zum Hauptinhalt
Das Orquesta del Lyceum de La Habana aus Kuba bei der letztjährigen Ausgabe des Festivals Young Euro Classic. 

© MUTESOUVENIR / Kai Bienert

Ausblick auf das Festival Young Euro Classic : Spielfreude, die überspringt

Die besten Jugendorchester der Welt geben sich ihr Sommerstelldichein im Berliner Konzerthaus. Was erwartet das Publikum in diesem Jahr?

Kann man, darf man Musik machen, wenn im eigenen Land Krieg herrscht? „Viele Mitglieder des Youth Symphony Orchestra of Ukraine studieren inzwischen in Polen, Österreich oder Deutschland und in verschiedensten Ländern Europas“, sagt Gabriele Minz, die Gründerin und Leiterin des Young Euro Classic-Festivals in Berlin. „Wir wollen die Jugendlichen ermutigen, den Weg der Musik weiterzugehen. Irgendwann wird auch dieser Krieg ein Ende haben. Man muss sich um den Nachwuchs sorgen!“ Darum präsentiert das Jugendorchestertreffen in diesem Jahr „Courage in Concert“, als Festival im Festival.

Dabei werden die Leistungen der ukrainischen Musiker:innen gewürdigt und ihre „geografischen und historischen Nachbarn des Krieges“, die es schaffen, die Musik auch im Krieg weiterhin in ihren Lebensmittelpunkt zu stellen. Nicht nur Musiker:innen stehen vor der Frage, was Kultur in diesen Zeiten bewirken kann und so wird eine Lesung mit anschließender Diskussion auch Teil von „Courage in Concert“ sein. Vier junge Autor:innen äußern sich in Essayform und treten danach mit Berliner Schüler:innen des Eckener-Gymnasiums ins Gespräch (So 20.8., 17.30Uhr, Courage in Concert Wortwechsel).

Manche Stücke, insbesondere die zeitgenössischen Kompositionen, transportieren wichtige politische Botschaften: das norwegische Jugendorchester Ungdomssymfonikerne hat dieses Jahr beispielsweise das Stück „Wie ein Kondukt“ von Rolf Gupta im Gepäck, ein Stück, das an die Opfer des Massakers von Utøya erinnert (Do. 17.8., 20 Uhr, Ungdomssymfonikerne).

Auf die Frage, wie politisch Young Euro Classic sei, sagt Gabriele Minz, es sei kein dezidiert politisches Festival, aber das Programm berücksichtige gesellschaftliche Kontexte durchaus mit. Und Friederike Pachowiak, die Projektleiterin, spricht sich zusätzlich für Völkerverständigung aus: „Wenn wir auf der musikalischen Ebene miteinander reden können, dann ist schon einiges gewonnen.“

Geigerin und Komponistin Jenny Pena Campo aus Kuba.

© MUTESOUVENIR / Kai Bienert

Die Orchester, die sich aus Musiker:innen unter 28 Jahren zusammensetzen, sind bekannt für ihre Spielfreude. Laut Gabriele Minz bieten sie technisch einen sehr hohen Standard, aber noch nicht die Erfahrung, noch nicht die gleiche Konzertpraxis wie Profiorchester. „Das führt zu einem besonders engen Kontakt, einer besonderen Intensität zwischen Dirigent oder Dirigentin und Orchester. Sie wollen auch auf das Publikum reagieren, es überzeugen, und das treibt die Musiker und Musikerinnen zu Höchstleistungen an. Dann springt ein Funke über und das Publikum merkt: Alles, was da auf der Bühne passiert, ist echt. Die Motivation ist echt. Die Träume sind echt.“

Projektleiterin Friederike Pachowiak erklärt: „Das Hauptkriterium ist, dass die Musiker:innen noch nicht ihr Geld mit der Musik verdienen. Aber auch da gibt es selbstverständlich Ausnahmen, wenn wir besonderen Initiativen, die nicht jede Anforderung erfüllen, eine Plattform bieten wollen. Wir lassen uns nicht den Studierendenausweis zeigen.“

Um klassische Musik zugänglicher zu machen und Hemmschwellen abzubauen, hat das Festival die Eintrittspreise gesenkt und „Next Generation“, ein Programm für Kinder ins Leben gerufen. In diesem Rahmen findet auch die Zusammenarbeit der Musikschule Paul Hindemith aus Neukölln und dem südfranzösischen Pau statt. Die Kinder proben zwei Wochen lang gemeinsam in Berlin und wachsen zu einem Orchester zusammen, das ein Abschlusskonzert „von Kindern für Kinder“ präsentiert (So 27.8, 13 Uhr, Deutsch-Französische Juniorakademie).

Mit einer Einschränkung hat das Festival jedoch zu kämpfen: mit der Baustelle auf dem Gendarmenmarkt. „Das schränkt das Zusammentreffen und das Erleben doch etwas ein, und sieht auch nicht schön aus“, so Friederike Pachowiak. Hoffentlich können die Musiker:innen trotzdem ihr Bestes geben und die Besucher:innen das Festival genießen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false