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Detail aus Max Lingners Wandbild am Bundesfinanzministerium.

© imago/Joko

Kolumne „Berliner Trüffel“ 14: Das Glück des Sozialismus

Hingucker DDR-Propaganda. Max Lingners monumentales Wandbild am Bundesfinanzministerium in der Leipziger Straße.

Eine Kolumne von Gunda Bartels

Der Aufbau einer sozialistischen Republik, das ist ein Spaziergang, kein Marsch. Obwohl, marschiert wird schon auch in der Pfeilerhalle des Bundesfinanzministeriums auf dem monumentalen Wandbild von Max Lingner.

Aber nicht mehr ganz so martialisch wie 1941, als die Fassade des damaligen „Reichsluftfahrtministeriums“ an der Leipziger Straße noch mit einem schauerlich propagandistischen „Soldaten-Relief“ dekoriert war.

In der DDR wird der monumentale Kasten zum „Haus der Ministerien“. 1952 kommt hier eine neue, auf diesen deutschen Staat zugeschnittene Propaganda an die Wand: Max Lingners 24 Meter langes Gemälde „Aufbau der Republik“, das in Kacheln aus Meissner Porzellan gebrannt wird.

Das monumentale Mosaik in der Pfeilerhalle an der Leipziger Straße.
Das monumentale Mosaik in der Pfeilerhalle an der Leipziger Straße.

© imago images/imagebroker

Heute ein irrer Anblick, der in der Kombination mit dem strengen Gepräge von Ernst Sagebiels NS-Bau und dem davor in den Boden eingelassenen „Denkmal des 17. Juni 1953“ so kontrastreich wie geschichtssatt anmutet. Auch wenn Touristen das Mosaik hinter den Pfeilern leicht übersehen.

Den Ein- und Auszug der Treuhand und auch den Einzug des Finanzministeriums hat das Werk gut überstanden. FDJ-Mädels, singende Pioniere, Arbeiter, Bauern, Wissenschaftler und Familien ziehen fröhlich singend und Fahnen schwenkend von links nach rechts. Auch Funktionäre mit Aktentasche fehlen nicht.

Die harmonisch-erdigen Braun-, Rot- und Gelbtöne werden vom Blau der Hemden und des strahlenden Himmels kontrastiert, dessen Idylle nur über den Fabriken im Hintergrund eindunkelt.

Auf Wunsch der SED-Granden Ulbricht und Grotewohl musste Max Lingner seinen Entwurf mehrfach ändern und auf Linie bringen. Dieses Wandbild dort, das die DDR überdauert hat, das hat er gehasst.

Immer sonntags stellt die Serie „Berliner Trüffel“ Kunstwerke des öffentlichen Raums vor.

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