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Architektur: Die Hölle, das sind die anderen

Ein Baumeister, der mit den Händen denkt: Peter Zumthor wird in der Kategorie Architektur mit dem Praemium Imperiale 2008 geehrt.

Sein erster Gedanke war: „Nach Berlin, da gehe ich nicht hin.“ Aber dann war Peter Zumthor doch dabei, als gestern Otto Graf Lambsdorff in der Akademie der Künste die Preisträger des diesjährigen Praemium Imperiale verkündete. Den mit 30 000 Euro dotierten Nachwuchspreis für junge Künstler erhält das Orchestra Giovanile Italiana in Fiesole. In der Kategorie Malerei wird in diesem Jahr der Maler Richard Hamilton geehrt, außerdem bekommen den mit jeweils rund 90 000 Euro dotierten „Nobelpreis der Künste“ der Dirigent Zubin Mehta (Musik), der japanische Schauspieler Sakata Tojuro (Theater/Film) und die Konzeptkünstler Ilya und Emilia Kabakov (Skulptur).

In der Kategorie Architektur erhält Zumthor den Preis. Gewürdigt wurde er von Heinrich Wefing, Mitglied des deutschen Nominierungskomitees für den vor 20 Jahren von der Japan Art Association ins Leben gerufenen Preis. Ein Baumeister sei Zumthor, der nicht nur mit dem Kopf entwirft, sondern mit den Händen denkt, der Schutzräume schafft gegen die Zumutungen der entfesselten Welt. Die Kolumba, das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, oder die 2007 erbaute Feldkapelle für den Heiligen Bruder Klaus in der Eifel sind jüngere Beispiele seiner Kunst, die, wie Zumthor sagte, schön sein muss und einem emotionalen Ansatz verpflichtet ist.

„Wenn einem etwas weggenommen wird, was man gern gemacht hätte, dann vielleicht nur, damit man sich auf anderes umso besser konzentrieren kann“, erklärte der Architekt in Anspielung auf die Berliner „Topographie des Terrors“. 1993 hatte er den Wettbewerb für die Gedenkstätte gewonnen, die 1997 teils realisiert und 2004 wieder abgerissen wurde. „Aus politischen Gründen“, wie Peter Zumthor es sieht. Nach außen habe man einen schwierigen Architekten vorgeschoben.

Vorbei. Mit „guten Menschen“ und einem sozialen Beweggrund könnte er sich sogar vorstellen, doch noch mal in Berlin zu arbeiten. Aber gestern war er auf dem Weg nach Norwegen, wo er für die Regierung an einer neuen Touristenstraße arbeitet, die Kunst mit lokalen Bezügen zeigt. Da geht es zum einen um eine Zinkmine und zum anderen um eine Hexenverfolgung über dem Polarkreis, die im 17. Jahrhundert ein schottischer Wanderprediger angezettelt hat. 92 Frauen wurden damals verbrannt. Deren erfolterte Geständnisse sind erhalten und haben Zumthor die Tränen in die Augen getrieben. Elisabeth Binder

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