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Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen auf einer Pressekonferenz am 13. März 2024, auf der sie den neuen Verteidigunsplan verkündete.

© imago/Ritzau Scanpix/IMAGO/Liselotte Sabroe

Wegen russischer Aggression: Dänemark will erstmals Frauen zum Wehrdienst verpflichten

Das skandinavische Land will seine Streitkräfte stärken. Dafür erhöht es nicht nur die Verteidigungsausgaben – Frauen und Männer sollen gleichberechtigt zum Militärdienst eingezogen werden.

Erstmals in der Geschichte Dänemarks sollen Frauen zum Militärdienst eingezogen werden. Das berichtet der britische Guardian. Der Vorschlag ist Teil der Umstrukturierung der dänischen Streitkräfte, die das skandinavische Land aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch Russland anstrebt.

„Wir rüsten nicht auf, weil wir Krieg wollen. Wir rüsten auf, weil wir ihn vermeiden wollen“, sagte die sozialdemokratische Premierministerin Mette Frederiksen in ihrer Ankündigung am Mittwoch. Die Regierung wolle die „volle Gleichberechtigung der Geschlechter“ und die Wehrdienstzeit von vier auf elf Monate verlängern.

Nach den Plänen des Verteidigungsministeriums sollen ab 2026 jedes Jahr 5000 Wehrpflichtige einberufen werden – sowohl Männer als auch Frauen. Das Vorhaben der Regierung ist noch nicht rechtskräftig.

Auch in Deutschland wird über die Wehrpflicht nachgedacht

Auch in Deutschland ist eine Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht entfacht. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte bei einem Besuch in Stockholm letzte Woche, er habe „ein gewisses Faible“ für das schwedische Wehrpflichtmodell. Der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne), in jungen Jahren ein unnachgiebiger Gegner der Wehrpflicht, sprach sich angesichts der Bedrohung durch Russland dafür aus, diese wieder einzuführen.

Die Wehrpflicht wurde in Deutschland am 1. Juli 2011 ausgesetzt. Sie galt immer nur für Männer. Frauen dürfen in seit 2001 zwar auch militärische Laufbahnen einschlagen, bilden mit knapp 25.000 Soldatinnen gegenüber 156.000 männlichen Soldaten aber immer noch eine Minderheit bei der Bundeswehr.

Dänemark ist besorgt über Europas Verteidigung

Das dänische Verteidigungsministerium zeigte sich besorgt über den Zustand der europäischen Streitkräfte angesichts der russischen Aggressionen. „Leider ist die sicherheitspolitische Lage in Europa immer ernster geworden, und das müssen wir berücksichtigen, wenn wir über die künftige Verteidigung nachdenken“, sagte der dänische Verteidigungsminister, Troels Lund Poulsen.

„Eine robustere Wehrpflicht, einschließlich der vollständigen Gleichstellung der Geschlechter, muss zur Aufgabenbewältigung der Streitkräfte, zur nationalen Mobilisierung und zur Personalausstattung unserer Streitkräfte beitragen.“ Die dänischen Streitkräfte müssten „historisch gestärkt“ werden, fügte er hinzu.

Der Plan sieht auch eine Erhöhung des Wehretats um 40 Milliarden dänische Kronen (5,3 Milliarden Euro) in den nächsten fünf Jahren vor. Damit würde Dänemark in diesem und im kommenden Jahr 2,4 Prozent seines Bruttosozialprodukts für das Militär ausgeben. 2023 lagen die Ausgaben noch bei 1,4 Prozent und damit unter dem von der Nato angepeilten Ziel.

Derzeit können in Dänemark mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern alle volljährigen und körperlich geeigneten Männer zum Wehrdienst einberufen werden. Da sich jedoch genügend Männer freiwillig melden, werden die Rekruten über ein Losverfahren ausgewählt. Seit 1998 dürfen in Dänemark auch Frauen auf freiwilliger Basis ihren Wehrdienst ableisten. (kk)

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