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Gleiche Gesten. „19-07-22“ heißt die Arbeit, ihr Titel nennt den Tag der Entstehung.

© Galerie F. Schönfelder

Kunst von Guillem Nadal: Soweit die Arme reichen

Feuer, Erde, Holz und Torso: Die Galerie Schönfelder eröffnet mit Werken des katalanischen Künstlers Guillem Nadal.

Im Halbkreis ordnen sich die Strukturen zum Motiv. Immer dieselbe Bewegung, bloß leicht versetzt. So entstehen zarte Rinnen wie Spuren im sandigen, aufgeworfenen Grund. Soweit der Arm reicht: Es liegt nahe, dass Guillem Nadal diese Geste vor den Leinwänden in seinem Atelier im Radius der eigenen Arme vollführt.

Aber vielleicht muss es auch heißen: Soweit die Füße tragen, und ist weit mehr symbolisch gemeint, als es auf den ersten Blick scheint.

Der katalanische Künstler, der in Berlin mit seiner Ausstellung „Fire & Earth“ die junge Galerie Florian Schönfelder eröffnet, lebt auf Mallorca in einer Kleinstadt, seine täglichen Wege ähneln sich.

So könnten die Bilder auch von der Macht der existenziellen Gleichförmigkeit sprechen – von jener allerdings, die im Meditativen statt in der Ödnis wurzelt, mit der viele das Thema Wiederholung gleichsetzen.

Die Leinwand ist verbrannt

Nadal, Jahrgang 1957, wiederholt sich aus Prinzip. Sein Sujet ist die Natur, die er auf wenige symbolhafte Zeichen herunterbricht: auf Feuer, Erde, Holz, Torso und Kopf. Die Ausstellung „Fire & Earth“ umfasst Arbeiten, die zwischen 1995 und diesem Jahr entstanden sind – und wer sich nicht auskennt in seinem umfangreichen Werk, der kann kaum zwischen den einzelnen Phasen unterscheiden.

Vielleicht ist Nadal mit der Zeit abstrakter geworden. Das könnte man denken vor einer Installation wie „La mirada del foc“ aus den späten neunziger Jahren, die echte und gemalte Zweige einander gegenüberstellt. Die Leinwand ist an zahllosen Stellen verbrannt, ein Zeichen von Verletzlichkeit, die alles Lebende verbindet.

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Eine Bronze aus dünnen Ästen

Feuer als Lebensspender, Feuer als Gefahr: Nadals Botschaft steht klar im Raum. Doch dann sieht man „Illa“. Eine Bronze aus dünnen Ästen, deren oberen Enden einen winziger Körper formen.

Die Plastik stammt aus derselben Zeit und zeigt, wie sehr Nadals Vorgehensweise auch hier oszilliert: Vom Konkreten geht er ins Abstrakte und kommt zurück zur Konkretion.

Die Entscheidung zum retrospektiven Auftritt beruht auch darauf, dass Nadal hierzulande wenig verankert ist. In Spanien vertritt ihn die Galerie Pelaires neben Künstlern wie Jannis Kounellis oder Rebecca Horn, in der Stiftung Pilar i Joan Miró ist er ebenso vertreten wie in der Sammlung Würth.

[Galerie Florian Schönfelder, Fasanenstr. 28; bis 7. Dezember, Di–Sa 11–18 Uhr]

Dennoch hat man in Deutschland selten Gelegenheit, sich mit seinem Werk (Preise: 6000-25 000 Euro) zu beschäftigen. Florian Schönfelder, der Nadal ab jetzt vertritt, gibt in seinen Räumen die Möglichkeit, bevor Mitte Dezember die nächste Ausstellung mit Gemälden von Sarah Alexander eröffnet.

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