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Gretchen Wieners (Bebe Wood), Regina George (Renee Rapp) und Karen Shetty (Avantika Vandanapu) führen an ihrer High School ein eisernes Regime.

© Paramount

Die „Mean Girls“ sind zurück im Kino: Und jetzt noch mal alles gesungen

Ein Kultfilm der Millennials wurde für die Generation TikTok als Musical neu aufgelegt. Kann das funktionieren?

Hätte es dieser Film ohne den Erfolg von „Barbie“ auf die Kinoleinwand geschafft? Vermutlich nicht. Ursprünglich war „Mean Girls – Der Girls Club“ jedenfalls nur für die Streaming-Plattform Paramount+ geplant. Doch nachdem Greta Gerwigs Puppenemanzipation im vergangenen Jahr international mehr Geld einspielte als jeder andere Film und zudem junge Frauen als Kernzielgruppe wiederentdeckte, trauten sich die Produzenten doch noch. Bei der Vermarktung ihres Produkts verließ der Mut sie allerdings gleich wieder – denn dass es sich hier um ein Musical handelt, verrät der Trailer nicht.

Die Genese von „Mean Girls – Der Girls Club“ ist komplex. 2004 erschien „Mean Girls – Vorsicht bissig!“ (auf Englisch kommen beide Filme freilich ohne die nichtssagenden Zusätze aus), zu ihrem Drehbuch hatte Comedy-Genie Tina Fey ein Elternratgeber über das Sozialverhalten von Mädchen an amerikanischen Highschools inspiriert.

Die Geschichte um eine Zugezogene, die es an der neuen Schule gleich in die Riege der beliebtesten Schülerinnen schafft, folgte auf Teenieblockbuster wie „American Pie“ und „Eine wie keine“ – und ist auch deshalb so gut gealtert, weil er gängige Motive dieser Filme – Cliquenbildung, die Wahl zur Schönheitskönigin, die erste Liebe – mit ironischer Distanz abhandelte. So manches Zitat zählt heute zur Millennial-Popkultur, am dritten Oktober ist „Mean-Girls-Tag“, nach einer besonders niedlichen Szene eines romantischen Annäherungsversuchs. Die Hauptdarstellerin um Lindsay Lohan – Rachel McAdams, Amanda Seyfried, Lizzy Caplan – wurden zu Stars.

Die neue und die alte Cady Heron: Angourie Rice mit Lindsay Lohan bei der Premiere in New York. Von einem Witz im Film auf ihre Kosten zeigte sich Lohan anschließend beleidigt.

© AFP/KENA BETANCUR

Noch bevor TikTok nach Erfolgstiteln wie „High School Musical“, „Camp Rock“ und „Glee“ erneut untermauerte, wie gut sich pubertäre Dramen singen und tanzen lassen, adaptierte Tina Fey ihre Geschichte dann als Musical. Das lief mit großem Zuspruch am Broadway – bis zum Shutdown durch die Corona-Pandemie, die wiederum TikTok zum Durchbruch verhalf.

„Wenn du dich nicht nuttig anziehst, slutshamest du uns!“

An deren User, die auf der Plattform mittlerweile mehr Zeit verbringen als auf Facebook, Instagram und Co., richtet sich nun die Filmadaption des Musicals; umso erstaunlicher, dass es nicht als solches beworben wird. Man habe keine Zuschauer abschrecken wollen, erklärte Paramounts Marketingchef seine Strategie – Vertrauen in das eigene Produkt sieht anders aus. Gleich in der Eröffnungsszene adressieren die Protagonistinnen das Publikum per Handyvideo im passenden Hochformat und führen singend in die Geschichte ein, an der sich seit 2004 quasi nichts geändert hat.

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Cady (Angourie Rice) zieht aus einem nicht näher definierten afrikanischen Land nach Amerika, wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine öffentliche Schule besucht. Nach einigen sozialen Rückschlägen ist sie erleichtert, als sich die Außenseiter Janice (Auli’i Cravalho) und Damian (Jaquel Spivey) ihrer annehmen. Doch dann wird sie plötzlich auch von der Lichtgestalt Regina George (Renée Rapp) an ihren Tisch in der Cafeteria gebeten.

Dort sitzen schon die dauernervöse Gretchen (Bebe Wood) und strohdoofe Karen (Avantika Vandanapu), die gemeinsam beschließen, Cady in ihren illustren Kreis der sogenannten „Plastics“ aufzunehmen. Janice und Damian, die mit den Alpha-Weibchen noch eine Rechnung offen haben, ermutigen die Neue, die Gruppe zu infiltrieren, um sie dann von innen heraus zu zerstören.

„Es ist der dritte Oktober“ informiert Cady Heron (Angourie Rice) ihren Crush Aaron Samuels (Christopher Briney) in einer der bekanntesten Szenen des Films.

© Paramount

Auf mediale und gesellschaftliche Veränderungen der vergangenen zwanzig Jahre reagieren die Filmemacher mit kleineren Dialoganpassungen („Wenn du dich nicht nuttig anziehst, slutshamest du uns!“, „Der Filter, den du benutzt, sieht aus wie ich“) und einem diverseren Cast. Regina George wird von der, im Vergleich zu ihren Hollywood-dünnen Kolleginnen, normalgewichtigen Renée Rapp gespielt. Dass man beim Original mit Rachel McAdams über die Absurdität des Wunsches der selbstbewussten „Queen Bee“, drei Pfund abzunehmen, nur lachen konnte, während die Storyline hier auf der Humorebene nicht mehr funktioniert, erzählt freilich auch etwas über das Mindset des Publikums.

„Mean Girls – Der Girls Club“ in Amerika gleich auf Platz eins der Kinoscharts eingestiegen und scheint sich in der Gen Z zu einem ähnlichen Hit zu entwickeln wie „Mean Girls – Vorsicht bissig!“ bei den Millennials. Das kann man der Weitsicht von Tina Fey zuschreiben. Oder schlicht der Tatsache, dass die beiden Generationen junger Frauen vielleicht doch mehr gemeinsam haben als angenommen. Und dann ist da ja noch die Musik – die bekanntlich per se verbindet.

Selbst Skeptiker des Genres Musical werden sich den mitreißend lustigen Nummern, die Tina Feys Ehemann und langjähriger Kollaborateur Jeff Richmond zusammen mit Nell Benjamin für die Bühne komponiert und Samantha Jayne and Arturo Perez Jr. hier in Szene gesetzt haben, kaum entziehen können. Es wäre nicht überraschend, wenn einige davon auch in zwanzig Jahren noch auf den sozialen Plattformen geteilt würden. Fragt sich dann nur, auf welcher.  

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