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Kultur: Blutwurst

KUNST „Orgien Mysterien Theater“ in einer katholischen Stiftung im protestantischen Berlin zu präsentieren, scheint kurios. Handelt es sich zudem um den Künstler Hermann Nitsch, der bis heute die Gemüter polarisiert.

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„Orgien Mysterien Theater“ in einer katholischen Stiftung im protestantischen Berlin zu präsentieren, scheint kurios. Handelt es sich zudem um den Künstler Hermann Nitsch, der bis heute die Gemüter polarisiert. Kann man der Guardini Stiftung Courage attestieren? „Geschmacklos“ oder „pervers“ sind die harmloseren Kommentare der Boulevard-Presse zu Nitsch. Wie Joseph Beuys Fett und Filz hat der 1938 in Wien Geborene das Blut als künstlerisches Material salonfähig gemacht. Das hat dem Mitbegründer des Wiener Aktionismus zwei Documenta-Teilnahmen und drei Gefängnisstrafen beschert. Wer jedoch Relikte von Tierzerreißungen und Blutschlachten erwartet, wird in der Guardini-Galerie (bis 20. 12, Di – Fr, 14 bis 19 Uhr) enttäuscht. Akkurat und fast unterkühlt präsentiert die Ausstellung Nitsch als Maler und Grafiker: Im Zentrum gewährt „Die Architektur des Orgien Mysterien Theaters“ Einblicke in die gedanklichen Hinter-, respektive Untergründe von Nitschs Kosmos. „Gänge ins Fleisch der Erde“ führen in diese eigenwillige Mischung aus Naturmystizismus und Konzeptkunst, in denen Herz und Nieren, Blut- und Nervenbahnen ornamentale Strukturen entfalten. Die Drucke vermitteln im Seriellen und in der Repetition der Motive eine durchaus spannende und meditative Kraft, getragen von einer frischen Farbigkeit.

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