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Am 23. Oktober 1922 startete das erste Hörfunkprogramm in Deutschland, und zwar im Vox-Haus in Berlin..

Foto: Mike Wolff

© Tsp/Mike Wolff

Hörfunk und Fernsehen in der Hauptstadt : Was fehlt: Museum für Radio und Fernsehen

In Berlin startete das Radio in Deutschland, nach dem Krieg ging das Fernsehen auf Sendung.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Es sind gut ein Dutzend Plakate, mehr nicht. Aber sie firmieren als Ausstellung: „Auf Sendung!“. Die Plakate hängen im Theater Ost, was sich in den Resten des ehemaligen Fernsehzentrums in Berlin-Adlershof etabliert hat. Die Macher Claudia Opitz und Sebastian Köpcke wollen an 70 Jahre Orts- und Fernsehgeschichte erinnern. Ausgangspunkt ist der 21. Dezember 1952, kurz nach Stalins letztem Geburtstag ging das erste deutsche Fernsehen auf Sendung, vier Tage vor dem Start des Nordwestdeutschen Fernsehens in Hamburg. Erinnert wird an ideologisch eingefärbte Sendungen wie die „Aktuelle Kamera“ oder den „Schwarzen Kanal“, aber eben auch an das, was für künstlerische Qualität, Bildungsanspruch und gelungene Unterhaltung einstand: „Außenseiter – Spitzenreiter“ zum Bespiel und natürlich das „Sandmännchen“. usstellungsmacher Köpcke hat begonnen, Zeitzeugeninterviews aufzunehmen und auf seinem Youtube-Kanal zu veröffentlichen.

Fernsehsalon in der Kinemathek

Sprung von der Moriz-Seeler-Straße an die Potsdamer Straße, zur Deutschen Kinemathek, die sich als Museum für Film und Fernsehen versteht. Die Abteilung Fernsehen ist überschaubar, Leiterin Klaudia Wick ist auf die famose Idee gekommen, mit dem „Fernsehsalon“ in Präsenz und online Aufmerksamkeit zu generieren. Gerade war ARD-Talkerin Sandra Maischberger zu Gast.

Im Insgesamt der Berliner Museums- und Ausstellungslandschaft sind beide Projekte von kleiner Größe – und das in einer Stadt, wo die elektronischen Medien ihren Anfang nahmen. Am 28. Oktober 1923 hieß es „Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin Vox-Haus auf Welle 400 Meter“, mit der „Deutschen Stunde“ wurde das erste offizielle Hörfunkprogramm in Deutschland ausgestrahlt. Vom Beginn des Fernsehens war ja schon die Rede. Muss es nicht erstaunen, dass diesen Massenmedien in der Hauptstadt so gar kein Ort der Erinnerung, der Bewahrung, der Reflexion gewidmet ist?

Wird einer sagen: Noch ein Museum, bloß nicht! Erst mal: Es kann gar nicht genug Museen geben, wenn der Mensch wissen will, wo er herkommt und wo er hinwill. Ohne Vergangenheit keine Gegenwart keine Zukunft. Radio und Fernsehen sind wirkmächtige Wegbegleiter, essenzielle Sinn- und Unsinnstifter, ein Leben ohne Hörfunk und TV ist, Sie wissen schon.

Und wer je zweifelt, dass wenigstens das Fernsehen nicht auch anziehend ausgestellt werden kann, der sei an die famose Ausstellung „Der Traum vom Seher“ im Gasometer in Oberhausen erinnert. Das war 1997, Vergleichbares ist seitdem nicht passiert. Alle Versuche, ein Fernsehmuseum zu etablieren, sind im Sande verlaufen, diese Medien sind Medien ohne Gedächtnis. Unglaublich, aber wahr. Dabei werden Radio und Fernsehen von Menschen für Menschen gemacht.

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