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Von Weidenkätzchen bis Hexengrusel: Oster-Traditionen aus der ganzen Welt
Christen weltweit feiern die Ostertage mit kuriosen Traditionen. Von Schweden bis Südafrika – ein kleiner Überblick.
- Maxi Beigang
- Christian Böhme
- Viktoria Bräuner
- Birgit Holzer
- Hannah Wagner
Stand:
Frohe Ostern, happy Easter! Joyeuses Pâques, glad påsk!
Ob mit einer Beerdigung für salzige Heringe, fliegenden Kirchenglocken oder besonderem Gebäck: Christen auf der ganzen Welt feiern Ostern.
In diesem Jahr fallen die Feiertage der orthodoxen sowie der katholischen und der evangelischen Kirche, die sich an unterschiedlichen Kalendern orientieren, sogar auf dasselbe Datum.
Ein Überblick über die schönsten und kuriosesten Traditionen.
Frankreichs Kirchenglocken „fliegen“ nach Rom

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Den Osterhasen kennen zwar auch die französischen Kinder – und die Erwachsenen –, aber vor allem in Schokoladenform. Verantwortlich für das Verstecken von süßen Eiern am Ostersonntag ist er allerdings nicht.
Das übernehmen in Frankreich die Osterglocken. Die Tradition basiert auf der Legende, nach der die Kirchenglocken von Gründonnerstag bis Ostersonntag nach Rom fliegen und mit Süßigkeiten zurückkehren, die am Osterfest im ganzen Land verteilt werden.

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Frankreich hat eine katholische Prägung, ist aber ein laizistisches Land mit einer klaren Trennung zwischen Staat und Religion. Es gibt weniger katholische Feiertage, und so ist auch der Karfreitag ein normaler Arbeitstag – außer im Elsass und im Departement Moselle, welche früher zum deutschen Kaiserreich gehörten.
Der Ostermontag wiederum ist frei und dient, wie auch der Sonntag, für Familientreffen und -essen, die in Frankreich eine große Bedeutung haben. Auf den Tisch kommt dann besonders oft Lamm. Zum Nachtisch gibt es Leckereien, die die Glocken gebracht haben – wenn noch etwas von ihnen übrig ist.
Kunstvolle Eier der Sorben

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Wenn jemand die Kunst des Ostereier-Verzierens bis zur Perfektion getrieben hat, dann sind es Sorbinnen und Sorben. Die slawische Minderheit, deren Angehörige vor allem in der Lausitz zu Hause sind, geben sich nicht mit einfarbig bemalten Eiern, mit kleinen Zeichnungen oder aufgeklebten Stickern zufrieden.
Stattdessen werden die Eier mit einer aufwendigen Wachstechnik gestaltet. Genauer gesagt: mit verschiedenen aufwendigen Wachstechniken. Es gibt beispielsweise die Bossiertechnik, bei der mit farbigen Wachsen kleine Symbole und Ornamente aufgetupft werden. Oder die Kratztechnik, bei der – der Name sagt es schon – Muster in ein mit Wachs übergossenes Ei geritzt werden.
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Es gibt eigene Wettbewerbe für sorbische Ostereier, bei denen unter all den schönen Mustern das allerschönste bestimmt wird. Und: Viele der Symbole, die in stundenlanger Handarbeit mit Federn und Stecknadeln aufgetragen werden, haben eine Bedeutung. Drei Punkte etwa stehen für die heilige Dreifaltigkeit, ein Kiefernzweig für Gesundheit und die Wolfszähne – kleine aneinandergereihte Dreiecke – für Schutz vor dem Bösen.
Osterhexen in Schweden

© Getty Images/Anders Blomqvist
In Schweden gilt Ostern: Aufpassen von der påskkärring – der Osterhexe. Kinder mit Kopftuch und Schürze, knallrote Wangen und Sommersprossen, die gemeinsam von Haus zu Haus ziehen und um Süßigkeiten betteln, sich dafür oft mit einem selbst gemalten Bild bedanken. Für Außenstehende wirkt das meist wie eine Art Halloween im Frühjahr.
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Der Brauch hat seinen Ursprung in Prozessen im späten Mittelalter: Die Osterhexen fliegen dem Volksglauben nach am Gründonnerstag zu einem Fest auf den Blåkulla (Blocksberg), um dort Hexensabbat zu feiern – am selben Tag soll Judas Jesus verraten und so alle bösen Kräfte freigesetzt haben. Seit mehr als 150 Jahren feiern die Schwedinnen und Schweden Ostern mit ihren kleinen Hexen, der Brauch stammt wohl ursprünglich von der Westküste.
Dekoriert wird traditionell mit bunten Federn, die, oft an Birkenzweigen hängend, Haus und Garten schmücken. Gesucht wird auch, lose Süßigkeiten werden in überdimensionale Ostereier aus Plastik oder Pappe versteckt, die es dann zu finden gilt.
Beim Menü wird auf Altbekanntes aus der Weihnachtszeit zurückgegriffen, mit etwas mehr Fisch und Gemüse: Neben Hering und Lachs gibt es wie so oft an den Feiertagen Janssons frestelse, einen einfachen Kartoffelauflauf mit Anchovis, dazu kalten Osterschinken und ein Glas Cola-ähnlichen påskmust („Ostersaft“). Und immer auch ein Schnäpperchen – das wird aber nur getrunken, wenn vorher gemeinsam gesungen worden ist.
Hot Cross Buns in Südafrika

