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Kultur: "Batman": Wenn der dunkle Ritter geht

Große Helden sterben einsam. Oftmals ist ihnen ein früher, spektakulärer Tod beschieden, der ihr Heldentum begründet.

Große Helden sterben einsam. Oftmals ist ihnen ein früher, spektakulärer Tod beschieden, der ihr Heldentum begründet. Wenn ihnen aber ein langes Leben vergönnt ist, verblasst ihr Ruhm allmählich und erst der Aufschrei, wenn sie abtreten, ruft in Erinnerung, dass es sie überhaupt noch gab. Manchmal stellt man dann unvermittelt fest, dass mit ihnen eine Ära ihr Ende gefunden hat - und keiner hatte es bemerkt.

Bruce Wayne war einer der größten Popstars aller Zeiten. Allein die Dauer seines Ruhms übertrifft die von Stars wie Madonna, den Beatles oder Elvis Presley um Jahrzehnte. Bruce erblickte im Jahr 1939 das Licht der Welt und zählte schon im Alter von nur zwei Jahren seine Fans in Millionen. Ungewöhnlich sind auch die Umstände seiner Zeugung, denn er hat zwei Väter: die Zeichner Bob Kane und Bill Finger. Sie nannten ihren Sohn The Bat-Man. Unter diesem Namen kämpfte sich der schweigsame Krieger im Fledermauskostüm durch die Seiten der Comichefte, über Kinoleinwände und Fernsehschirme. In Deutschland war er zuletzt beim Dino-Verlag beheimatet, nun werden die Batman-Hefte eingestellt.

Batman ist nicht der einzige Superheld, der ausgedient hat. Mit ihm geht auch sein um ein Jahr älterer Kollege Superman, de das Superhelden-Genre einst begründete. Erst sein Erfolg ebnete Batman und anderen Figuren wie Green Hornet, Wonder Woman, Plastic Man oder dem Silver Surfer den Weg. 1939 war Superman als letzter Überlebender des Planeten Krypton auf die Erde und dort auf die Titelseite der Zeitschrift "Action Comics" geschossen worden. Deren Auflagenhöhe explodierte schnell. Schnell erzielten die 10-Cent-Heftchen einen Jahresumsatz von fünfzehn Millionen Dollar. Batman stand zunächst im Schatten des Kryptoniers, bevor sie dem Bösen Seite an Seite und im selben Heft entgegentraten. Comic-Experten schätzen Batman jedoch als den komplexeren Charakter.

Im Gegensatz zu dem mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Supermann ist er ein amerikanischer Self-Made-Man, der sich seine Fähigkeiten in jahrelangem harten Training angeeignet hat. Tagsüber spielt er den wohltätigen Millionär Bruce Wayne, nachts jagt er mit seinem Gefährten Robin Verbrecher, wobei seine schwarze Maske die zweite Identität schützt. Durch sein düsteres Outfit ist Batman eine Art Antiheld. Sein Motiv ist die Rache, denn einst ermordeten Verbrechern seine Eltern. Grafisch und atmosphärisch kopierten die Batman-Comics die Schattenbilder deutscher expressionistischer Stummfilme. Mitte der sechziger Jahre wurde Batman mit dem albernen Kinofilm "Batman hält die Welt in Atem" vollends zur Ikone der Popkultur. Die TV-Serie bediente sich der Pop-Art und zahlreiche Beat- und Jazzmusiker wie Neal Hefti, The Ventures, The Marketts ließen sich vom Superhelden inspirieren.

Die jungen Leser verließen den einsamen Helden während der vergangenen Jahre jedoch mehr und mehr zugunsten anderer Stars wie den Pokémons oder japanischen Manga-Mädchen. Trotz seiner Bat-Waffen, wie dem atomgetriebenen Batmobil, scheint es, als würde Batman seinen letzten Kampf verlieren. Zwar war es in den achtziger Jahre schon einmal still um ihn geworden, doch die revolutionären Zeichnungen von Großmeister Frank Miller, der mit "The Dark Knights Return" den totgesagten Helden als einen verbitterten, grausamen alten Mann wiederauferstehen ließ, verlängerten sein Dasein um eine weitere Dekade. Nun aber scheint es einer anderen Macht zu gelingen, was kein Superschurke je vermochte: Batman scheitert am Kapitalismus. Es ist nicht ohne Ironie, dass der Millionär Bruce Wayne an der Börse zu Fall kommt. Die Aktie der Dino Entertainment AG brach ein, dem Unternehmen drohten Verluste von 12 Millionen Mark. Aber es passt vermutlich gut in unsere neue Zeit, die für Helden vom alten Schlage keinen Platz mehr bietet.

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