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Zeichner Andreas Schulze („Mosaik“) bei der Arbeit.

© dpa/Jens Kalaene

Neues Stipendium für Zeichner: Bundesregierung fördert Comicautoren jetzt wie Schriftsteller

Der vom Bund finanzierte Deutsche Literaturfonds unterstützt erstmals auch Comic-Projekte. Das Stipendium übertrifft alle anderen Förderprogramme für die Kunstform.

Für den Deutschen Comicverein ist es ein „Meilenstein in der Kulturförderung des Bundes“: Der Deutsche Literaturfonds hat kürzlich verkündet, erstmals in seiner 43-jährigen Geschichte auch Comicschaffende finanziell zu fördern. Dafür wurde ein neues Programm aufgelegt, das bis zu fünf Zeichnerinnen und Zeichnern ein Stipendium in Höhe von 3000 Euro monatlich für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr ermöglicht.

„Gefördert werden professionell arbeitende Comic-Künstler und Comic-Künstlergruppen, die mit erstem Wohnsitz in Deutschland leben“, heißt es in der Ausschreibung des gemeinnützigen Vereins zur Förderung der deutschsprachigen Literatur. „Die Stipendien sind für die künstlerische Fortbildung bestimmt und sollen der Schaffung von deutschsprachigen Werken hoher Qualität dienen.“ Die Antragsfrist endet am 31. August.

Der 1980 unter anderem vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Verband deutscher Schriftsteller gegründete Deutsche Literaturfonds bekommt jährlich zwei Millionen Euro von der Bundesregierung, die er in Form der Arbeitsstipendien an Autorinnen und Autoren weiterreicht.

Fantastisch!!!

Comiczeichnerin Sarah Burrini über das neue Stipendium

In der Comicszene stieß die Ankündigung, jetzt auch Zeichnerinnen und Zeichner zu fördern, in den vergangenen Tagen überwiegend auf Lob. Es gab aber auch Kritik an Details der Ausschreibung.

Konkret ging es vor allem um eine Formulierung in der Ausschreibung, in der die bislang „letzte Buchveröffentlichung“ beim einem Verlag genannt werden sollte. Explizit ausgeschlossen wurden Eigenveröffentlichungen oder Beiträge für Anthologien, wie Comiczeichnerin Carolin Reich auf Twitter schrieb. Da hierzulande allerdings viele Comics im Selbstverlag oder in Sammelbänden erscheinen, provozierte das Kritik. „Dann bin ich wohl einmal mehr wieder kein professioneller Comiczeichner... *bigh sigh - das suckt“, schrieb Reich.

Inzwischen findet sich diese Formulierung nicht mehr auf der Ausschreibungs-Seite. In der Rubrik „Werk“ ist jetzt nur noch die Unterkategorie „Letzte Veröffentlichung“ aufgeführt.

Generell ist der Tenor der Reaktionen aus der Szene aber positiv. „Fantastisch!!!“, schrieb die Kölner Comiczeichnerin Sarah Burrini („Das Leben ist kein Ponyhof“) auf Facebook. Das Abgabedatum für den ersten Förderjahrgang sei zwar mit Ende August 2023 sehr früh, auch empfinde sie die für die Ausschreibung geforderten zehn Seiten Vorarbeit für ein zu förderndes Projekt angesichts des engen Zeitrahmens als viel. Dennoch sei diese Förderung „ein Anfang“.

„Alle diesbezüglichen Erfahrungen dieses Jahres sollen selbstverständlich aufgenommen und ausgewertet werden, um das Angebot künftig noch klarer und zielgruppengerechter formuliern zu können“, sagt Axel Halling, 1. Vorsitzender des Deutschen Comicvereins, der an der Erarbeitung des Stipendiums beteiligt war.

Diese bislang unbekannte Gleichbehandlung des Comics auf nationaler Ebene im Vergleich zu anderen Kultursparten ist wirklich bemerkenswert.

Axel Halling, Deutscher Comicverein

Man sollte in diesem Fall auch beachten, „dass es sich vergleichbar mit anderen Programmen des Literaturfonds auch beim Comic um eine Exzellenzförderung handelt.“ Generell sei „diese bislang unbekannte Gleichbehandlung des Comics auf nationaler Ebene im Vergleich zu anderen Kultursparten wirklich bemerkenswert.“

Mit der Summe von maximal 36.000 Euro pro Stipendium für bis zu fünf Zeichnerinnen und Zeichner bietet das neue Angebot denen, die davon profitieren, bessere Bedingungen als alle anderen bisher hierzulande existierenden Förderprogramme.

Die Comicstipendien des Berliner Senats liegen zwar in der Gesamtsumme der Förderung mit 192.000 Euro etwas über der Summe des Deutschen Literaturfonds, das Geld wird aber auf eine größere Zahl an Projekten verteilt. So wurden in Berlin in diesem Jahr zwei zwölfmonatiges Arbeitsstipendium der Senatsverwaltung für Kultur in Höhe von jeweils 24.000 Euro vergeben, drei achtmonatige Arbeitsstipendien von je 16.000 Euro und zwölf viermonatige Arbeitsstipendien zu je 8000 Euro.

Der Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung, die höchstdotierte private Förderung der Kunstform in Deutschland, ist mit 25.000 Euro für den Hauptpreis und je 2500 Euro für weitere Projekte dotiert.

Über die Vergabe der neuen Stipendien des Deutschen Literaturfonds entscheidet eine fünfköpfige Jury, deren Zusammensetzung alle zwei Jahre wechseln soll. Aktuell gehören ihr an: die Journalistin Sonja Eismann („ Missy Magazine“), Kulturwissenschaftler Ole Frahm („Beyond Maus: The Legacy of Holocaust Comics“), Axel Halling (Deutscher Comicverein), Katja Rausch (Internationaler Comic-Salon Erlangen) und der Autor Timur Vermes („Comicverführer“).

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