© Gallo Images/Gallo Images
In Südafrika werden an den Ostertagen keine Eier, sondern traditionell Hot Cross Buns gegessen. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Hefebrötchen mit Lebkuchengewürz, geformt wie ein Kreuz oder mit einem Kreuz aus Zuckerguss dekoriert.
Schaurig-schöne Prozessionen in Spanien

© SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Wer in Spanien Ostern sagt, meint Semana Santa. Die „heilige (Kar)Woche“ gehört vor allem im Süden des Landes zu den wichtigsten Feierlichkeiten des Jahres. Diese sind eine erstaunliche Mischung aus religiöser Hingabe, kulturellem Erbe und Lebensfreude. Kurz gesagt: Göttliches trifft auf Weltliches. Besonders bekannt und berühmt ist Sevillas Semana Santa.
Die Stadt ist in diesen besonderen Tagen eine einzige Prozession: Bruderschaften (Hermandades) tragen auf Gestellen befestigte, teils ziemlich schwergewichtige, prachtvoll geschmückte Heiligenfiguren durch die Straßen.
Hunderttausende Menschen – besonders schick gemachte Einheimische ebenso wie Touristen – verfolgen das Spektakel, wenn die „Büßer“ (Nazarenos) mit ihren typischen, spitz zulaufenden Kopfbedeckungen die Pasos genannten Festzüge anführen.
Überhaupt spielt sich das ganze Leben in diesen Tagen im Freien ab. Die Prozessionen sind nicht nur Trauermärsche, sondern eben auch große Partys. Arbeiten tut zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag ohnehin niemand. Es gibt also genügend Zeit, um mit Freunden und der Familie wortwörtlich um die Häuser zu ziehen.
Und nach jeder durchgemachten Semana-Santa-Nacht winkt eine knallsüße Belohnung: Chocolate con Churros – dickflüssige Trinkschokolade mit stangenförmigem Fettgebäck. Eine Kalorienbombe. Aber lecker.
Die Iren begraben Heringe

© dpa/Jens Büttner
Als Symbol, dass die Fastenzeit zu Ende ist, werden in einigen Regionen im Süden Irlands zu Ostern Heringe begraben. Strenggläubige Katholiken haben dann 40 Tage lang auf Fisch, Fleisch, Käse und Wurst verzichtet.
Eingelegte oder gesalzene Heringe dürfen jedoch gegessen werden und dienten früher als eines der wichtigsten Nahrungsmittel in dieser Zeit. Nach mehr als einem Monat Fasten waren die Iren Ostern der intensiv schmeckenden Fische überdrüssig, was zur Tradition des „Heringsbegräbnisses“ führte.
Zum Glück brauchen die Briten Weidenkätzchen

© imago/CHROMORANGE
An kleine Pfötchen erinnern die Knospen der Weidenkätzchen. Ostern verschenken Briten gerne die schönen Zweige. Wer mit ihnen sanft getätschelt wird, hat im weiteren Verlauf des Jahres viel Glück. In Deutschland stehen die Bäume unter Naturschutz – Nachahmer sollten die Äste also in der Gärtnerei kaufen, statt einfach zu wildern.
Äthiopien: frisches Gras als Zeichen der Auferstehung

© dpa/Matthias Bein
Ostern oder „Fasika“ ist ein wichtiges Fest der etwa 77 Millionen Christen in Äthiopien, die rund 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen. 80 Tage wird vorher gefastet, besonders Gläubige essen an Karfreitag und Ostersamstag gar nichts.
An beiden Tagen finden Messen statt; in der Osternacht erfolgt um 3 Uhr morgens das Fastenbrechen. Es gibt Geschenke und ein Festmahl. Danach ziehen die Kinder von Haus zu Haus und legen dort frisches Gras nieder, als Zeichen der Auferstehung.
Oster-Parade in den USA

© dpa/AP/Jeenah Moom
Die berühmte Osterparade von New York gibt es seit den 1870ern. Damals begann sie als Spaziergang nach dem Ostergottesdienst. Über die Jahrzehnte hat sich das zu einer bunten Straßenparty entwickelt – New Yorker und Besucher der Stadt schlendern in bunten, frühlingshaften Kostümen zusammen über die Fifth Avenue, eine der wohl berühmtesten Straßen der Welt.
Beginn ist an jedem Ostersonntag um 10 Uhr, das Ganze dauert etwa sechs Stunden. Die Route verläuft zwischen der 49. und der 57. Straße, ist also relativ kurz. Zentrum der Veranstaltung ist die St.-Patrick’s-Kathedrale.
Auch in Washington gibt es eine lange Tradition: Dort öffnet das Weiße Haus am Ostermontag seine Gärten für den Ostereierlauf (Easter Egg Roll), an dem üblicherweise die Kinder von Regierungsmitarbeitern, aber auch Gäste teilnehmen.
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