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Tom Rowlands und Ed Simons sind die Chemical Brothers.

© Hamish Brown

Das neue Album der Chemical Brothers: Tanz dir den Frust von der Seele

„No Geography“ heißt das neunte Album der Chemical Brothers und es wummst so schön wie in den Neunzigern.

Wut braucht manchmal nicht viele Worte. Aus lediglich zwei Sätzen besteht der Text des Fünf-Minuten-Tracks „MAH“ von den Chemical Brothers: „I’m mad as hell, I ain’t gonna take it no more“ sprechsingt eine männliche Stimme, wieder und wieder. Angetrieben von einem mächtigen Wummer-Beat und wild rotierenden Synthesizern, steigert sich das Stück in eine Wunderbare Rave-Euphorie hinein – für die britischen Fans des Duos aus Manchester bestens geeignet, um sich den Brexit-Frust von der Seele zu tanzen.

„MAH“ oder „Mad As Hell“ stammt von dem neuen, neunten Studioalbum der Chemical Brothers, das zwar den wenig inspirierten Titel „No Geography“ trägt, aber ihr bestes seit „Push The Button“ von 2005 ist. Man merkt den zehn Tracks in jeder Sekunde an, dass Tom Rowlands und Ed Simons mit viel Freude und Motivation zu Werke gegangen sind. Was damit zusammenhängen könnte, dass sie für die Aufnahmen das Equipment von Dachboden geholt haben, mit dem sie zu Beginn der Neunziger in ihre Karriere gestartet sind. Damit haben sie sich in einem kleinen, eigens in ihrem Studio errichteten Raum verschanzt.

Tolle Basslines, aber keine Promi-Gäste

Das wirkt offenbar wie eine Zeitmaschine, durchweht das Album doch der Geist der Big Beat-Ära, die das Duo zusammen mit Kollegen wie Prodigy, Propellerheads und Fatboy Slim geprägt hatten. Ihr hochenergetischer, mit Breakbeats und Sampeln gepickter Sound war auch in den USA erfolgreich und füllt bis heute Stadien.

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Dort werden auch die Songs von „No Geography“ hervorragend funktionieren. Vor allem die erste, stärkere Hälfte des Albums steckt voller Party-Kracher. Genial etwa, wie Rowlands und Simons im Titelstück über eine Minute lang mit einer Kombination aus Bass, House-Piano und einem Vocal-Sampel Spannung aufbauen, die sich dann in einem tollen Bass-Synthesizer-Groove wieder löst. Auch sonst sind es häufig die Basslines, wie bei der Single „Got To Keep On“, die herausragen und den Songs ihren Charakter verleihen.

Auf prominente Gastsänger haben die Chemical Brothers diesmal verzichtet. Waren bei ihnen früher Stars wie Noel Gallagher, Beck oder Q-Tip zu hören, haben sie nun vor allem mit der norwegischen Sängerin Aurora zusammenarbeiteten, die auch am Songwriting beteiligt war. Man vermisst die VIPs am Mikro nicht, zumal die Chemie-Brüder immer noch meisterhaft mit Samples umzugehen wissen.

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Besonders schön zu hören ist das bei „We’ve Got To Try“, für das sie drei Zeilen aus dem 1973 erschienenen Soul-Song „I’ve Got to Find a Way“ ausgeschnitten, bearbeitet und neu zusammengesetzt haben. Die Trennungsverzweiflung des Originals wird durch diesen alchemistischen Transformationsprozess in einen überkandidelten Optimismus verwandelt. Ein irrer Spaß, genau wie das dazugehörige Video, in dem eine Hündin Autorennen fährt und ins All fliegt. So können die Chemical Brothers gern noch ein paar Jahrzehnte weitermachen.

No Geography“ ist bei Universal erschienen.

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