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Jugendfreundinnen: Anja (Alina Levshin, v.l.n.r.), Melanie (Annett Sawallisch) und Lydia (Claudia Eisinger).

© WDR/Simone Weigelt

ARD-Fernsehfilm „Wolfswinkel“ : Wenn Social Media spaltet

Der ARD-Mittwochsfilm changiert zwischen Polit-Drama und Heimatkomödie. Mit Annett Sawallisch gibt es immerhin eine Entdeckung fürs Fernsehen.

„Wir holen uns unsere Heimat zurück“: Das ist der Sound von Donald Trump, AfD und Co. Im Fernsehfilm „Wolfswinkel“ (ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr) schürt Lydia John (Claudia Eisinger) mit ihrem gleichnamigen Blog Unruhe in ihrem brandenburgischen Heimatdorf, in das sie als gescheiterte Schauspielerin aus Berlin zurückkehrt.

Ihre beiden Jugendfreundinnen waren in Wolfswinkel geblieben. Grundschullehrerin Anja Raabe (Alina Levshin) ist die arg klischeehaft geratene „gute“ Gegenspielerin, die sich für den Erhalt einer von NS-Zwangsarbeitern gebaute Straße einsetzt. Dorfpolizistin Melanie Kosse (Annett Sawallisch) versteht sich als „neutral“, bis die Situation eskaliert. Sie ist die sympathische Haupt-Figur des Films, eine schlagfertige, den Menschen zugewandte Ordnungshüterin – heimatverbunden im besten Sinn.

Die am Schauspiel Leipzig engagierte Annett Sawallisch ist eine Entdeckung fürs Fernsehen, auch Claudia Eisinger spielt die Lydia schön undurchsichtig. Allerdings ist „Wolfswinkel“ von Ruth Olshan keine tief schürfende Studie über eine rechte Influencerin. Auch als aufrüttelndes Polit-Drama taugt der Film nicht wirklich, zumal die jugendlichen Nebenfiguren, die der Rattenfängerin folgen oder mit „Nazis töten“-T-Shirt aufkreuzen, schwach gezeichnete Charaktere bleiben.

Der Genre-Mix aus politischem Drama und Heimatkomödie samt Musical-Einlage ist ein mäßig gelungener Versuch, ernsthaft und schwungvoll zugleich von gesellschaftlicher Spaltung zu erzählen. Der Osten wird zwar nicht erneut als Region missmutiger Verlierer gezeichnet, dafür erscheinen Social Media und Rechtspopulismus als von außen eingeschleppte Phänomene. Die Polizisten auf der Wache rufen sich derweil „Struppi“ und „Petzi“.

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