zum Hauptinhalt
Der Fuchsbrunnen in den Berliner Ceciliengärten stammt von Max Esser, einem Schüler August Gauls, und wurde 1925 errichtet. 

© imago

Kolumne „Berliner Trüffel“ (15) : Der Fuchsbrunnen in den Ceciliengärten

Wo späht er hin? Max Essers Bronzetier steht hoch oben auf einer Stele. Die Brunnenschale unter ihm ist vor allem bei Kindern beliebt, fürs Sandkuchenbacken.

Eine Kolumne von Christiane Peitz

Warum schaut der Fuchs so gebannt nach unten? Weil er sein Spiegelbild in der Brunnenschale erspähen möchte? Weil so ein Fuchs im wirklichen Leben mit ähnlich gespitzten Ohren auf den Kaninchenbau starrt? Oder weil er in diesen Tagen auf erhöhtem Stelen-Posten darauf hofft, dass sein sich verjüngender Pfeiler samt Wasserbassin endlich von der zeltförmigen Winter-Verschalung befreit wird?

Der Fuchsbrunnen in den Schöneberger Ceciliengärten ist nicht nur bei Kindern beliebt. Auch die erwachsenen Anwohner:innen diskutieren gerne über die ungewöhnliche Blickrichtung des schlanken Geschöpf.s Und weil sie wissen, dass die Kinderliebe nicht zuletzt dem Brunnenwasser gilt – fürs Sandkuchenbacken auf dem Spielplatz nebenan -, haben sie das Gatter zwischen dem zweistufigen Brunnen-Oktogon und dem Sandkasten mit einem Kettenschloss zugesperrt. Der kurze Weg war einfach zu bequem - was regelmäßig dazu führte, dass der Brunnen vor lauter Sand und Förmchen verstopfte.

Die Stele und die Wasserschale des Fuchsbrunnens werden im Winter schützend verpackt.
Die Stele und die Wasserschale des Fuchsbrunnens werden im Winter schützend verpackt.

© Christiane Peitz

Das Törchen bleibt versperrt, damit die Kinder nicht ständig mit Sand das Brunnenbecken verstopfen.
Das Törchen bleibt versperrt, damit die Kinder nicht ständig mit Sand das Brunnenbecken verstopfen.

© Christiane Peitz

Max Esser, der Schöpfer des Fuchsbrunnens, war ein Schüler von August Gaul, der im gleichen Jahr, 1912, den Hirschbrunnen im Schöneberger Rudolph-Wilde-Park kreierte. Auch da thront das Wild oben auf einer Säule, vornehm vergoldet, aber längst nicht so elegant wie der grünspanige Bronzefuchs. Der ist einer der wenigen öffentlichen Werke von Esser – vielleicht blickt der Fuchs ja deshalb nach unten. Ist er gekränkt, fühlt sich verkannt? Hallo, schaut keiner zu mir auf?  Nun ja, der Bildhauer schaffte es später auf die Gottbegnadeten-Liste der Nationalsozialisten.   

Errichtet wurde die Fuchsstele erst nach dem Ersten Weltkrieg, als die schöne, mit Jugendstil-Elementen versehene Zwanziger-Jahre-Wohnsiedlung der Ceciliengärten entstand. Die Grünanlage zwischen den Häusern teilt sich der Fuchs mit einem Fontänenbrunnen, Rosenbeeten und zwei Bronzestatuen von Georg Kolbe, dem sich räkelnden „Morgen“ und der „Abend“-Figur mit müde herabgesunkenen Händen.

Am Südende der Ceciliengärten, unweit des Atelier-Torhauses, in dem anfangs der Maler Hans Baluschek wohnte, findet sich auf einer Infotafel zur Geschichte der Siedlung der Hinweis auf einen historischen Fuchs-Klau. Hans, du hast den Fuchs gestohlen?  Nein, es geschah später, 1945 war der Fuchs plötzlich weg. Dank einer polizeilichen Suchaktion fand er sich wieder, im Müllkasten in einer Neuköllner Laubenkolonie. 1961 wurde der Brunnen dann reaktiviert. Seitdem steht der Fuchs wieder auf seinem Pfeiler und passt auf sich auf.

Immer sonntags stellt die Serie „Berliner Trüffel“ Kunstwerke des öffentlichen Raums vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false