uns beim Tagesspiegel mit einer furchtbaren Nachricht begonnen: Claus Vetter, der Leiter unseres Sportressorts, ist plötzlich verstorben. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Von einem Tag auf den nächsten ist ein wunderbarer Kollege einfach nicht mehr da.

Es waren nicht nur Claus‘ große Leidenschaft und sein unermüdlicher Einsatz für seine Arbeit, die ihn für uns als seine Kollegen ausgezeichnet haben. Wie kaum ein anderer hat Claus junge Leute in ihren journalistischen Ambitionen unterstützt – vom Schülerpraktikanten bis zur Redakteurin. Vor allem aber waren es sein großes Herz und seine wertschätzende Art, die ihn zu einem ganz besonderen Menschen gemacht haben. Du wirst uns schrecklich fehlen, lieber Claus.

Das war’s von mir für heute. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Bleiben Sie gesund.

Herzlich

Ihre Anja Wehler-Schöck

P.S.: Vielen Dank an Johannes Altmeyer fürs Feedback und an Maria Glage für die Graphik!

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