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Der russische Opernstar Anna Netrebko

© dpa/Armin Weigel

„Persönlich mitverantwortlich“: Botschafter der Ukraine gibt der russischen Sängerin Mitschuld am Krieg

Oleksii Makeiev kritisiert auch die Staatsoper. Sie betreibe „culture as usual“ und höre lieber eine Sopranstimme als Argumente.

Es dürfte an diesem Freitagabend vor der Berliner Staatsoper Unter den Linden um einiges unruhiger werden als sonst, wenn es Aufführungen in dem Haus gibt: Der erste von vier Auftritten des russisch-österreichischen Opernstars Anna Netrebko steht an.

Ab 18 Uhr 30 haben diverse Organisationen zu einer Demonstration aufgerufen, nachdem sie in einem Offenen Brief die Berliner Politik und insbesondere den Intendanten der Staatsoper Matthias Schulz (vergeblich) zu einer Absage der „Macbeth“-Aufführung aufgefordert hatten.

Nun hat sich auch der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev zu Wort gemeldet, zunächst mit einem Statement bei Chance.org, wo Ende August der Gastronenterologe Carsten Grötzinger eine Petition mit dem Titel: „Kein Auftritt von Anna Netrebko an der Berliner Staatsoper!” gestartet hatte. Diese ist inzwischen von fast 36.000 Menschen unterzeichnet worden.

Sie verurteilte nur den Krieg, ohne zu erwähnen, wer ihn überhaupt angefangen hat und wer ihn genozidal führt.

Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Berlin

Makeiev wirft der 1971 in Krasnodar geborenen Anna Netrebko vor, eine „persönliche Mitverantwortung“ für den russischen Angriffskrieg zu tragen, ungeachtet ihrer nachgereichten Verurteilungen des Krieges: „In der verspäteten Erklärung verurteilte sie nur den Krieg, ohne zu erwähnen, wer ihn überhaupt angefangen hat und wer ihn genozidal führt.“

Makeiev kritisiert insbesondere auch die Staatsoper Unter den Linden, sie würde „culture as usual“ betreiben: „Die Bühne der deutschen Staatsoper wird mit Netrebko aussehen wie vor dem Krieg. (...) Die Intendanz setzt ein Zeichen der ,Normalität’ und somit ein Zeichen des Wegschauens – als ob die Realität sich nicht verändert hätte. (...) Es tut mir leid, dass die Oper statt unserer Argumente lieber die Sopranstimme von Frau Netrebko hört.“

Noch Karten für 220 Euro

In einem Artikel in der „Berliner Morgenpost“, den Makeiev zusammen mit dem Mitglied des Europäischen Parlaments Sergey Lagodinsky verfasste, vertiefte er seine Kritik an Netrebkos Aufttritt: „Keine Kulissen können den Hintergrund einer ehemaligen Putin-Unterstützerin verdecken. Und keine Sopranstimme ersetzt die Stimme der Verantwortung.“

Trotz allem: Die Bühne der Staatsoper für Netrebko ist bereitet. Und außer für Sonntag, den 17. September, an dem Verdis „Macbeth“ ausverkauft ist, gibt es für die Vorstellungen am 15., 21. und 23. September noch Karten, zumindest in den sehr hohen Preisklassen von 190 und 220 Euro.

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