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Menschen, die gerne größer wären, neigen laut eine Studie zu narzisstischen oder manipulativen Zügen.

© Getty Images/iStockphoto/Denis-Art

Klein, brutal, unempathisch : Was ist dran am Napoleon-Komplex?

Menschen, die gerne größer wären, neigen laut einer Studie zu narzisstischen oder manipulativen Zügen. Der Grund könnte in unserer evolutionären Vergangenheit liegen.

Kleine Körpergröße wird oft mit sichtbaren Erfolgen und Statussymbolen kompensiert – so lautet, kurz umrissen, die Theorie vom Napoleon-Komplex. Eine Studie zeigt nun, dass bei kleinen Menschen sogar noch problematischere Verhaltensmerkmalen gehäuft auftreten.

Ein Forscherteam um Peter Jonason von der Universität Padua befragte knapp 400 US-amerikanische Männer und Frauen zur Körpergröße und ihrem Wunsch, größer sein zu wollen. Außerdem sollten sie einen Fragebogen zur so genannten „dunklen Triade“, also zu den Persönlichkeitsmerkmalen Narzissmus, Psychopathie und manipulativem Machiavellismus ausfüllen. Dazu gehörte beispielsweise die eigene Einschätzung zu Aussagen wie „Ich neige dazu, andere zu manipulieren, um meinen Willen durchzusetzen“ oder „Ich bin oft unsensibel und gefühllos“.

Im Ergebnis zeigten die unterdurchschnittlich großen Menschen (Männer unter 1,77 und Frauen unter 1,63 Metern) einen überdurchschnittlich ausgeprägten Hang zur dunklen Triade. „Kleinere Menschen, insbesondere diejenigen, die gerne größer wären, zeichnen sich eher durch Eigenschaften aus, die sie angeberisch, konfrontativ und machthungrig machen“, resümiert Jonason in der Fachzeitschrift „Personality and Individual Differences“ . Das gelte nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen.

Narzissmus und High Heels

Allerdings unterscheiden sich die Geschlechter in ihren Ausprägungen der dunklen Triade. Bei Männern überwiegt der Narzissmus, also ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung einerseits und fehlender Empathie andererseits. Frauen hingegen tendieren zu Lügen und Täuschungen, wozu nicht nur verbale Manöver gehören, sondern auch modische Strategien wie etwa das Tragen von extremen High Heels, um den kleinen Wuchs zu vertuschen. „Sie wollen dadurch begehrenswerter erscheinen oder sich Vorteile darin verschaffen, Schutz oder Ressourcen zu bekommen“, erläutert Jonason.

Insgesamt erklären die Forscher die dunkle Triade der Kleinen aus dem evolutionär verankerten Mechanismus, „dass Menschen psychologische Taktiken anwenden, um ihre physischen Mängel auszugleichen“. Das erinnert an den kompensatorischen Ansatz, den der österreichische Psychoanalytiker Alfred Adler im Auge hatte, als er die Theorie vom Napoleon-Komplex entwickelte. Der Unterschied ist jedoch, dass die von Adler angeführten Statussymbole gesellschaftlich eher anerkannt – entsprechend dem Klischee vom kleinen Mann im dicken Auto. Doch für die dunkle Triade gilt das nicht, ihre Bestandteile sind gesellschaftlich eher geächtet. 

Doch das bestätigt laut Jonason nur, dass Merkmale, die einen Menschen in puncto Überleben, Partnerwahl und Status vorwärtsbringen, „nicht sozial erwünscht sein müssen“. Im Gegenteil. Nicht selten reiten Erfolg und Sympathie auf unterschiedlichen Wellen.

          

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