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Das Geheimnis von Elkes Kuchen erzählt Christian Duda.

© Beltz & Gelberg

Christian Duda: Elke: Mehr als Krümel und Zuckerguss

Christian Duda lässt seine Helden backen. Das schweißt zusammen.

„Ich habe keine eigenen Kinder, und die Kinder, die ich beruflich betreue, sind alle älter als Kasimir. ... ich liebe es, den Tag mit Ihrem Kind zu beginnen! Das ist ein Riesenvergnügen“, sagt Elke zu dem verdutzten Vater von Kasimir, der gerade mal in den Kindergarten geht. Kasimirs Vater ist alleinerziehend und manchmal überfordert. Kasimir hat Elke kennengelernt, als sie ihn fast mit einem vollen Kuchenblech umgerannt hätte. Kuchen ist ganz wichtig in Christian Dudas vergnüglichem Roman „Elke. Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen“. Es ist eine Hommage an Elke, diese liebenswürdige, tapfere Frau, die sich für andere aufopfert. Elke hat es wirklich gegeben, und dann war Elke auf einmal verschwunden.

Elke kümmerte sich als Erzieherin um Kinder, die zu Hause Probleme hatten. Und sie konnte prächtige Kuchen backen, was man ihr auch ansah. Denn Elke war recht umfangreich. „Es ist unhöflich, wenn man jemanden fett nennt! Manchmal gibt es kein anderes Wort“, sagt der Erzähler in seinem schnodderigen, aber liebenswürdigen Ton. Er liebt seine Figuren, er versteht es, äußerst knappe Dialoge zu schreiben, und er hat Witz. Die Kinder in diesem Buch sind auch nicht auf den Kopf gefallen.

Elke brachte jeden Morgen einen Russischen Zupfkuchen für das Café in ihrer Straße, wo sie wohnte, den sie am Abend vorher gebacken hatte. Das Café wurde von Uwe geführt, einem etwas mürrischen, aber letztendlich liebenswerten Menschen. Und weil Kasimir ihr so guttut, trifft sich Elke jetzt jeden Morgen mit ihm im Café zum Frühstück – mit dem Einverständnis des Vaters natürlich.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die dem Café guttut, einem Ort, an dem Menschen sich wohlfühlen in der großen Stadt, weil es eben menschlich zugeht – dank Elke und Kasimir. Sie passt auf ihn auf und überzeugt ihn, zum Frühstück doch lieber ein Käsebrot zu essen statt immer nur Kuchen. Dann bringt Elke Serge mit, einen schüchternen Jungen von 13 Jahren, der letztendlich bei Uwe im Café einen Job bekommt und das Lachen wieder lernt. Er bekommt eine Chance. Elke kümmert sich eben um alle, nur nicht um sich selbst. Sie ist nicht mehr so schnell, Gewicht und Herz machen ihr zu schaffen. Und eines Tages fehlt sie. Es ist der stille Serge, der sich aufmacht, sie zu suchen. Nur er weiß, wo sie wohnt, doch sie öffnet nicht. Drei Wochen war sie im Krankenhaus gewesen, doch keiner wusste Bescheid. Ein anonymes Leben in der Großstadt. Aber sie wollte es so. Kein Aufheben um die eigene Person.

Christian Duda hat Elke ein literarisches Denkmal gesetzt. „Als mir endlich auffiel, dass die echte Elke verschwunden war, war sie längst tot. Es gab niemanden, der die Vorgesetzte anrief, keinen Serge, der die Nachbarn aufscheuchte“, schreibt der Erzähler am Ende. „Eines Tages dachte ich: Ach, ich habe schon lange nicht mehr mit Elke gesprochen. Da war sie aber schon nicht mehr zu sprechen.“ Duda hat eine anrührende Geschichte über Menschen in der Großstadt geschrieben, ein vergnügliches, mitunter auch streitbares Buch, in einem herrlich lockeren Ton. Rolf Brockschmidt

– Christian Duda: Elke. Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen. Mit Illustrationen von Julia Friese. Beltz & Gelberg, Weinheim, Basel 2015. 160 Seiten. 12,95. Ab sechs Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite
http://www.tagesspiegel.de/themen/kinderbuch-und-jugendbuch/

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