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Was machen wir heute?: Die Wirtschaft retten

Wie eine Mutter die Stadt erleben kann

Frage nicht, was dein Land für dich tun kann“, hatte einst John F. Kennedy gesagt, „sondern, was du für dein Land tun kannst.“ Glaubt man den Wirtschaftsforschern und Wahrsagern, steht unser Land vor einer großen Krise. Alle sagen, 2009 wird schrecklich. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits die Währungsreform, Massenarmut, Suppenküchen, die Heilsarmee. Wilde Tiere, die durch Berlins Straßen streifen, auf der Suche nach Essbarem.

Ich bin bereit, das zu verhindern. Ich konsumiere und kurbele die Wirtschaft an. Ich habe viele Weihnachtsgeschenke gekauft. Ich habe den Widerstand gegen Nintendos aufgegeben und mich dem Kauf eines Flachbildfernsehers nicht widersetzt. Jetzt bin ich zwar pleite, aber ich weiß: Für mein Land war das wichtig. Aber eines kommt mir nicht in Haus – ein Auto.

Vor kurzem war ich mit den Kindern in der Autostadt. Wir wollten eigentlich ins Physikmuseum Phäno, aber das hatte zu. Eigentlich hatte in Wolfsburg alles zu, außer der Autostadt. Also haben die Kinder dort ihren Autoführerschein gemacht. Wir haben per Computer Kresse gesät, aus der später Biokraftstoff hergestellt werden soll. Wir haben Autos aus Einzelteilen zusammengebaut und im Café Eis gegessen. Überall um uns herum waren Eltern mit ihren Kindern, die nur eines im Sinn hatten – ein neues Auto.

In der Nacht hatte ich einen Albtraum. Ich träumte, ich hätte einen fabrikneuen VW bestellt. Doch als ich mir das Nummernschild besorgen wollte, streikten die Ämter. Ich sah mich mit meinem Wägelchen auf der Autobahn, gejagt von schnellen Autos. Ich träumte, ich würde eine Stunde um den Block fahren und einen Parkplatz suchen. Dann wachte ich auf – ohne Auto und ohne Sorgen. Ich hätte das wirklich gern gemacht mit dem Auto. Und ich hätte auch gern die Kfz-Steuer gespart. Vielleicht kaufe ich mir dieses Jahr ein neues Fahrrad. Und den Kindern auch. Heike Jahberg

Die Autostadt liegt in Fußnähe vom Bahnhof Wolfsburg. Die Tageskarte kostet 15 Euro für Erwachsene und sechs Euro für Schüler.

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