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Ein ukrainischer Soldat zeigt ein Siegeszeichen auf einem Panzer an der Frontlinie.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 572: Wie ein Ex-Diakon Ukrainern geholfen haben soll, die Einberufung zu umgehen

Selenskyj vergleicht Putin mit Hitler. Die Ukraine entlässt sechs Vizeverteidigungsminister. Der Überblick am Abend.

Anfang August hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj alle Chefs der regionalen Rekrutierungsbüros wegen Korruptionsverdachts entlassen. Hintergrund soll gewesen sein, dass mancher Ukrainer der Einberufung ins Militär durch die Zahlung von Bestechungsgeldern entgehen konnte (wir berichteten hier). Nun berichtet der britische „Guardian“ von einem weiteren Fall – diesmal geht es um einen früheren Diakon (Quelle hier).

Demnach wurde der ehemalige Diakon in der ukrainischen Hafenstadt Odessa wegen des Vorwurfs festgenommen, er habe Bestechungsgelder angenommen, um Männern zu helfen, sich der Wehrpflicht zu entziehen. Er soll die Männer, so habe es der ukrainische Geheimdienst berichtet, als kirchliche Missionare getarnt haben, damit sie das Land verlassen konnten.

Der Mann soll der ukrainisch-orthodoxen Kirche angehören, die bis vor Kurzem mit dem Moskauer Patriarchat verbunden war. Er soll den Ermittlern zufolge mindestens sechs Personen die Flucht in mehrere EU-Länder ermöglicht und dafür rund 4500 Dollar an Bestechungsgeldern kassiert haben. Er habe den Männern bescheinigt, dass ihre Ausreise aus der Ukraine für die Arbeit der Diözese in Europa notwendig war.

„Der Verdächtige hatte Listen von Missionaren zusammengestellt, die im Auftrag des Diözesanleiters und der religiösen Gemeinschaft ins Ausland reisen sollten, um Priester zu werden“, zitiert der „Guardian“ den ukrainischen Geheimdienst. Es seien Computer, Mobiltelefone und Sim-Karten des Mannes sowie US-Dollar beschlagnahmt worden. Bei einer Verurteilung drohen ihm demnach bis zu neun Jahre Gefängnis. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kurz vor dem Start der hochkarätig besetzten UN-Generaldebatte vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt und Kremlchef Wladimir Putin mit Adolf Hitler verglichen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Rund zwei Wochen nach der Entlassung des bisherigen Verteidigungsministers Olexij Resnikow sind in der Ukraine auch sechs seiner Stellvertreter ihres Amtes enthoben worden. Unter ihnen ist einer Mitteilung der ukrainischen Regierung zufolge auch Vizeministerin Hanna Maljar. Mehr hier.
  • In der Hafenstadt Sewastopol auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es Medienberichten zufolge mehrere Explosionen gegeben. Moskau behauptet, einen Angriff abgewehrt zu haben. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben eine Ortschaft nahe der Stadt Bachmut zurückerobert. Die russischen Truppen seien aus Klischtschijiwka vertrieben worden, erklärte der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyj, in Onlinenetzwerken. Mehr hier.
  • Russland hat nach Einschätzung britischer Militärexperten zum wiederholten Mal unter Druck geratene Einheiten im ukrainischen Gebiet Saporischschja mit Luftlandetruppen verstärkt. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums hervor. Mehr in unserem Newsblog.
  • In Bulgarien haben Landwirte mit Blockaden gegen die Aufhebung des Importstopps für Getreide aus der Ukraine protestiert. Demonstranten sperrten Fernstraßen und Zufahrtsstraßen zu Grenzpunkten nach Rumänien und Griechenland vorübergehend, zeigen TV-Berichte.
  • Russland hat das höchste Gericht der UN aufgefordert, eine Klage der Ukraine im Zusammenhang mit der russischen Invasion abzuweisen. Der ukrainische Vorwurf, Russland habe die Völkermordkonvention von 1948 zur Rechtfertigung des Kriegs missbraucht, sei nicht haltbar, machte der juristische Vertreter Russlands bei einer Anhörung in Den Haag geltend.
  • Erstmals ist in Bulgarien eine Drohne mit Sprengstoff gefunden worden, die anscheinend aus dem Ukraine-Krieg stammt. Ein Team der bulgarischen Marine entschärfte die in einem Dorf an der Schwarzmeer-Küste in der Nähe zur rumänischen Grenze gefundene Drohne.
  • Russland hat die Ukraine zum Wochenbeginn erneut mit Luftangriffen überzogen. Das ukrainische Militär wehrte in der Nacht laut eigenen Angaben alle 17 Marschflugkörper der Typen Ch-101, Ch-555 und Ch-55 ab sowie 18 von 24 Kamikaze-Drohnen. 
  • Dem Kreml liegen eigenen Angaben zufolge keine Informationen zum Gesundheitszustand des Tschetschenen-Führers Ramsan Kadyrow vor. Medien spekulieren, dass der Präsident der russischen Teilrepublik tot sei. 
  • Der CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter rechnet in Kürze mit einer Entscheidung über eine Taurus-Lieferung an die Ukraine. „Am Dienstag ist ein Ramstein-Treffen, und da werden wir bestimmte Neuerungen erleben, die Omid Nouripour schon letzte Woche angekündigt hat“, sagte er bei „Anne Will“.

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