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Sadia Khalid Reeti.

© NASIRUL ISLAM

Coming of Age Film : Eine Hommage an den Geschmack der Kindheit

Sadia Khalid Reeti ist Filmkritikerin aus Bangladesch. An dieser Stelle schreibt sie in den kommenden Tagen über die Berlinale.

Eine Kolumne von Sadia Khalid Reeti

Beim Durchblättern des diesjährigen Programms, sprang mir die Sektion Retrospektive ins Auge. Hatte ich das richtig gelesen? „Now and Then“, ein Film, der mir als 12-Jährige die Welt bedeutete, aber von den Kritikern verrissen wurde (nimmt man die Rotten Tomato-Bewertung von 33 % als Referenz), nahm stolz einen Platz unter den allseits gelobten G.O.A.T.s (Greatest of All Time) ein. 

Bei näherer Betrachtung erfuhr ich, dass diese Sektion von anderen G.O.A.T.s kuratiert wurde. Die bengalische Leinwand-Sirene Aparna Sen hatte Satyajits „Aparajito“ (1956) kuratiert, der US-Schauspieler Ethan Hawke Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (1983) die iranische Schauspielerin Niki Karimi hat Abbas Kiarostamis „Where Is the Friend’s House“ (1987) ausgewählt. Natürlich war ich nun neugierig, wer „Now and Then“ (1995) empfohlen hatte. Und siehe da, es war keine Geringere als die Jurypräsidentin der Berlinale 2023, die unverblümt authentische Kristen Stewart.

Als „Now and Then“ im Winter 1997 auf Star Movies lief, wollten meine Freundinnen und ich nur noch, wie Roberta, Samantha, Tina und Chrissy mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren. In unserem Urlaub schmiedeten wir den Plan, ein Baumhaus zu bauen, genau wie diese Mädchen im Film. Und genau, wie sie, waren wir allesamt auf der Suche nach uns selbst. Das war damals. Als ich mir den Film 2021 noch einmal anschaute, konnte mit dem Film nicht mehr viel anfangen.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich als Kind einen schlechten Geschmack bei Filmen hatte. Andere feierten Filme vonScorsese, Ray, Kiarostami, allesamt 1000% Rotten-Tomato-Bewertungen und ich schwärmte von diesem Film? Die Berlinale hat nun endlich den Geschmack einer Jugendlichen rehabilitiert. Die Geschmäcker der Menschen ändern sich. Viele Filme, die wir als Jugendliche geliebt haben, werden wegen der einen oder anderen technischen Mittelmäßigkeit belächelt. Aber all dies ändert nichts daran, was sie für uns damals bedeutet haben. 

Die Programmgestalter der Festivals bleiben in der Regel hinter dem Vorhang, ähnlich wie der Zauberer von Oz, und treffen Entscheidungen, ohne dass das Publikum weiß, wer und warum sie getroffen werden. Diesmal herfährt man in den Katalog der Berlinale nicht nur die Namen derjenigen, die den Film in dieser Sektion ausgewählt haben. In kurzen Bites auf Instagram erfährt man zudem, warum sie die Filme ausgewählt haben. Diese erfrischende Neuerung steigert die Erwartungen an die diesjährige Jury, die den Goldenen Bären verleihen werden, noch mehr.

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