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Russischer Suchoi Su-34 Jagdbomber parken vor einer Militärübung auf dem Flugplatz in der südrussischen Region Krasnodar.

© dpa/Vitaliy Timkiv

Ukraine-Invasion Tag 741: Wie sich Moskau mit einer veränderten Taktik kurzzeitig Erfolge verschafft

Ukraine will russisches Kriegsschiff versenkt haben. Russlands Polizei verhaftet Teilnehmer von Nawalny-Beerdigung. Der Nachrichtenüberlick am Abend.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine spielte sich in den vergangenen beiden Jahren vor allem am Boden ab. Doch zuletzt hatte Moskau wieder verstärkt auf den Einsatz seiner Luftwaffe gesetzt – und dabei zwischenzeitlich auch Erfolge erzielt. Diesem Aspekt hat sich nun die „New York Times“ in einem Artikel gewidmet (Quelle hier).

Dass Russland wieder mehr auf seine Luftwaffe setze, sei seit Beginn des vergangenen Jahres der Fall, schreibt die Zeitung. Damals habe das Land damit begonnen, Gleitbomben einzusetzen. Und im Fall der zuletzt eingenommenen, lange umkämpften Stadt Awdijiwka soll die Luftwaffe eine wichtige Rolle gespielt haben. Allerdings mussten die Flieger näher an die Frontlinie fliegen, um die Wirkung der Gleitbomben zu maximieren.

Was wiederum die Gefahr vergrößerte, von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen zu werden. Und das geschah zuletzt ebenfalls vermehrt. Die Ukraine hatte in den vergangenen Wochen unter anderem den Abschuss zweier Su-34-Jagdbomber und eines A-50-Aufklärers gemeldet. Die Folge: Offenbar fährt Moskau seine Luftaktivitäten in der Ostukraine wieder zurück, wie wir gestern vermeldet hatten (Quelle hier). Doch im Fall von Awdijiwka scheint die Strategie Erfolg gehabt zu haben.

Der pensionierte ukrainische General Serhiy Hrabskyi vergleicht die russische Taktik in der „New York Times“ mit jener am Boden, bei der Russland unzählige Soldaten in Wellen auf die Stellungen der Ukrainer loslässt – ungeachtet des Blutzolls, den das Land dadurch zahlt. „Den Russen ist das egal“, sagt er. „Wenn sie einen Befehl haben, werden sie alle Möglichkeiten nutzen, alle verfügbaren Waffensysteme einsetzen, um anzugreifen.“

Die Situation erinnert an die ersten Tage der Invasion, als keine der beiden Parteien die Lufthoheit über die Ukraine gewinnen konnte. Die Ukraine nicht, weil sie nur über eine begrenzte Anzahl von Kampfflugzeugen verfügt. Und die Russen nicht, weil es Kiew gelang, „durch den geschickten Einsatz von Flugabwehrraketen, Russland die Kontrolle über den Luftraum zu entziehen“, wie auch die „New York Times“ schreibt.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Ein russisches Kriegsschiff ist Angaben aus Kiew zufolge vor der Halbinsel Krim durch einen Angriff von ukrainischen Wasserdrohnen versenkt worden. Der Vorfall ereignete sich demnach in der Nacht zum 5. März. Getroffen worden sei die Korvette „Sergej Kotow“, die die Schwarzmeerflotte auch als schweres Patrouillenboot führt. Mehr hier.
  • Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat am Dienstag Haftbefehle gegen zwei hochrangige russische Offiziere verhängt. Der Befehlshaber der Langstreckenbomber der Luftwaffe, Generalleutnant Sergej Kobylasch, und der Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Viktor Sokolow, sollen Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine angeordnet haben. Mehr hier.
  • Nach der Beerdigung von Kremlgegner Alexej Nawalny sind Bürgerrechtlern zufolge mehrere Teilnehmer festgenommen worden. Am Dienstag seien ein Mann und eine Frau festgesetzt worden, die sowohl bei der Beerdigung als auch bei vorherigen Gedenkaktionen waren, so die Organisation Ovd-Info. Mehr hier.
  • Weil sie illegal elektronische Bauteile für Drohnen an Russland geliefert haben sollen, hat die Bundesanwaltschaft zwei Geschäftsleute aus Deutschland angeklagt. Darunter seien auch Materialien für die in der Ukraine eingesetzte „Orlan 10“-Drohne gewesen. Mehr hier.
  • Der frühere Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat Bundeskanzler Olaf Scholz als zu zögerlich kritisiert. In einem Interview der Schweizer „Neue Zürcher Zeitung“ sagte er mit Blick auf den Umgang mit der Ukraine: „Wir brauchen Staatschefs, die entschlossen handeln.“ Mehr hier.
  • Die Briten gehen davon aus, dass Russland seinen neuesten Kampfpanzer Armata auch aus Sorge vor einem Reputationsverlust bisher nicht im Krieg gegen die Ukraine nutzt. Es sei fast sicher, dass der Kampfpanzer bis heute nicht in der Ukraine eingesetzt wurde, so das Verteidigungsministerium auf X. Mehr hier
  • Audi, Mercedes, BMW – trotz EU-Sanktionen sollen drei Berliner teure Autos nach Russland verkauft haben. Die Geschäfte wurden per Telegram-Chat eingefädelt. Die Nachfrage ist offenbar groß. Mehr hier.
  • Nach den ersten Untersuchungen ist ein „individueller Anwendungsfehler“ verantwortlich dafür, dass das Gespräch hochrangiger Bundeswehr-Offiziere über das Waffensystem Taurus abgehört werden konnte. Das sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Berlin. Mehr hier.
  • Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine Mut angemahnt. „Wir nähern uns gewiss einem Moment unseres Europas, in dem es angebracht ist, nicht feige zu sein“, sagte Macron am Dienstag in Prag. Mehr in unserem Newsblog.
  • Russland hat nach eigenen Angaben seine Truppenpräsenz im Norden und Nordwesten des Landes verstärkt. Dies sei eine Reaktion auf die Ausweitung des Militärpotenzials der Nato nahe der russischen Grenze, sagt Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor führenden Generälen. 
  • Das russische Justizministerium hat die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung zur unerwünschten Organisation erklärt. Daneben wurden auch die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde und zwei weitere Organisationen aus Deutschland entsprechend eingestuft.
  • In der russischen Region Kursk nahe der Grenze zur Ukraine ist russischen Angaben zufolge ein Bahnhof angegriffen worden. Der Bahnhof von Gluschkowo sei von ukrainischer Seite aus angegriffen worden, erklärte der örtliche Gouverneur Roman Starowoit am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Es habe keine Verletzten gegeben. 
  • Als Konsequenz aus der Taurus-Abhöraffäre fordert die Union einen Nationalen Sicherheitsrat in Deutschland. Die Vorfälle zeigten einmal mehr die Notwendigkeit eines solchen Gremiums, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Henning Otte (CDU), der „Rheinischen Post“. 

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