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Berliner Mischung. Conrad Jennings, Rainer Werner Fassbinder und Ingrid Caven vor dem Zoo-Palast.

© Lothar Lambert

Lothar Lamberts Filmstills: Der Underground von West-Berlin

Nacktheit, Fummel, Rassismus, Drogen, Lebensdramen. Davon erzählen Fotos des Regisseurs aus 50 Jahren als No-Budget-Filmemacher.

Schmuddelfilmer, Underground-König – das sind so die bösen, lieben Bezeichnungen für Lothar Lambert. In einer Ausstellung von Standfotos seiner No-Budget-Filme der letzten 50 Jahre sieht man mal wieder, wie international die Szene um den einstigen Berlinale-Stammgast war, der heute auf die 80 zugeht und 2019 seinen letzten Film herausbrachte.

Jim Jarmusch, Klaus Nomi, Ingrid Caven, Rainer Werner Fassbinder, Brigitte Mira, Günter Kaufmann, Evelyn Künneke – sie standen ebenso vor Lamberts Kamera wie die Laiendarsteller der legendären „Lambert-Family“.

40 Filme hat der Regisseur seit 1971 fabriziert und an die 2000 seiner kunterbunten Ölgemälde. Die sind in der Galerie Hirschheydt (Wielandstr. 31, bis 2.11.) nicht zu sehen, sondern stattdessen Gemälde des Lambert-Porträtisten Sigurd Wendland.

Sigurd Wendland porträtiert Lothar Lambert im Jahr 1988.

© Sigurd Wendland

Begleitet wird die Schau von einem voluminösen Fotobuch, das nicht nur Erhellendes über den Regisseur, sondern auch über die Geschichte der Kinematografie erzählt. Verfasst hat „Lothar Lambert Moving Stills“ (512 S., 65 €) der Galerist Michael von Hirschheydt, der sich mit Ausstellungen der Fotografien der Kamerafrau Elfi Mikesch und der Gemälde von Rosa von Praunheim schon häufiger um das queere Bildgedächtnis der Stadt verdient gemacht hat.

Nacktheit, Lebensdramen, Drogen, Theatralik, Fummel, Rassismus, Homosexualität, Nachtleben: Lamberts Filmstills zeigen die schiefe Fratze von West-Berlin. Und erinnern an Kultgestalten wie die Berlinale-Fotografin Erika Rabau, die bis zu ihrem Tod 2016 in seinen Filmen spielte.

Dass Lambert seiner Zeit voraus war, bebildern die Stills des Rassismus-Dramas „1 Berlin-Harlem“ (1974), das vom MoMA in New York angekauft wurde. Immer pflegt er den Blick von unten, scheut weder realistische Hässlichkeit, noch trashigen Camp. Nicht als schwuler Filmemacher, sondern als Filmemacher, der auch schwul ist – und die Brüste der Frauen ebenso wie die Menschen an sich verehrt.Gunda Bartels

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