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Ein ukrainischer Soldat im Kampfeinsatz.

© Reuters/Sofiia Gatilova

Ukraine-Invasion Tag 523: „Nur die US-Armee wäre fähig, solche Verteidigungslinien zu durchbrechen“

Tote und Verletzte nach Raketenangriff auf Krywyj Rih, Litauens Präsident besorgt über Wagner-Söldner in Belarus. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Die Ukrainer machen weiter Fortschritte an der Front. Zwar langsam, aber sicher nähern sie sich an mehreren Frontabschnitten der russischen Hauptverteidigungslinie. An einer Stelle ist diese sogar schon erreicht, wie Videos und Fotos zeigen. Wie es danach für die Ukrainer weiter geht, ist unklar und hängt vor allem davon ab, wie stark Russlands Kräfte im Süden noch sind.

Kürzlich hat Moskau sogar noch Truppen aus dem Süden in den Osten nahe Bachmut verlegt. Auch im Nordosten greifen die Russen vereinzelt noch an. Das könnte einerseits bedeuten, dass Putins Militärs glauben, die ukrainische Offensive im Süden auch mit weniger Kräften in Schach halten zu können – oder andere Teile der Front inzwischen als wichtiger erachten.

Sicher ist aber schon: Mit der Hauptverteidigungslinie der russischen Kräfte in der Südukraine liegt die schwierigste Aufgabe der Offensive immer noch vor den Ukrainern – obwohl sie jetzt schon acht Wochen harter und verlustreicher Kämpfe hinter sich haben. Wie herausfordernd die Aufgabe ist, zeigt eine Einschätzung des US-Militäranalysten Michael Kofman. Er erklärt in seinem Podcast (Quelle hier): „Die einzige Armee auf der Welt, die in der Lage ist, solche Verteidigungsstellungen zu überwinden, sind die US-Amerikaner.“

Der Grund: Nur sie seien in der Lage, das Gefecht der verbundenen Waffen (also unterschiedliche Einheiten von Bodentruppen und Luftstreitkräften) im großen Stil zu koordinieren. Selbst die Armeen Westeuropas seien dazu nur mit kleineren Einheiten fähig. Hinzu kommt, dass die Ukrainer keine nennenswerte Luftwaffe besitzen, die die Bodentruppen bei der Offensive unterstützen könnte.

Der Ukraine bleibt das zu tun, womit sie schon in Cherson im vergangenen Jahr erfolgreich war: Die Russen so lange zurückdrängen, bis ihre Positionen unhaltbar werden – und sie sich zurückziehen müssen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Eine russische Rakete hat nach ukrainischen Angaben Krywyj Rih im Süden des Landes getroffen, die Heimatstadt von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der Militärchef der Stadt, Olexander Wilkul, sprach gegen Mittag von mindestens fünf Toten und mehr als 50 Verletzten. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Als das russische Kreuzfahrtschiff „Astoria Grande“ am Morgen in den Hafen von Batumi (Georgien) einlief, wurde es von zahlreichen Gegendemonstranten empfangen. Dabei wurden unter anderem Eier auf das Schiff geworfen und es wurde lautstark protestiert. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die Islamische Republik Iran und Belarus haben ein Rüstungsabkommen vereinbart. Die Verteidigungsminister beider Länder unterzeichneten am Montag in Teheran eine entsprechende Kooperation, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete.
  • Die russische Armee hat nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu ihre Angriffe auf ukrainische Militäreinrichtungen „deutlich verstärkt“. Dies sei eine Antwort auf Angriffe der Ukraine auf russisches Territorium und betreffe unter anderem Einrichtungen, „die diese terroristischen Taten unterstützen“. 
  • Litauens Präsident Gitanas Nauseda hat sich besorgt über die Präsenz russischer Wagner-Söldner im benachbarten Belarus gezeigt. Dies stelle eine ernsthafte Bedrohung dar, sagte das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes der Agentur BNS zufolge bei einem Besuch am Grenzübergang Medininkai. 
  • Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive nach Angaben aus Kiew in der vergangenen Woche knapp 15 Quadratkilometer von der russischen Besatzung befreit. Mit 12,6 Quadratkilometern entfiel der Hauptanteil auf Abschnitte an der Front in der Südukraine, teilte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar mit. 
  • Bei einem ukrainischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Donezk sind dem von Russland installierten Gouverneur der gleichnamigen Region zufolge zwei Menschen getötet worden. Vier weitere Personen seien verletzt worden, teilt Denis Puschilin auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
  • Die Anhebung des Einberufungsalters für Wehrpflichtige sowie die Erhöhung des Reservistenalters in Russland könnten nach Einschätzung britischer Geheimdienste neue Sorgen im Land schüren. „Die erhöhte Wahrscheinlichkeit, zum Kampf gezwungen zu werden“, mache deutlich, dass es dem russischen Staat „nicht gelungen ist, die Bevölkerung vor dem Krieg zu schützen“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. 
  • Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, stellt offenbar die Weichen für künftige Aufgaben seiner Kämpfer. „Heute legen wir unsere nächsten Aufgaben fest, deren Umrisse immer klarer werden“, heißt es in einer Audio-Botschaft in Grey Zone, einem der Wagner-Gruppe zugeschriebenen Konto auf Telegram.
  • In Westrussland nahe der Grenze zur Ukraine ist nach russischen Angaben in der Nacht eine Polizeistation bei einem ukrainischen Drohnenangriff getroffen worden. „Ukrainische Streitkräfte haben in der Nacht den Bezirk Trubtschewsk angegriffen“, teilte der Gouverneur der Region Brjansk mit.
  • Bei dem Treffen der Führungen der Regionen forderte der ukrainische Präsident Selenskyj, die Energie-Infrastruktur vor dem Winter auf mögliche neue Attacken der Russen vorzubereiten. „Russische Terroristen können immer noch unseren Energiesektor und wichtige Anlagen in diesem Winter angreifen“, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft.

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