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Starregisseur Steven Spielberg

© / Reuters/MARIO ANZUONI

Verleihung der Golden Globes: Die Stars räumen ab, der Moderator spottet über die Veranstalter

Die 80. Globes-Gala in Beverly Hills wurde wieder live ausgestrahlt. Moderator Carmichael sparte nicht mit Kritik – ansonsten durfte wieder Party gefeiert werden.

Comedian und Emmy-Gewinner Jerrod Carmichael gibt gleich zu Beginn den Ton vor bei dieser 80. Verleihung der Golden Globes in Beverly Hills, die wieder live im TV übertragen wurde - nachdem der Preis der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) letztes Jahr schon für tot erklärt worden war.

„Ich sage Ihnen, warum ich hier bin“, so Carmichael, „weil ich schwarz bin.“ Letztes Jahr sei die Gala nicht ausgestrahlt worden, weil die HFPA - „ich werde jetzt nicht sagen, dass sie eine rassistische Organisation war, aber sie hatten kein einziges Schwarzes Mitglied bis zum Tod von George Floyd. Und nun machen Sie mit dieser Information, was Sie wollen.“

Beißende Satire an die Adresse des Auslandspresse-Verbands, von Carmichael als erster Person of Color, die je die Show moderierte: Auch das gehört zu den Selbsterneuerungsversuchen des Verbands, der vor zwei Jahren wegen Rassismus- und Korruptionsvorwürfen derart massiv in die Kritik geraten war, dass zahlreiche Stars ihre Trophäen zurückgaben, darunter Tom Cruise.

Auch zog sich der NBC als übertragender Sender zurück, 2022 wurden die Auszeichnungen quasi intern vergeben und über die sozialen Medien kommuniziert. Inzwischen ist die HFPA diverser geworden, hat zahlreiche neue Mitglieder aufgenommen und versprach wieder eine rauschende Party.

Die Mehrheit, so betonte es die deutsche HFPA-Präsidentin Helen Hoehne gegenüber dem Branchenmagazin „Variety“, sei jetzt weiblich, ethnisch divers oder gehöre zur LGBTQ+-Community. 62 Länder seien mit den über hundert Wählenden vertreten, darunter Nigeria und Ghana.

Auch Cate Blanchett gewann ihren dritten Golden Globe

Dazu Carmichael, wieder mit bitterbösem Spott: Er habe den 500.000-Dollar-Job in der Annahme übernommen, dass der Laden sich nicht geändert habe, aber „ich habe gehört, es gibt jetzt sechs neue Schwarze Mitglieder. Na ja, Glückwunsch.“ Treffen mit Helen Hoehne, um über Diversität zu reden, hätte er abgelehnt: Wo er herkäme, gebe es halt diese „Nehmt das Geld der Weißen“-Mentalität.

Eine effektive Schocktherapie zur Wiederbelebung der Globes, mit der traditionell die Saison der Preis-Galas in Hollywood beginnt, mit den Oscars als Höhepunkt, dieses Jahr am 28. März? Tatsächlich nahmen die meisten im Beverly Hilton Hotel ihre Preise wieder persönlich entgegen, als Hosts und Laudator:innen traten Stars wie Selma Hayek und Quentin Tarantino auf.

Sean Penn präsentierte die Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der auf den ersten Jahrgang der Golden Globes 1943 zurückblickte. Der Zweite Weltkrieg sei damals noch nicht zu Ende gewesen. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich.“ Es sei bereits klar, wer am Ende gewinnt. „Es wird keinen Dritten Weltkrieg geben, es wird keine Trilogie.“

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Party und Politik, es ist die bewährte Mischung der Hollywood-Preisgalas. Bewährt bei dieser Jubiläumsausgabe der Globes ist auch die Mischung aus Hollywoodkino und Arthouse - nachdem wegen der dünn gesäten Blockbuster in zwei Pandemiejahren die kleineren, unabhängigen Filme dominiert hatten. Als Hauptgewinner des Abends erhält Steven Spielberg für sein autobiografisches Werk „Die Fabelmans“ den Preis in der Königsdisziplin für das beste Drama - und seinen dritten Globe für die Regie.

„Jeder betrachtet mich als Erfolgsgeschichte“, sagte der 74-Jährige, der sich vor Publikum bei seiner Mutter und seiner Familie bedankte. „Aber niemand weiß wirklich, wer wir sind, bis wir mutig genug sind, es allen zu erzählen.“

Der Film über seine eigene Kindheit und die gescheiterte Ehe seiner Eltern ist zwar in den USA gefloppt, konnte die HFPA aber dennoch mehr überzeugen als die kommerziell erfolgreichen Konkurrenten „Avatar 2: Der Weg des Wassers“ und „Top Gun: Maverick“ in der Drama-Kategorie. „Die Fabelmans“ läuft bereits in vielen Ländern, feiert seine Deutschlandpremiere jedoch erst im Februar auf der Berlinale.

Zweiter Hauptgewinner ist die bitterböse irische Komödie „The Banshees of Inisherin“ über eine drastisch endende Männerfreundschaft, mit drei goldenen Weltkugeln für den Film, das Drehbuch von Regisseur Martin McDonagh und Hauptdarsteller Colin Farrell.

Michelle Yeoh trägt die goldene Weltkugel als beste Komödien-Schauspielerin davon, für ihre Rollen in „Everything Everywhere All at Once“.

© / dpa/Rich Polk

Weitere Schauspieler:innen-Preise gingen an Cate Blanchett als machtmissbrauchende Stardirigentin in „Tár“ - der dritte Globe für die Australierin, die wegen Dreharbeiten jedoch nicht aufkreuzte -, an Austin Butler als „Elvis“ - dem es die Sprache verschlug - und an die Malaysierin Michelle Yeoh für ihre Rolle in der Sci-Fi-Komödie „Everything Everyone All at Once“.

Als beste Serie wurde „Abbott Elementary“ ausgezeichnet, die in einer Grundschule in Philadelphia spielt und mit fünf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war.

Deutschland ging leer aus. Der als bester nicht-englischsprachiger Film nominierte Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“, der auch auf eine Oscar-Nominierung hofft, konnte nicht überzeugen. Hier gewann der Politthriller „Argentinien, 1985“, ein Gerichtsfilm über den Prozess gegen die Protagonisten der argentinischen Militärdiktatur, der auf dem Filmfest Venedig seine Weltpremiere hatte.

Aber das Wichtigste bei den 80. Globes ist allemal, dass das Champagner-Gelage im Beverly Hilton Hotel nicht wieder ausfallen muss. Ob sie bei der Afterparty über Diversität diskutiert haben? Luft nach oben gibt es noch, da hat Carmichael schon Recht. Mal im Ernst: Bei keinem einzigen der zehn nominierten Dramen und Komödien führte eine Frau Regie, auch um die renommierten Regie- und Drehbuch-Preise konkurrierte mit Autorin Sarah Polley („Women Talking“) nur eine Frau, neben neun Männern.

Dabei hatten in den beiden Vorjahren Jane Campion („Power of the Dog“) und Chloé Zhao („Nomadland“ ) als erste Frauen überhaupt in der Geschichte der Globes jeweils den Drama-Hauptpreis gewonnen. Jetzt sieht das plötzlich nach Ausnahme von der althergebrachten Regel aus. (mit AFP)

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