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Anne Will im Berliner Studio ihrer sonntäglichen Talkshow.

© dpa / dpa/Jörg Carstensen

„Anne Will“ wird Ende 2023 eingestellt: Ein Abschied vom Premiumplatz

Die Moderatorin will sich neuen Projekten zuwenden. Ihre Nachfolge für das sonntägliche Format ist noch offen.

Hier verabschiedet sich jemand, der nicht verabschieden muss, sondern verabschieden will: Anne Will wird Ende 2023 zum letzten Mal ihre ARD-Talksendung moderieren. Damit endet die nach ihr benannte Sendung „Anne Will“, die sie seit 2007 jahrelang für Das Erste moderiert und produziert hat.

Meistgesehenes Talkformat

16 Jahre sind eine lange Zeit in diesem schnelllebigen Medium, und Anne Will hat es geschafft, ihren Talk in der Nachfolge von Sabine Christiansen und Günther Jauch auf dem sehr attraktiven Sendepatz am Sonntag nach dem „Tatort“ auf der gewohnten Flughöhe zu halten.

Nachdem Will 2011 von Jauch auf den Mittwoch verdrängt wurde, kehrte sie 2016 auf den Sonntag zurück. „Anne Will“ ist seitdem das meistgesehene Talkformat im deutschen Fernsehen. 2022 schauten laut des verantwortlichen NDR im Schnitt 3,6 Millionen Menschen die in Berlin-Adlershof produzierte Sendung.

Anne Will verabschiedet sich vom Premiumplatz im Ersten, nicht aber von NDR und ARD. Eine erneute Vertragsverlängerung für die bisherige Sendung schloss sie zugunsten neuer Projekte aus, über die sie sich auch mit dem NDR bereits im Gespräch befindet, wie der Sender mitteilte.

2024 ist Neustart angesagt! Dann ist Zeit für Veränderung, andere Projekte, neue Perspektiven.

Anne Will

Die Journalistin sagte: „Ich habe die Sendung immer außerordentlich gerne gemacht und bin unendlich dankbar für das Vertrauen in meine journalistische Arbeit und den großen Erfolg unserer Sendung.“ Sie wolle sich gemeinsam mit ihrem tollen Team voll auf die noch verbleibenden Sendungen konzentrieren, den Vertrag also mit unvermindertem Engagement und großer Freude erfüllen, möchte ihn aber nicht verlängern. „2024 ist Neustart angesagt! Dann ist Zeit für Veränderung, andere Projekte, neue Perspektiven.“

NDR-Intendant Jochen Knuth betonte, „die sonntäglichen Streitgespräche im Ersten sind Teil der deutschen TV-Geschichte und gelebte Pluralität. Unterschiedliche Positionen helfen dem Publikum bei der Meinungsbildung. Anne Will hat die politische Diskussion im Land über viele Jahre mit großem Erfolg geprägt: Sie informiert, überrascht, manchmal provoziert sie auch. Gäste und Publikum schätzen ihre Gradlinigkeit und Professionalität. Für diese konstante und starke Leistung bin ich Frau Will sehr dankbar. Wir richten den Blick nun nach vorne, freuen uns auf die nächsten Ausgaben ‚Anne Will’ und arbeiten bereits an Projekten für die Zukunft.“

Vorfreude auf 30 Sendungen

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl betonte sehr zurecht, wenn sich Anne Will neuen Herausforderungen stellt, ist dies bewundernswert, „macht sie aber als politische Journalistin eben auch aus. Es ist noch nicht Zeit, Abschied zu nehmen, sondern ich wünsche Anne Will für die folgenden 30 Ausgaben ihres Talk-Formats den Elan und die Diskussionsfreude, die ihre Sendung zu einem Markenzeichen gemacht haben und bei ihrem Publikum so beliebt sind.“

Was Anne Will, geboren 1966 in Köln, im Fernsehen geleistet hat, das hat sie mit Engagement, Einsatz, doch nie auf auf ewig gemacht. Nach einem Volontariat beim Sender Freies Berlin moderierte sie von 1992 an die Talkshow „Mal ehrlich“ und den „Sportpalast“.

Von 1996 bis 1998 war sie Gastgeberin in der WDR-Medienshow „Parlazzo“. Ab November 1999 präsentierte sie die bis dahin von Männern dominierte „Sportschau“, was sie schlagartig bei einem großen Publikum bekannt machte und für weitere, höhere Aufgaben qualifizierte.

Im April 2001 moderierte Will im Wechsel mit Ulrich Wickert, später mit Tom Buhrow die „Tagesthemen“. Bereits sechs Jahre später wählten die ARD-Intendanten Anne Will zur Nachfolgerin von Sabine Christiansen für den Talkplatz am Sonntag, bevor Günther Jauch sie 2011 auf den Mittwoch verdrängte. Will hielt durch und nach Jauchs Rückzug zu Jahresende kam sie wieder am Sonntag zum Zug - und das noch bis Ende 2023.

Was, wer kommt jetzt? „Über eine Nachfolge für das sonntägliche Format sind der NDR und die ARD in Gesprächen.“ Es bleibt bei Sonntag, 21.45 Uhr. Und es wäre keine Überraschung, wenn der Abschied von Anne Will nicht zu einer jüngeren Neubesetzung - die Moderatorin ist 56 - genutzt würde. Siehe „Hart aber fair“, siehe Louis Klamroth, 33, für Frank Plasberg, 65. Und alles andere als eine weibliche Nachbesetzung wäre eine Sensation.

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