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Eine Seite aus „Die drei ??? Hotel Bigfoot“ von Christopher Tauber und Calle Claus.

© „Die drei ??? Hotel Bigfoot“ / Kosmos

Comiczeichner Christopher Tauber: „Ich operiere lieber am offenen Herzen“

Comicschaffende geben im Tagesspiegel-Fragebogen Einblicke in ihre Arbeit und ihren Werdegang – und verraten, welche Note sie im Kunstunterricht hatten. Heute: Christopher Tauber („Die drei ???“)

Welche Vorbilder haben sie geprägt? Würden sie anderen Menschen zu einer Laufbahn im Comic-Business raten? Und was können sie überhaupt nicht zeichnen? Im Tagesspiegel-Fragebogen plaudern Zeichnerinnen und Zeichner aus dem Nähkästchen. Den Auftakt macht Christopher Tauber, der sich sowohl als Comiczeichner wie auch als langjähriger Co-Chef des Zwerchfell-Verlags einen Namen gemacht hat.


1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Schwer zu sagen – wenn „zuerst“ in meinem Kopf bedeutet, dann beides.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Früher hab ich meine Lieblingsalben und neue Musik beim Zeichnen gehört. Wenn aber die Worte nicht zum Zeichenbrett passen, muss es mittlerweile instrumentale Musik sein. Da geht alles, von Bossa Nova Jazz und italienischen Soundtracks aus den 70ern über SNES-Musik bis hin zum Lofi-Youtube-Channel. Japanischer City Pop ist auch super. Ich versteh den Text ja nicht.

3. Was essen oder trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Ich mampfe mich durch zwanzig Packungen „Fishermen’s Friends“ und trinke zwischendurch Kaffee – mittlerweile koffeeinfrei.

Eine weitere Seite aus „Die drei ??? Hotel Bigfoot“ von Christopher Tauber und Calle Claus.
Eine weitere Seite aus „Die drei ??? Hotel Bigfoot“ von Christopher Tauber und Calle Claus.

© Christopher Tauber/Kosmos

4. Angenommen Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
Weniger ein Comic, als eher ein altwürdiges Comic Fanzine. „Plop Nr. 46 – Die Reise“, in der Herausgeber Andreas Alt 26 Comiczeichner quer übers Land verteilt besucht hat. Das ist schrullig, charmant und hohe Literatur.

5. Welche Zeichner/innen und Autor/innen waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Angefangen bei Morris vermutlich, später dann Peter Bagge und Daniel Clowes und Osamu Tezuka – auch wenn man meinen Comics das nicht unbedingt ansieht.

6. Welchen Comic würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
Alle Comics von Aike Arndt – angefangen bei „Die Zeit und Gott“.

7. Glauben Sie, dass der Comic aktuell die Aufmerksamkeit hat, die er verdient?
Nein, natürlich nicht. Aber wann hat er das je? Und wird er sie jemals bekommen? Es bleibt spannend (nicht wirklich).

Das Covermotiv von „Die drei ??? Hotel Bigfoot“.
Das Covermotiv von „Die drei ??? Hotel Bigfoot“.

© Kosmos

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/ innen verdienten mehr Aufmerksamkeit, als sie sie im Moment haben?
Na…. ALLE!

In der Graphic Novel „Rocky Beach“ haben sich Christopher Tauber und Hanna Wenzel ausgemalt, wie Justus, Bob und Peter als Erwachsene an den Ort ihrer ???-Jugendabenteuer zurückkehren.
In der Graphic Novel „Rocky Beach“ haben sich Christopher Tauber und Hanna Wenzel ausgemalt, wie Justus, Bob und Peter als Erwachsene an den Ort ihrer ???-Jugendabenteuer zurückkehren.

© Christopher Tauber/Kosmos

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
Uff! Na, wenn wir in Deutschland bleiben dann geht der Autoren-Lebenswerk-Preis sicher an Peter Mennigen. Der hat ja eigentlich alles geschrieben, was es zu schreiben gibt. Ansonsten gebe ich den Bester-Typ-im-Comic-Preis an meinen Freund und Kollegen Stefan Dinter.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Äh… vielleicht frage ich jemand anderes mit mehr Distanz zu meinem Werk, um das für mich zu übernehmen…

Christopher Tauber hat auch mehrere Sachcomics veröffentlicht, unter anderem „Skizzen einer Revolution“ zusammen mit Annelie Wagner, hier das Titelmotiv.
Christopher Tauber hat auch mehrere Sachcomics veröffentlicht, unter anderem „Skizzen einer Revolution“ zusammen mit Annelie Wagner, hier das Titelmotiv.

© Christopher Tauber/Kosmos

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?
Ich schreibe eine Fortsetzung für ein Projekt, auf das sicher schon einige Leute warten, dann die nächste „Drei ???“-Graphic-Novel und zwischendrin noch das Script für die Adaption eines Fantasy-Romans.

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comic-Auto/in zu werden – und wieso würden Sie ihm oder ihr davon abraten?
Weil es eine hervorragende Art und Weise ist, Geschichten zu erzählen, auf zugängliche Art und Weise. Ich würde niemandem von Comics abraten. Man kann das auch mal ausprobieren und für sich selbst herausfinden, ob man dabei bleiben möchte.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Gut. Für zehn Sekunden. Dann stehen sie im Regal. Ich operiere lieber am offenen Herzen. Die eigenen Comics machen mir mehr Spaß, während ich an ihnen arbeite.

14. Welche Noten hatten Sie im Kunstunterricht?
Kam streng genommen auf meine Lehrer und Lehrerinnen an. Da war alles dabei, von Eins bis Fünf. Ne Sechs hatte ich nie.

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Zeichnen kann ich ja alles, die Frage ist nur, ob man dann auch immer erkennt, was es sein soll. Also was ich nicht gerne zeichnen mag, sind Autos. Und Fahrräder. Und Flugzeuge. Stühle gehen ganz gut.

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