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Grässliches Gebräu: Herr Hase lernt den Zaubertrank kennen.

© Reprodukt

Hommage-Comic „Beim Teutates!“: Zeitreise zu Asterix und Obelix

Gewalt ist keine Lösung – oder doch? Lewis Trondheim konfrontiert in seinem neuen Album die Comicfigur Herr Hase mit den Herausforderungen des Lebens in Gallien.

Liegt das Dorf von Asterix in der Normandie oder in der Bretagne? Wie ist es biologisch möglich, dass Obelix ganze Wildschweine verdrückt? Und ist es moralisch vertretbar, Römer zu verprügeln?

Eine weitere Szene aus „Die neuen Abenteuer von Herrn Hase 6: Beim Teutates!“.

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In seinem neuen Album „Beim Teutates!“ (aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock, Handlettering von Dirk Rehm, Reprodukt, 48 S., 13 €) stellt sich der Franzose Lewis Trondheim die Fragen, die sich ein Großteil der Asterix-Leser:innen wohl nie stellen würden: In dem waghalsigen Crossover-Comic wird Trondheims bekannteste Figur Herr Hase aus der Gegenwart plötzlich in das Gallien um 50 vor unserer Zeitrechnung katapultiert und ist dort mit seiner rationalen Grundeinstellung völlig fehl am Platz – ständig wird man grundlos von Römern angegriffen, es gibt den (grässlich schmeckenden) Zaubertrank und dann ist auch noch der leibhaftige Gott Teutates auf die Erde gekommen, um den Galliern gegen die Römer beizustehen.

Wie es sich für eine Hommage gehört, haben alle bekannten Figuren aus dem gallischen Dorf ihre mal mehr mal weniger ironischen Auftritte, auch die Piraten und die Römer. Spätestens als Herr Hase dank des Zaubertranks einige Legionäre verprügelt, merkt er jedoch, dass etwas anders ist als in den klassischen Comics: Wenn man mit Superkräften auf jemanden einschlägt, bekommt der Gegner nicht nur ein paar Beulen, sondern stirbt einen blutigen Tod. Logisch, dass Herr Hase (erfolglos) versucht, mit Obelix darüber zu diskutieren, wie selbstverständlich Gewalt als Lösung aller Probleme im Zentrum des Asterix-Universums steht.

Dass man Trondheim erlaubt hat, ein komplettes Herr-Hase-Abenteuer in Gallien spielen zu lassen, ist durchaus bemerkenswert: Zwar gibt es mehrere Hommagen-Bände, wie etwa das 2019 erschienene Band „Asterix - Die Hommage“ zum 60. Jubiläum, zu dem unter anderem Peyo, Guy Delisle, Mawil und auch Trondheim einige kurze Comics beisteuerten. Längere Hommage-Alben hingegen gibt es so gut wie gar nicht, wenn man von eher als Parodie gedachten Comics wie „Falsches Spiel mit Alcolix“ absieht, gegen die Asterix-Zeichner Albert Uderzo fleißig prozessierte.

So oder so kann man „Beim Teutates!“ als Ritterschlag für Trondheim betrachten, der ohnehin längst in einem Atemzug mit frankobelgischen Comic-Künstlern wie Hergé, André Franquin, Uderzo und René Goscinny genannt werden muss.

Auch in Spirous Welt war Herr Hase schon unterwegs

Tatsächlich ist es nicht der erste Ausflug von Trondheim in ein anders Comic-Universum: 2003 hatte er Herr Hase in die rote Pagenuniform von Spirou gesteckt und in „Der atomare Teilchenbeschleuniger“ ein waschechtes Spirou-und-Fantasio-Abenteuer erleben lassen.

Das Titelbild des besprochenen Albums.

© Reprodukt

Dessen Tempo und Dialogwitz erreicht „Beim Teutates!“ nicht ganz; stellenweise merkt man Trondheim den großen Respekt gegenüber dem Werk von Uderzo und Goscinny an, was auch im Vorwort deutlich wird. So bleibt am Ende ein kurzweiliges Abenteuer mit einigen überraschenden Ideen.

Zwar hätte Trondheim die stereotypen Mechanismen des Asterix-Universums ruhig etwas mehr dekonstruieren können. Aber spätestens, wenn am Ende alle beim Festmahl sitzen und sich Wildschwein und Karotten schmecken lassen, ist man als Asterix- und Herr-Hase-Fan wieder versöhnt.

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