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"Ohne Titel" (2014)

© Ulla Hahn

Ausstellung Ulla Hahn: Im Ärmel

Die Berliner Künstlerin Ulla Hahn zaubert Collagen aus alten Postkarten. Die Galerie Vincenz Sala zeigt ihre Arbeiten.

Es ist verwirrend. Vincenz Sala steht an einem Laden in der Potsdamer Straße, der Schreibbedarf verkaufte. Als das Geschäft schloss, zog die Galerie Helga Klosterfelde in die schönen Räume, über denen immer noch der Männername prangt. Gleichzeitig eröffneten in Paris wie in Berlin an gänzlich anderen Orten zwei neue Galerien namens – Vincenz Sala!

Hinter diesem Konzept stehen zwei Protagonisten, die schon in den achtziger Jahren in dem Potsdamer-Straße-Haus Ausstellungen organisierten. Sie haben ihre Idee von einst wiederbelebt und stellen in beiden Metropolen Künstler aus, mit denen sie teils schon früher gearbeitet haben. Dazu gehört die Berliner Künstlerin Ulla Hahn, die sich im hiesigen Projektraum (Helmstedter Str. 8, bis 20. Sept.) auf postkartengroße Formate konzentriert. Was mit dem Material zusammenhängt: Die Arbeiten bestehen tatsächlich aus Postkarten und zeigen Pin-ups, Schauspieler, Zimmerpflanzen oder Skulpturen der klassischen Moderne – und immer wieder ein viel zu blaues Meer. Dass die Personen aus diesen Technicolor-Tableaus nahezu verschwunden sind, merkt man erst auf den zweiten Blick. Ulla Hahn hat sie weggeschnitten, hier die Köpfe, dort den Körper entfernt. Die Löcher nutzt sie zur Durchsicht und montiert Motive hintereinander, bis abstrakte Kompositionen von seltsamer Schönheit entstehen; etwa wenn ein rötlicher Haarschopf auf Bronzefinger und einen violetten Stoffärmel trifft, an dessen Manschette sich die Falten wie auf mittelalterlichen Gemälden drapieren (700 Euro je Arbeit).

Der Betrachter muss sich diese Einsicht allerdings aneignen. Er sieht die Silhouetten der cut outs und ergänzt sie gedanklich durch die vertrauten Sujets. Das ergibt wunderbare Effekte, schürt Verwirrung und Erkennen, mischt Zufall mit gelenkten ästhetischen Prozessen. Es ist das ewig faszinierende Spiel mit Collage, Umkehrung und Dekonstruktion. „Man sieht nicht besser, wenn man alles sieht“ (Ulla Hahn).

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